200 km — wenn’s weniger ist reisen wir mit’m Rad an.

Der Frühling ist in 2018 gefühlt vier Wochen hinterher, die Schneeglöckchen stehen noch in voller Blüte und gleichnamige Frühlings-RTF steht an. Eine Woche zuvor war noch tiefster Winter mit zweistelligen Frostwerten und Schnee, gefolgt von einer sehr unbeständigen Woche mit Schneeregen. Zum Schneeglöckchenlauf-Wochenende versprach der Wetterdienst zwölf Stunden Sonnenscheindauer sowie 0 – 12°C. Vergangenes Jahr wurden ähnliche Werte erreicht.

Morgenstimmung kurz vor Sonnenaufgang.

Morgenstimmung kurz vor Sonnenaufgang.

Anmeldeschluß für die Nachmelder ist zehn Uhr, kurz nach sechs Uhr geht es gemütlich auf die siebzig Kilometer lange Anreisestrecke. Aus Fehlern im letzten Jahr gelernt ist die Streckenführung etwas gründlicher geplant, keine unasphaltierten Waldwege mehr. Unterm Strich hat sich an der Länge der Strecke durch die Anpassung keine Verlängerung ergeben.

Nach sternenklarer Nacht sind es kurz nach sechs Uhr nur minus drei Grad Celsius, alles ist dick mir Raureif überfroren. Auf der Straße ist es bis auf einige Stellen auf kleinen Nebenstraßen, an denen Schmelzwasserbäche vom Schnee am Rand festgefroren sind nicht glatt. Trotzdem möchte man hier nicht liegenbleiben und als Frühstück für Wildschweine oder Wölfe enden.

Landschaft bei Grüngräbchen.

Landschaft bei Grüngräbchen.

Bei KM 47 in der Nähe von Grüngräbchen kurzer Halt, um einen Riegel zu verzehren, das Frühstück ist raus. Wenig später, gegen neun Uhr Ankunft beim Veranstaltungsort, der Pulsnitzhalle in Ortrand, Brandenburg. Schnell angemeldet und sogleich das Kuchenbüffet aufgesucht, zwei Stücken Eierschecke und ein Becher Kaffee. Vor der Halle kann man zwar nett in der Sonne sitzen, der Böhmische Wind sorgt jedoch dafür, daß es nicht warm ist. Die Zeit läßt sich als Zuschauer beim 1-km-Kinderradeln direkt vor der Sporthalle überbrücken. Mit Erschrecken läßt sich sehen, wie vereinzelt ehrgeizige Eltern ihren Nachwuchs auf der Strecke anschieben, um ein besseres Ergebnis ihres Sprößlings zu ernötigen — bei einem 1-km-Kinderrennen! (Mir ist es ja fast egal, aber Eltern haben nichts auf der Wettkampfstrecke zu suchen und falls das Kind den Rundkurs nicht alleine findet, sollte es noch ein Jahr heranwachsen, bevor es in das »Wettkampf-Leben« einsteigt.)

RTF 110 km

11:05 fällt der Startschuß, über dreihundert Teilnehmer der 70- und der 110-km-Runde setzen sich in Bewegung. Der Streckenverlauf und die Windrichtung ist wie im vergangenen Jahr. Das heißt zunächst einmal vierzig Kilometer mit Rückenwind nach Nordosten. Die Zusammenarbeit der Gruppe ist mehr oder weniger okay bzw. spielt beim Rückenwind keine Rolle, nach dreißig Kilometern neutralisiert ein geschlossener Bahnübergang das Feld, welches wenig später am Verpflegungspunkt 1 in Saathain bei Bad Liebenwerda (KM 40) angelangt. An Herzhaftem, Süßem und Fruchtigem sowie heißem Kaffee ist alles geboten, was man sich wünscht.

Gelände eines einstigen Rittergutes in Saathain / Röderland.

Gelände eines einstigen Rittergutes in Saathain / Röderland.

Der Rückweg ist wie letztes Jahr gegen den Böhmischen Wind. Eine funktionierende Gruppe gibt es nicht, einige ärgern sich darüber, daß nicht energiesparender gefahren wird. Letztendlich zerlegt sich der Zusammenhalt am Heidehöhe (201 m) –  der höchsten Erhebung des Landes Brandenburg – mit einem Bergsprint.

Kurze Zeit später gelangt man zum Verpflegungspunkt 2 in Strauch (KM 70). Am Depot der örtlichen Feuerwehr gibt es Bratwurst vom Grill, zwingend notwendige Energieversorgung bei der Kälte (Tageshöchstwert bleibt einstellig) und dem Geballer am Wind.

Weiter geht es am Wind und Verpflegungspunkt 3 in Thiendorf OT Welxande (KM 95) wird erreicht.

Sehr empfehlenswert.

Sehr empfehlenswert.

Im Hofgut Kaltenbach von Fam. Noack wird Wurst aus eigener Herstellung gereicht. Eigentlich bin ich noch satt aber eine Schüssel leckere Kartoffelsuppe mit Bockwurst komme ich dann doch nicht vorbei. In der Hofscheune spielt wird Live-Musik gespielt, ältere Herren covern Klassiker von Southern Rock und Surfmusik.

Landschaft am Westrand der Königsbrücker Heide.

Landschaft am Westrand der Königsbrücker Heide.

Die letzten 15 Kilometer verfliegen dann mit Rückenwind wieder recht angenehm.

Trotzdem entscheide ich mich gegen die Option Abreise mit dem Rad — siebzig Kilometer gegen den Böhmischen Wind müssen heute nicht mehr sein. Die Stadt Ortrand hat ja einen Bahnhof und so geht es nach einem alkoholfreien Weizen auf zu selbigem und via Dresden-Neustadt bis Wilthen. Ab Wilthen dann wieder mit dem Rad.

STRAVA-Aktivität