Einmal über das böhmische Grenzgebirge und zurück

Mit der Tour sollen zwei Passbefahrungen im Lausitzer Gebirge abgehakt werden: Der Bärhübel (Medvědí vrch; 663 m) und der Schöbersattel (Stožecké sedlo; 602 m) von Süden. (Die Schöber-Nordrampe wurde schon öfter befahren, zuletzt 2023 im Herbst und im Frühling.)

★★☆★

Bei stabilem Vorfrühlingswetter (sonnig, um die 4 °C, fast windstill) gehts los. Am Ende des Tages ist das böhmische Grenzgebirge, hier Teil der Westsudeten und – en detail – das Lausitzer Gebirge zweimal komplett überquert. Der Bärhübel ist eingereiht in die südlichste Kette des Lausitzer Gebirges, wenn man da drüber ist kommt bis zum Böhmerwald bzw. den Alpen nicht mehr viel Bergiges. In die Bärhübel-Anfahrt von Norden geht es bei Falkenau (Falknov) im Tal des Kamnitzbaches. Zuvor muß noch die Hauptkammlinie des Lausitzer Gebirges sowie der vorgebirgige Kleinkram inkl. Lausitzer Bergland in voller Breite genommen werden.

Neubau in Langengrund (Dlouhý Důl)

Los gehts mit der Grenzüberquerung bei Sohland an der Spree (OT Neudorf). Statt des Standard-Weges nach Hainspach empfiehlt sich ein asphaltierter Forstweg etwas östlich davon mit einer unbenannten Kuppe von etwas über 450 m Höhe. Dieser Weg mündet bald in die Bezirksstraße II/266 in der Nähe der Einmündung der II/265. Diese geht es weiter nach Süden über Großschönau (Velký Šenov) und Zeidler (Brtníky) nach Wolfsberg (Vlčí Hora). Auf den gleichnamigen Berg führt leider immer noch kein befestigter Weg, am südlichen Waldrand ist Schluß fürs Straßenrad.

In Wolfsberg geht es steil hinab in den (Weiler) Langengrund. Viele ursprüngliche Häuschen haben sich hier erhalten oder werden saniert bzw. komplett neugebaut. Das Sträßchen erreicht bei Khaa (Kyjov) die Böhmische Schweiz. Es geht weiter entlang des Daubitzbaches mit interessanten Sandsteinformationen beiderseits und über einige Hügel bis schließlich bei Kreibitz (Chřibska) eine größere Siedlung erreicht wird.

In Kreibitz startet auch gleich die Anfahrt des Hauptkammes des Lausitzer Gebirges (via II/263) zum Sattel An der Kreuzbuche (U Křížového buku; 537 m). Die Einsattlung liegt zwischen dem Großen Ahrenberg (Javor; 693 m) und dem Breiteberg (Široký kopec; 611 m). (Der höchtste Punkt der ausgebauten Straße II/263 liegt etwa 200 m weiter südlich der alten historischen Wegkreuzung!) Eine Befahrung aus dieser Richtung gab es in 2020 schon einmal.

Nach Besichtigung einiger Bunkeranlagen der Landesverteidigung der Ersten Tschechoslowakischen Republik aus den 1930er Jahren (➚ Titelbild) – und der Frage im Hinterkopf, ob »der böhmische Gefreite« jemals bis Prag gekommen wäre, wenn sich die Tschechen hier in dem steilen Gebirge 1938 verteidigt hätten, statt den Einmarsch tatenlos hinzunehmen… – geht es über den historischen Weg hinab ins Kamnitztal bei Hillemühl (Mlýny).

Ein Stück des Flusses hinauf gelangt man schon nach Nieder Falkenau, von wo nach rechts abzweigend der Anstieg zum Bärhübel beginnt. Zunächst geht des moderat durch das Dorf, an der letzten Häusern vor dem Waldrand und danach wird es spürbar steil. Die Rampe ist nicht extrem lang und schon steht man auf einem Paß zwischen den Bergen Bärenfang (Medvědí hůrka; 644 m) zur Rechten und dem Bärhübel zur Linken. Dieser Jedličná genannte Paß mit ca. 580 m (ich hab nicht auf die Infotafel geschaut, wie viel es wirklich sind…) ist jedoch noch nicht die höchste Stelle, mit der man dem Gipfel des Bärhübel am nächsten kommt. Nach Osten biegt eine Straße ab und verläuft über die südliche Flanke des Bärhübel Richtung Kleis (Klíč; 760 m) – der markantesten Ehebung in der Umgebung. Ca. 1.300 Meter weiter erreicht man die Paßhöhe vom Bärhübel (Strava-Segment; quäldich-Beschreibung).

Am Bärhübel: zwischen hohen Buchen wird der Blick zum ➚ Kleis frei.

Nördlich gehts am Kleis (Klíč; 760 m) vorbei, der nächste Talort ist Röhrsdorf bei Zwickau (Svor). Hier beginnt der Anstieg der Schöber-Südrampe (Silnice I/9) und somit der Rückweg.

Impression in Röhrsdorf bei Zwickau (Svor).

Der Anstieg auf den Schöber ist ungefähr sechseinhalb Kilometer lang und mit reichlich 220 Höhenmetern recht moderat (Strava-Segment). Angesichts der Tageszeit und zu Dokumentationszwecken nehm ich die direkte Verbindung auf der Fernstraße in kauf. Ich weiß, daß der Randstreifen recht breit ist und man sich einigermaßen sicher fühlen kann. Schöner ist sicher der Radweg 3007 etwas östlich der Straße »im Wald«.

Die Schöberlinie.

Oben angekommen stehen 71 km und 1.525 m auf der Uhr, zudem glatt 04:00 h »Verstrichene Zeit«. Gute Gelegenheit für eine kleine Pause. Hochgelegener wirds heute nicht mehr.

Auf der »Touristen-Brücke« am Schöbersattel.

Abwärts gehts dann über die zunächst wieder dreispurige Silnice I/9 bis Niedergrund (Dolní Podluží) – erster Kreisverkehr nach dem Paß.

Blick von der Touristen-Brücke zum Tannenberg.

Im Kreisverkehr gehts nach Westen raus und via Sankt Georgenthal (Jiřetín pod Jedlovou) die altbekannte Vier-S-Linie (Schönlinde ⇨ Schluckenau ⇨ Sohland an der Spree ⇨ Schirgiswalde) nach Hause.

Etwas Selbstlob muß am Ende des Tages mal angebracht sein, oder lieber statistisch-nüchtern: eine Tour mit diesem Profil hat es Mitte März bisher noch nicht gegeben, selbst in den besten Zeiten nicht. Mehr als Zweitausend Höhenmeter auf reichlich einhundert Kilometer (BQ=18,23 ⇨ »Bergquotient« (Gesamtanstieg durch Gesamtstrecke)) ist ein Brett, das man sonst zwei Monate später zu bohren wagt. Aber schön, daß man noch Neues schafft ✌😇

STRAVA-Aktivität

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