Keine sechshundert Trainingskilometer und null Stunden Indoor-Cycling in diesem Jahr sind zwar nicht die besten Voraussetzungen für den ersten 200-km-Brevet im Jahr, aber das Wetter soll schön werden und fünfzig Prozent sind eh Kopfsache.

Die Anmeldung auf dem Parkplatz eines Sportheims bei Neumünster ist wie immer puristisch am Kofferraum des Wagens des Veranstalters. Meistens fährt Knut auch selber mit, heute kann er jedoch nicht.

Vom Start weg halt ich mich sehr bewußt aus der ersten Gruppe von etwa zehn Fahrern raus, aufgrund des Trainingsdefizits ist heute die einzige Devise Ankommen! In der zweiten Gruppe, etwas größer als die erste geht es gemütlich zu. Bei knapp vierzig Kilometer schau ich mich kurz um und muß feststellen, daß außer dem Mann neben mir und zwei in der ersten Reihe niemand mehr da ist. Zwei sind erfahrene Randonneure und mit Navi ausgerüstet – das ist gut, denn ich kenne die Strecke nur grob und ausgeschildert ist bei dieser Art Veranstaltung ja nichts. Der dritte Mann ist etwas jünger und fährt seinen ersten Brevet, als Grundlagenvorbereitung für den Ötztaler RM im August des Jahres. Bei KM sechzig sind einer der Randonneure und der Ötztaler-Kandidat nach hinten weg, wir treffen sie aber bei der ersten Kontrolle in Scharbeutz zehn Kilometer weiter wieder. Hier kaufen die Randonneure Kaffee & Kuchen und verzehren dies die Sonne genießend. Für den Ötztaler-Kandidat ist dieses Verhalten völlig neu, aber auf Brevets geht es eben nicht so hektisch zu, es sei denn, man fährt erste Gruppe. Während die beiden essen ziehe ich mir auch einen Kaffee und besorge im Dorfladen anderthalb Liter Wasser und fülle die Trinkflaschen auf.

Ab Scharbeutz gibt es Schiebewind, in dem hügeligen Gelände verlieren wir erst den einen Randonneur, dann bei neunzig Kilometer den Ötztaler-Kandidat und wenig später fehlt auch der zweite Randonneur. Ich nehm das Tempo raus, um ihn als Navigator wiederzubekommen. Wenig später ist er da und wir fahren bis zur Kontrolle 2 in Höhndorf bei KM 130. Hier möchte der Mann auf einen Kumpel warten, langes Warten ist nicht meine Sache und ich breche auf die letzten siebzig Kilometer alleine auf. Blöderweise steht der Wind jetzt direkt von vorn und der Teil mit der Kopfarbeit beginnt. Mit minimal 22 km / h auf der Uhr und kaputten Beinen stemme ich mich irgendwie vorwärts. Abbrechen geht ja mitten in der Provinz nicht und der Original-Track ist die beste Verbindung zum Ziel. Als es nur noch 35 Kilometer bis zum Ziel sind und die Beine wieder gehen stelle ich einen Navigationsfehler fest, der Randonneur meinte zwar, der Track ist einfach: immer geradeaus aber an einem Geradeaus wäre rechts rum richtig gewesen. Also zurück. Auf der Strecke fahre ich einen anderen Randonneur zu, er meint vor ihm ist nur die erste Gruppe. Zehn Kilometer weiter erreichen wir die dritte Kontrollstelle in Ascheberg (Holstein) bei KM 175, in der Tankstelle kauf ich eine Cola. Draußen kommt in dem Moment ein Teil der zweiten Gruppe von morgens, ich fahre mit denen die letzten 25 Kilometer ins Ziel. Der Wind hat auch etwas nachgelassen. Warum am letzten Ortsschild noch ein Sprint ausgetragen werden muß versteh ich nich ganz, scheint was Vereinsinternes einiger Mitfahrer zu sein.

Im Sportheims gibt’s nach dem Duschen eine Erbsensuppe mit Würstchen, dazu ein frisches alkoholfreies Weißbier. Am Tresen sitzen ein paar Mitglieder des örtlichen Sportvereins rum, trinken und rauchen.

Statistik:

212, 22 | 7:37:20 | 27,99

Wetter: Sonne, 3 – 13°C, Wind 10 km / h aus Südost bis Süd

1 Banane
3 Powerbar Ride Riegel
2 Powerbar Gels
2 Liter Xenofit Blutorange
0,33 Liter Cola
0,2 Liter Kaffee

Das Ergebnis ist sortiert nach Bruttozeit & Vornamen hier zu sehen. Die Datenbasis stammt von der Audaxclub-Seite .