10. August 2008 – NordCup Radmarathon – RSC-Kattenberg / Kaltenkirchen

In Kaltenkirchen ist wieder der letzte Marathon der NordCup-Serie und weil ich Nummer fünf und sechs (Wesseln und Schleswig) aus terminlichen Gründen nicht fahren konnte, wollte ich es noch einmal wissen. Fünf absolvierte machen sich auch besser als vier. Die äußerlichen Voraussetzungen konnten schlechter nicht sein, zum Start halb acht waren 14°C und Regen. Von den 112 Angemeldeten auf der Website kamen bzw. finishten bei dem Wetter immerhin fünfundneunzig. Zu den Wetterbedingungen kam akute Müdigkeit, da eine Stunde Schlaf nach durchfeierter Nacht nicht gerade üppig war. Die Erfahrung von Nortorf (Mitternacht-Radmarathon) hat aber gezeigt, daß man auch mal eine Nacht durchmachen kann, wenn man auf Alkohol vollständig verzichten kann.

Vom Start weg fand ich mich in der zweiten Gruppe wieder, die vom Rhythmus her aber nicht passte. Die erste Gruppe hatte einen Abstand von ca. dreihundert Metern und kam nicht weg, weswegen ich ein Lückezufahren wagte. Sinnvoll war die Aktion nicht, da wenig später eine Baustellenampel mit langer Rotphase das Feld wieder zusammenrücken lies. Von da an hielt ich mich bis KM 89 in dieser Gruppe von achtzehn Fahrern, es passierte nicht viel, das Tempo war hoch (34,5 bis Kontrollpunkt 2 bei KM 76) und es mussten öfter mal Lücken zugefahren werden, weil sich die Gruppe in die Länge zog, wenn vorne angezogen wurde. Der Regen war mal stärker, mal schwächer und trotz des Windes aus Westen sah es nicht nach aufklaren aus. Bei KM 89, auf einem schmaler Waldweg mit Hindernissen – vom Wind heruntergerissene Äste blockierten immer wieder den Weg und brachten den Rhythmus der Gruppe auseinander – stieg ich mit einem anderen Fahrer aus und vor mein eigenes Tempo. Immerhin waren noch hundertunddreißig Kilometer zu fahren. Der zweite war nach kurzer Zeit weg und bis zur Kontrollstelle 3 bei KM 117 war ich allein. Von hinten überholte nur ein einzelner Fahrer mit Triathlonlenker. In der Ferne sah ich kurz einen großen rot-weiß gekleideten Fahrer, der Abstand war mindestens ein Kilometer. Es muß wohl Hermann gewesen sein, der an KP 3 losfuhr, als ich ankam.

Hier gab es eine warme Brühe (nicht zu heiß, denn man wollte sie ja sofort trinken) und drei Fahrer, die auch aus der ersten Gruppe ausgestiegen waren. Die Brühe tat ganz gut und ich fuhr dann mit den drein weiter bis KP 4 (KM 146). Zwischendurch holten wir Hermann ein und überholten einen Rostocker Fahrer, der eine Reifenpanne hatte. Beim KP 4 gab es die Warmverpflegung, ich hatte darauf verzichtet und startete alleine auf die achtundvierzig Kilometer lange Etappe bis zum letzten KP. Fünf Kilometer weiter stand Hermann am Straßenrand, auch Reifenpanne. Dieses Unglück sollte mir auch nicht verwehrt bleiben und bei KM 156 entwich vorne die Luft.

In einer Bushaltestelle in Lebatz Gem. Ahrensbök wechselte ich den Schlauch, bekam aber keine Luft in den Reifen. Ich schob es auf die neue Luftpumpe, die ich vorher noch nicht ausprobiert hatte und wartete nachfolgende Fahrer ab. Bald kam Hermann und der Liegeradfahrer, die hatten aber auch keine Pumpe mit Auto-Ventilaufsatz. Neben der Haltestelle lag ein Gasthaus und der Kellner, älterer Herr, gebürtiger Italiener und Radprofi [sic!] von 1956 bis 60, konnte mir mit einer Standpumpe mit Barometer helfen. Mit der Luft klappte es immer noch nicht und ich stellte fest, daß der fabrikneue Schlauch einen Schnitt von fünf Millimeter Länge hatte. Mein zweiter und letzter Ersatzschlauch passte dann und nach einem Kaffee und der Lebensgeschichte des Rennfahrers a. D. brach ich auf. Ich habe nicht geguckt, wie viel Zeit die Panne gekostet hat, aber viele Fahrer sind in der Zeit nicht vorbeigekommen, ich schätze die Zahl auf unter zwanzig (eine kleine Gruppe und sonst nur einzelne).

Die letzten sechzig Kilometer hoffte ich, nicht noch eine Panne zu bekommen, denn 26-Zoll-Schläuche für Mountainbikes bekommt man Sonntagnachmittag in der norddeutschen Weitläufigkeit nur schwierig. Zur Not hatte ich ja die Rufnummer des Besenwagens. Das Wetter besserte sich im Laufe des Nachmittags und es gab nur noch wenige Schauer. Dafür war der Wind jetzt die ganze Zeit von vorn. Bei KM 190 holten mich die drei von Vormittag wieder ein, als ich zur Orientierung anhalten musste. Mit ihnen bin ich dann auch zu Ende gefahren. An KP 5, fünfundzwanzig Kilometer vor dem Ziel haben wir für meine Verhältnisse lange pausiert, weil die Jungs noch Kaffee trinken wollten. Wir erreichten dann Kaltenkirchen halb fünf im Sonnenschein.

Abgesehen von der Reifenpanne – wieder mal eine Bestätigung, daß der Schwalbe Marathon Slick Reifen bei Regen nichts taugt, denn die beiden Steine, die den Schlauch zerstört haben wären beim Marathon XR nicht durchgegangen – war es eine nette Tour, wohl die mit den meisten Höhenmetern beim NordCup insgesamt. Die Bezeichnung Wellenritt trägt dieser Marathon aus gutem Grund.

[220,19 / 9:01:00]


Foto: (c) RSC Kattenberg