Monat: April 2011

Sechs-und-ein-halb-Hügel-Runde

Der Manu hat sich für den Karfreitag-Vormittag eine schöne MTB-Runde über einige Höhen des Oberlausitzer Berglandes ausgedacht. In aller Herrgottsfrühe (kurz nach um sieben) steht er bei mir vor der Tür, wir holen noch den Max ab, dann geht es im – für mich – Renntempo über Kälbersteine, Bi.-boh, Cz.-boh, Hochstein auf den Löbauer Berg. Während ich die Jungs mit der Landkarte ablenke (»Schaut schon mal, wo es weiter geht …«) zieh ich mir beim freundlichen Gastwirt eine Cola rein, das meiste davon ist abgestanden vom Vortag, sehr praktisch, weil dann mit weniger Kohlensäure versehen. Eine halbe Tüte Studentenfutter und einen Riegel hinterher und schon wird weiter gefahren. Letzter Anstieg ist der Kottmar, die Jungs wollen nicht meinen Weg nach oben, ist ihnen zu kurz, what ever …, jedenfalls kann ich so als erster den Gipfel erreichen und feststellen, daß das Restaurant geschlossen hat. Im Rucksack ist nicht mehr viel zu essen und so wird ein anatolisches Schnellrestaurant am Fuße des Berges angesteuert, noch eine Cola und eine Art Nudelsalat. Das reicht für die letzten 25 km.

Statistik
90,89 km / ca. 1.600 Hm / 4:58:29 h
Wetterinfo: 10 – 26°C, heiter, sonnig, Wind: ja, aus West

Route


Radroute 923996 – powered by Bikemap

NordCup-Radmarathons: Rudi-Bode-RM / Hamburg-Hamm (17.04.2011)

Saison-Auftakt der Rennradmarathons wieder klassisch zum Rudi-Bode-RM in Hamburg-Hamm. Leider will mein langjähriger Team-Kollege dieses Jahr nicht mitfahren und so Anreise allein. Mit einem Google-Roadbook auf Papier finde ich den Startort am anderen Ende von Hamburg mehr mit Glück als mit Ortskenntnis. Nochmal Glück gibt’s bei der Parkplatzsuche auf dem beengten Gelände einer Gewerbeschule – der letzte Parkplatz ist meiner!

Bis zum Start hab ich noch knapp zwanzig Minuten, von denen ich gefühlt 15 in der Schlange bei der Anmeldung verbringe. Die übliche Fritz-Kola und Banane vorher muß im Eilverfahren konsumiert werden und dann ab in die Startaufstellung, wie immer möglichst weit vorne. Hier wird man von einigen Bekannten begrüßt: »Naaa, gut durch den Winter gekommen?!? :-)« – »Ähhh, ja – ich hoffe, das hier heute gut zu überstehen :-/« Einen 200er Brevet vor vier Wochen und eine bergige 160-Kilometer-Tour im Harz ist leider die einzige Vorbereitung für die Langstrecke. Nachdem sich das Feld nach den ersten unschönen Kilometern in der Stadt wieder gefunden hat höre ich hinter mir Gespräche, wer wo im Süden im Frühlingstrainigslager war oder wer wie immer jeden Winter durchgefahren ist. Bei mir gab es weder das Eine noch das Andere, dafür wochenlang kein Sport wegen krank. Ich denke trotzdem, in der vordersten Gruppe mitzufahren – so kann ich hinterher wenigstens behaupten, alles gegeben und nichts ausgelassen zu haben.

Mit nur selten über 40 km/h zieht die ebenso mensch-zählige Gruppe hinaus nach Altengamme zur ersten Kontrolle bei KM 29. Das Feld teilt sich hier, einige fahren wie immer gleich durch, einige verpflegen sich kurz. Ich besorge mir zwei halbe Brötchen und fahr mit drei Bekannten von St. Pauli und zwei Unbekannten los. Auf dem Altengammer Hauptdeich – südlich die Elbe, nördlich Altengamme – sehen wir in weiter Ferne Teile der ersten Gruppe. Als ich denke »Na ja, das sind mehr als tausend Meter, die wollen wir ja sicher nicht einholen …« fallen hinter mir die Worte »Los, die kriegen wir doch noch?!!!« Ich hab nicht auf die Uhr geguckt, aber lang hat es nicht gedauert und die Frage ist mit ja beantwortet und wir haben wieder eine schöne Gruppe von zwanzig Leuten. Die meisten bleiben auch nach der einzigen Steigung des Tages, der Wand von Tesperhude hinter Geesthacht dabei.

Kontrolle 2 ist bei KM 63 in Gülzow, der Tacho zeigt einen 35,5er Schnitt, natürlich ist das für diese Jahreszeit zu schnell, aber die Vernunft ist offenbar mal wieder zu Hause geblieben.

Bis KP 3 (KM 108) am Schaalseekanal, einem idyllischen Flecken j. w. d., passiert nichts Aufregendes. Ab hier weht der Wind nun jedoch von vorn und der Nachhauseweg wird spürbar intensiver. Ab KM 140 verabschiede ich mich von der Führungsarbeit der Gruppe und fahre nur noch mit. Jetzt läßt es sich nicht mehr leugnen, daß diese 16er-Gruppe etwas zu flott unterwegs ist.

Kurz darauf an einem Abzweig in einen schmalen Weg schmiert vor mir ein Fahrer auf Sand ab. Außer einer Abschürfung an der linken Gesäßseite ist ihm zum Glück nichts passiert und in Sekundenschnelle geht’s weiter. Bei KM 150, keine zwei Stunden mehr bis zum Ziel, nehme ich an, daß der Tag doch noch ein gutes Ende nehmen wird.

An KP 4 (KM 157), wieder Gülzow, liegt der Schnitt noch bei 34,5. Wir treffen hier auf zahlreiche Teilnehmer der RTFs. Etwa 15 hängen sich in unsere Gruppe, was vorne einige animiert, das Tempo zu erhöhen. Wie morgens um die 40 km/h, nur dieses Mal in Einerreihe und gegen den Wind. Etwa 15 km später muß ich passen.

Nur noch 28 bis 30 km/h fahr ich gemütlich weiter bis KP 5 (KM 181), wieder Altengamme. Die Pauli-Leute sind noch hier und wollen gerade los, ohne Pause häng ich mich dazwischen, für den Kontrollstempel und eine Scheibe Rosinenbrot im Fahren verzehrt langt die Zeit aber noch.

Die letzten reichlich dreißig Kilometer führen durch ländlich anmutende Vororte von Hamburg. Auf der Straße ist viel los, rechts die RTF-Gruppen, links Gegenverkehr, dazu enge, unübersichtliche Kurven. Das es keinen Unfall gibt ist ein Wunder. Paar mutige RTF-Fahrer versuchen der Gruppe hinterher zu steigen scheitern aber schnell. Tempo 35 plus x, dazu immer wieder schmerzhaftes Antreten nach Kreuzungen oder wenn PKW überholt werden. Manche nennen das Intervall-Training.

Entgegen aller Ermüdungserscheinungen kann sich der Willen schließlich doch durchsetzen, mit dem St. Pauli Radteam & Co. zu finishen. Die Sonne ist draußen, es sind fast zwanzig Grad Celsius und ein schöner Tag. Danke den Veranstaltern von Endspurt Hamburg! Danke für den Windschatten und vielleicht in zwei Wochen in Husum die Runde 2.

Statistik

215,36 km / 6:22:56 / 33,74

Wetterinfo: 10 – 18°C, bedeckt, heiter, sonnig, Wind: 25 km/h aus West

Die Harzreise

Hier und da liest man, daß der Brockenberg im Harz »seit Menschengedenken« die Leute magisch anzieht. Ich weiß nicht was es ist, ich find es einfach schön da und es ist die einzige Möglichkeit im Norden paar Höhenmeter zu machen. An diesem Wochenende sieht die Wettervorhersage gut aus (knapp zwanzig Grad, am Nachmittag Schauer möglich) und ich richte mir den Sonntag spontan für einen Tagesausflug im Harz ein. Eine Tour fürs Rennrad ist schnell zusammengestellt.

Der Ausgangspunkt ist Wernigerode, im Zentrum befinden sich zwei Parkhäuser, die mit dem Parkleitsystem der Stadt schnell gefunden sind. Morgens halb neun sind schon 15°C, ich trau dem aber nicht und nehme lieber die warme und winddichte Softshell-Jacke auf die Tour, um beim alpinen Charakter des Hochharzes keine böse Überraschung zu erleben (Es ist Anfang April!). Eine Runde um den Parkhausblock und über den historischen Marktplatz – noch ist alles ruhig, kein touristisches Treiben – und dann ab auf den Track, knapp vierzig Kilometer flach bis hügelig parallel zum Haupthöhenzug nach Westen über Ilsenburg und Bad Harzburg bis Goslar. Die Luft riecht vertraut nach Frühling und Waldlandschaft.

Wernigerode, Marktplatz und Rathaus

Wernigerode, Marktplatz und Rathaus

 

Zwischen dem Oker-Tal und Goslar führt der Track über einen asphaltierten Waldweg, der von Frostschäden, angespülten Sedimenten und Hinterlassenschaften der Forstbewirtschaftung teils sehr off-roadig ist. Ein Pärchen Wanderer versichert mir, der Weg ist bis Goslar durchgehend asphaltiert.

Goslar ist eine schöne Stadt mit viel Fachwerk und engen Gassen aber zu vielen parkenden Autos. Es ist Vormittag, das Personal der Gasthäuser hat Tische und Stühle raus gestellt und Urlauber sitzen rum. Eine Gruppe Asiaten läuft umher und fotografiert klischeehaft alles. Ich mach nur paar Bin-dagewesen-Fotos am Marktplatz, frühstücke einen Energieriegel und freu mich auf die erste Steigung, elf von siebzehn Kilometer, hinauf nach Clausthal-Zellerfeld auf ca. 600 m. ü. d. M.

Mit noch frischen Beinen, frohen Mutes und völliger Selbstüberschätzung nehm den Berg in Angriff und denk oben, ob das mal weiter so gut weiter geht. Hier in Clausthal ist nichts los, ein paar Motor-Biker lungern an einer Tankstelle rum und trinken Kaffee. Rasant geht es wieder hinab nach Oker, vorbei an der Oker-Talsperre. An einem kleinen Café direkt an der Staumauer mit Werbung für Steaks vom Grill sitzen ebenfalls einige Ausflügler und freuen sich des schönen Wetters.

Die Oker-Talsperre

Die Oker-Talsperre

 

 

Wieder unten in der Ortschaft Oker auf ca. 250 m. ü. d. M. geht es ein Stück des Weges vom Morgen zurück nach Bad Harzburg. Es ist zu warm für die Jacke aber zusammengerollt kann ich sie am CamelBak befestigen. In Bad Harzburg besorge ich an einer Tankstelle neues Wasser und ein kleine Cola, um die zweite Steigung, neun Kilometer von Bad Harzburg hoch nach Torfhaus zu überstehen. Auf der Uhr stehen über neunzig Kilometer und nicht nur das Schild bei 700 m. ü. d. M sagt Herzlich willkommen im Nationalpark Harz – die Beine antworten es ebenfalls. Noch ca. einhundert Höhenmeter und ich erreiche das Nationalpark Besucherzentrum auf der Passhöhe von Torfhaus. Auf dem Parkplatz stehen hunderte Motorräder und der Biergarten ist voller Ausflügler. Den beim Anstieg verworfenen Plan, auch noch auf den Brocken zu fahren Stelle ich beim Anblick des Berges von hier aus noch mal zu Disposition und Rolle irgendwie erholt hinab nach Braunlage auf 550 m. ü. d. M. Auf der Uhr einer Bank steht die Anzeige auf kurz vor vierzehn Uhr die Anfahrt auf den Brocken wird wieder festes Ziel des Tages. Maximal bis sechzehn Uhr bin ich oben.

Auf dem Weg von Braunlage über Elend nach Schierke am Brocken wird die Wetterprognose Realität und es fängt an zu regnen. Ich erwische den ersten Schauer nur so halb und kriege mehr Feuchtigkeit von der nassen Straße unten als vom Himmel ab. Die Schuhe sind fast durch aber obenrum ist noch alles trocken. In Schierke wird klar, daß die Bauarbeiten am Belag der Brockenstraße noch nicht abgeschlossen sind. Vor etwa zwei Jahren haben die begonnen und ich hab insgeheim gehofft … leider vergebens. Am Ortsausgang Schierke – zehn Kilometer bis auf den Gipfel – ist die Straße trocken. Noch ein kurzer Stopp für einen Riegel, der fünfte des Tages, langsam hab ich es satt, einen großen Schluck Iso und einen kleinen Cola, und mit dem Vers Keine weiße Fahne, kein fauler Kompromiss // es gibt nur eine Regel, sie heißt: alles oder nichts! im Kopf geht es bergan. Ich weiß nicht, wie oft ich den Brocken schon gefahren bin, aber immer bequem MTB, nie mit dem Rennrad und noch nie mit über 120 Kilometer in den Beinen und auch noch nie so zeitig im Jahr. Die ersten drei Kilometer gehen locker, noch einer weiter hinter einem Bahnübergang über die Brockenbahn endet der sanierte Teil der Straße. Ganz gleichmäßig und mit größter Vorsicht nehm ich die fiesen Rampen. Am zweiten Bahnübergang muß ich anhalten, weil ein Zug von oben durch gedampft kommt. Ohne Krämpfe geht es wieder in Tritt und im Höhenrausch gehen auch die letzten zweihundert Höhenmeter vorbei. Endlich angekommen und wieder einen Punkt abgehakt!

Ich war da und es war anstrengend

Ich war da und es war anstrengend

 

 

Auf dem Plateau ist nicht viel los, es ist noch nicht halb vier und die meisten Wanderer und Bahnreisenden sind wohl schon wieder runter vom Berg oder es ist noch zu früh in der Saison, keine Ahnung … ich freu mich auf was zum Essen, Kaffee, ein alkoholfreies Weißbier. Leider hat das auf Massenabfertigung ausgelegte und treffenderweise so bezeichnete Bergrestaurant »Touristensaal« mit Verweis auf eine Großveranstaltung und die Alternativen Café Hexenklause im Brockenhotel oder Bahnhofsgaststätte geschlossen. Als abgekämpfter Biker ist mir das Café zu fein und ich zieh die Bahnhofskneipe vor.

Das Brockenhotel

Das Brockenhotel

 

 

Ein Teller Nudeln mit Tomatensoße und Wurst sowie ein Erdinger und ein Kaffee bilden hier die energetische Grundlage für die letzten dreißig Kilometer zurück nach Wernigerode. Während des Essens berichten einströmende Wanderer vom beginnenden Regen. Ich denke, die steile Abfahrt auf der schlechten Straße und dann noch naß … aber es könnte ja auch schneien, also halb so schlimm und noch sind plus 13°C.

Die Reste vom Winter

Die Reste vom Winter

Draußen befindet sich jetzt eine Gruppe von vier oder fünf ebenfalls Rennradfahrern und schaut nach der Abfahrt des nächsten Zuges. Ich mach mich derweil auf eigenen Rädern zur Abfahrt. Es ist ziemlich ungemütlich und ich bereue die winddichte Softshell-Jacke kein Stück. Mit fallenden Höhenmetern steigt die Temperatur, aber auch die Intensität des Regens. Da eh alles durch ist spielt es aber keine Rolle mehr. Kurz vor Drei Annen Hohne kommt von hinten die Gruppe Rennradfahrer vom Brocken, fährt ein Stück mit mir mit und zieht dann das Tempo an, ich freu mich, im Windschatten bequem weiter zu kommen. Nach kurzer Zeit müssen sie das Tempo rausnehmen, weil einer ihrer Kollegen verloren gegangen ist, ich fahr die letzten zehn Kilometer bis Wernigerode alleine weiter und sehe sie nie wieder …

 

Fazit des Tages: sehr schöne Tour, sehr intensiv und um es abzuschließen ein passendes Zitat:

»Keiner ist so verrückt, daß er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht.« – Heinrich Heine Die Harzreise

Statistik:

160,06 km | ca. 2.400 Hm | 6:49:53 h | 23,43 km/h

Wetter: 10 – 22 °C, Vormittag Sonne, Nachmittag bedeckt, Schauer

3 Powerbar Ride Riegel
1 Powerbar Natural Energy Riegel
2 Allos Fruchtschnitten Riegel
1 Teller Nudeln / Tomatensoße / Wurst
2,25 Liter Xenofit Blutorange
2 Liter Mineralwasser
0,5 Liter Cola
0,5 Liter Erdinger Weißbier alkoholfrei
0,3 Liter Kaffee

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