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Die Harzreise II

Der freie Tag und das vorhergesagte sommerliche Wetter bieten sich an, in die Berge zu fahren. Mit dem Geländefahrrad im Gepäck bin ich in drei Stunden in Wernigerode.

Zehn Minuten aufsatteln im Parkhaus »Zentrum« in der Pfarrstraße und ab in die Spur auf dem Europa-Radweg R1 von Wernigerode bis Ilsenburg. Direkt hinter der Brücke über das Flüsschen Ilse beginnt der zwölf Kilometer lange Anstieg auf den Brocken. Knapp eintausend Höhenmeter gilt es zu überwinden. Im ersten Drittel ist der Anstieg noch relativ flach, mal links, mal rechts rauscht der Ilse-Bach, alter Mischwaldbestand bietet Schatten. Ab der Hälfte wird das Gelände offener und die Sonne drückt spürbar. Vor zwei Jahren gab es hier noch mehr hohen Fichtenbestand aber irgendwas hat für großflächiges Baumsterben wie in den 1980er Jahren gesorgt.

Das Ziel winkt in der Ferne & man ist nicht allein

Das Ziel winkt in der Ferne & man ist nicht allein

Am Abzweig Hermannsklippen entscheide ich mich wie immer für die Variante »Brocken / Steiler Anstieg 5,4 km«. Zwei Kilometer weiter mündet der Weg in den beliebten Hirtenstieg. Zur DDR-Grenzsicherung wurde der einstige Pfad mit Betongitterplatten belegt und zum Kolonnenweg ausgebaut. Die unbarmherzige Steilheit des Anstiegs bis jenseits der 25 Prozent Steigung lassen immer wieder einen ganz besonderen Erlebniswert aufkommen. Der Genuß auf den letzten 2,8 km dauert dieses Mal 26 Minuten und ich verfehle das ewige Ziel Brocken-Aufstieg ab Ilsenburg in unter einer Stunde um sieben Minuten.

Hirtenstieg kurz vor "oben"

Hirtenstieg kurz vor „oben“

Auf dem Brocken-Plateau (1.142 m) ist es brechend voll, Wanderer, Radfahrer und Menschen, die der Dampfzug hochtransportiert tummeln sich. Bei frischen zehn Grad gönn ich mir zur Stärkung im Biergarten eine Linsensuppe mit Wurst, ein alk-freies Weißbier und einen Kaffee.

Gipfel zwei den Tages ist der Wurmberg, mit 971 m der zweithöchste Berg des Harzes. Dazu geht es die Brockenstraße hinab bis kurz vor den Ortseingang Schierke und hier scharf rechts in die Sandbrinkstraße. Diese steigt stetig an bis zum Kreuzungspunkt am Dreieckigen Pfahl, einem alten Grenzstein aus Granit.

Anstieg Wurmberg: die Downhiller schieben lieber.

Anstieg Wurmberg: die Downhiller schieben lieber.

Wieder über einen Ex-Kolonnenweg geht es Richtung Wurmberg. Auch hier sind die letzten Höhenmeter wieder besonders Steil aber statt Platte ist der Untergrund auf den letzten paarhundert Metern loser Schotter. Der Biergarten der Berggaststätte ist auch hier gut besucht. Ich halt mich aber nicht länger auf und fahre über den Asphaltweg hinab nach Braunlage. Im Ortszentrum findet sich bald der Einstieg in einen blaumarkierten Wanderweg zum Silberteich . Am Ostufer fahre ich nach Norden bis zur Talsperre Oderteich.

Oderbrücktalsperre, wenig Wasser und Waldsterben am andern Ufer.

Oderbrücktalsperre, wenig Wasser und Waldsterben am andern Ufer.

Der Pegel des Sees ist niedrig gefallen und einige Leute liegen auf dem so entstandenen Strand. Durch das sonst überflutete Gebiet zieht sich ein schmaler Weg am Westufer des Sees entlang. Irgendwann wird dieser immer schmaler und läuft sich zwischen umgestürzten Bäumen aus. Bis zum offiziellen Wanderweg am Westufer sind so einige hundert Meter Tragepassage durch den Urwald zu bewältigen. Leider verläuft der Wanderweg aufgrund des sumpfigen Untergrundes über Bohlen und Stege, ist als Bike-Trail nicht zuletzt wegen der Fußgänger nicht optimal. Drei Kilometer später mündet der Pfad bei Torfhaus auf die Bundesstraße 4.

Das Café am Infozentrum Harz in Torfhaus ist wieder Anlaufpunkt hunderter Motorradfahrer. Ich orientiere mich nach der Eckertalsperre und über breite Waldwege ist die Staumauer bald erreicht. Auch hier ist der Pegel niedrig, am Ufer großflächig Fichtenwald abgestorben.

Blick über die Eckertalsperre Richtung Brocken

Blick über die Eckertalsperre Richtung Brocken

Über Großes Sandtal, Ilsetal, Plessenburg und Bielsteinchaussee geht es zurück nach Wernigerode. Bei der Abfahrt Bielsteinchaussee gewinne ich neue Freunde aus der Kategorie aktiver Teilnehmer Herrenpartie, die sich vom Geräusch Mountainbike auf Schotterweg geweckt panisch umdrehen und per Hechstsprung aus dem Weg bringen. Flüche und Drohgebärden werden durch die nachgezogene Staubfahne wirkungsvoll gedämpft, ich hoffe die Jungs im Tal nicht wieder zu sehen.

Folgender Klimax des Ausweichverhaltens läßt sich dabei in Abhängigkeit der Fahrgeschwindigkeit beobachten:
– ab 30 km / h wird man bemerkt
– ab 40 km / h treten sie respektvoll beiseite
– ab 50 km / h springen sie panisch rüber
– ab 60 km / h panischer Sprung unter Mitreißen des benachbarten Weggefährten

Eine Bratwurst bei einem Fest auf dem historischen Marktplatz und ein richtiges Essen beim Lieblingsitaliener runden den Tag kulinarisch ab.

Den Track gibt es hier.

Statistik:
106,02 km | ca. 2.100 Hm | 6:10:53 h

Haspa Marathon Hamburg 2011

Die Veranstaltung war eine super Sache, die Stimmung an der Strecke, Musik – live Kapellen und Beschallung mit Lautsprecherboxen vom Balkon -, Jubel, Anfeuern der Leute war wunderbar. Ich hatte das Gefühl, ganz Hamburg ist auf den Beinen, entweder auf der Laufstrecke oder am Straßenrand.

Persönlich bin ich mit dem Verlauf und dem Ergebnis bei meinem Lauf-Debüt sehr zufrieden. Das Ziel war es schön gleichmäßig durchzulaufen, genügend zu trinken, um keine Krämpfe zu bekommen und es ist gelungen. Zwischen KM 38 und vierzig dachte ich, langsam reicht es, aber auf dem letzten Kilometer wird man quasi vom Publikum ins Ziel gezogen.

Die 18 bis 23°C Lufttemperatur und die hohe Luftfeuchte wurde in einigen Medien als Hitzeschlacht propagiert, viele Läufer kamen damit nicht klar, ich kann dies nicht bestätigen, über weite Teile verlief die Strecke durch Alleenstraßen mit viel Schatten, etwas Wind sorgte zu dem für Kühlung.

Das Flüssigkeitsproblem löste ich mit einer 0,75 Liter Fahrradflasche von Powerbar, sie liegt gut in der Hand. An den Wasserstellen an jedem Kilometer wurde sie bei Bedarf aufgefüllt, zusätzlich dreimal mit isotonischem Getränkepulver angesetzt. Zwei halbe Bananen und drei oder vier Becher Powerade Mountain Blast à ca. 0,15 Liter vom Veranstalter bildeten die Ernährungsgrundlage während des Laufes. Für die Not hatte ich noch ein Gel dabei, es wurde aber nicht benötigt. Generell empfand ich Essen nicht so als das Problem, die Dehydrierung zu vermeiden ist akuter.

Mal sehen, vielleicht nächstes Jahr wieder ….

Ergebnis:

Gesamt

Platz (M/W) 4089
Platz (AK) 470
Platz (Gesamt) 4597
Zielzeit (Netto) 04:02:15
Zielzeit (Brutto) 04:16:45

Splits

Split Zeit Diff min/km km/h
10 km 00:57:43 57:43 05:47 10.40
20 km 01:54:16 56:33 05:40 10.61
Halb 02:00:22 06:06 05:35 10.77
30 km 02:50:49 50:27 05:40 10.59
40 km 03:49:46 58:57 05:54 10.18
Netto 04:02:15 12:29 05:42 10.55

[ Datenquelle: www.marathon-hamburg.de ]

Danke der FREENET fürs Sponsoring, den alten Laufhasen für die Tipps im Vorfeld, der Hamburger Bevölkerung & den Gästen für das Pushen an der Strecke sowie zuletzt natürlich allen Zweiflern, die mir besonderen Anreiz gegeben haben, dieses Projekt gegen alle persönlichen Widrigkeiten der letzten sechs Monate durchzuziehen :-)

NordCup-Radmarathons: Nordsee-RM / Husum (01.05.2011)

Der Radmarathon in Nordfriesland – morgens wieder sparsame Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt. Es ist noch Zeit und ein heißer Kaffee kurz vorm Start wärmt von innen.

Mit Polizeieskorte wird der Peloton aus dem Husumer Stadtzentrum herausgeführt. Bei der Startrede ist etwas von weniger scharfem Wind als an den letzten Tagen zu hören gewesen – als die Stadt verlassen ist und sich die nordfriesische Weite öffnet denk ich, der Wind ist heute würzig genug. Bis zur ersten Kontrolle bei KM 46 ist die Gruppe noch groß genug, mindestens vierzig Leute, und ich kann mir die linke, windgeschütztere Seite aussuchen. Ab der Kontrolle fahren noch um die 15 mit, bald zerschlägt sich das aber auch auf übersichtliche acht Fahrer.

Am zweiten Kontrollpunkt in Drelsdorf bei KM 91 gibt es selbstgebackene, frische und heiße Waffeln. Ich vertue hier am Waffelstand etwas Zeit und darf dafür der Gruppe hinterher hetzen. Nach ca. einem Kilometer bin ich an den sechs anderen wieder dran. Vierzig Kilometer weiter, wieder in Drelsdorf kann ich den Damen vom Organisations-Team einen Becher Kaffee zu den Waffeln abquatschen. Der Wind steht ab jetzt zwanzig Kilometer freundlich, bei KM 155 dreht die Route in die einzigartige Zwölf-Kilometer-Gerade parallel zur Küste. Der Wind steht 45 Grad von links. Blöderweise hab ich immer noch die linke Spur und es wird intensiv. Zwei Fahrer verlieren wir zwischenzeitlich, können aber drei neue einholen.

An der vierten Kontrollstelle irgendwo am Deich (KM 173) kommen wir als Zehner-Gruppe los und halten bis zum Ziel zusammen. Eine Gruppe ist schon vor uns hier. Zur Belohnung gibt es für mich Kuchen, Kaffee & ein alkoholfreies Weißbier.

Statistik

211,91 km / 6:27:25 / 32,81

Wetterinfo: 3 – 15°C, heiter, sonnig, Wind: 22 – 29 km/h aus Ost-Nordost

Die Harzreise

Hier und da liest man, daß der Brockenberg im Harz »seit Menschengedenken« die Leute magisch anzieht. Ich weiß nicht was es ist, ich find es einfach schön da und es ist die einzige Möglichkeit im Norden paar Höhenmeter zu machen. An diesem Wochenende sieht die Wettervorhersage gut aus (knapp zwanzig Grad, am Nachmittag Schauer möglich) und ich richte mir den Sonntag spontan für einen Tagesausflug im Harz ein. Eine Tour fürs Rennrad ist schnell zusammengestellt.

Der Ausgangspunkt ist Wernigerode, im Zentrum befinden sich zwei Parkhäuser, die mit dem Parkleitsystem der Stadt schnell gefunden sind. Morgens halb neun sind schon 15°C, ich trau dem aber nicht und nehme lieber die warme und winddichte Softshell-Jacke auf die Tour, um beim alpinen Charakter des Hochharzes keine böse Überraschung zu erleben (Es ist Anfang April!). Eine Runde um den Parkhausblock und über den historischen Marktplatz – noch ist alles ruhig, kein touristisches Treiben – und dann ab auf den Track, knapp vierzig Kilometer flach bis hügelig parallel zum Haupthöhenzug nach Westen über Ilsenburg und Bad Harzburg bis Goslar. Die Luft riecht vertraut nach Frühling und Waldlandschaft.

Wernigerode, Marktplatz und Rathaus

Wernigerode, Marktplatz und Rathaus

 

Zwischen dem Oker-Tal und Goslar führt der Track über einen asphaltierten Waldweg, der von Frostschäden, angespülten Sedimenten und Hinterlassenschaften der Forstbewirtschaftung teils sehr off-roadig ist. Ein Pärchen Wanderer versichert mir, der Weg ist bis Goslar durchgehend asphaltiert.

Goslar ist eine schöne Stadt mit viel Fachwerk und engen Gassen aber zu vielen parkenden Autos. Es ist Vormittag, das Personal der Gasthäuser hat Tische und Stühle raus gestellt und Urlauber sitzen rum. Eine Gruppe Asiaten läuft umher und fotografiert klischeehaft alles. Ich mach nur paar Bin-dagewesen-Fotos am Marktplatz, frühstücke einen Energieriegel und freu mich auf die erste Steigung, elf von siebzehn Kilometer, hinauf nach Clausthal-Zellerfeld auf ca. 600 m. ü. d. M.

Mit noch frischen Beinen, frohen Mutes und völliger Selbstüberschätzung nehm den Berg in Angriff und denk oben, ob das mal weiter so gut weiter geht. Hier in Clausthal ist nichts los, ein paar Motor-Biker lungern an einer Tankstelle rum und trinken Kaffee. Rasant geht es wieder hinab nach Oker, vorbei an der Oker-Talsperre. An einem kleinen Café direkt an der Staumauer mit Werbung für Steaks vom Grill sitzen ebenfalls einige Ausflügler und freuen sich des schönen Wetters.

Die Oker-Talsperre

Die Oker-Talsperre

 

 

Wieder unten in der Ortschaft Oker auf ca. 250 m. ü. d. M. geht es ein Stück des Weges vom Morgen zurück nach Bad Harzburg. Es ist zu warm für die Jacke aber zusammengerollt kann ich sie am CamelBak befestigen. In Bad Harzburg besorge ich an einer Tankstelle neues Wasser und ein kleine Cola, um die zweite Steigung, neun Kilometer von Bad Harzburg hoch nach Torfhaus zu überstehen. Auf der Uhr stehen über neunzig Kilometer und nicht nur das Schild bei 700 m. ü. d. M sagt Herzlich willkommen im Nationalpark Harz – die Beine antworten es ebenfalls. Noch ca. einhundert Höhenmeter und ich erreiche das Nationalpark Besucherzentrum auf der Passhöhe von Torfhaus. Auf dem Parkplatz stehen hunderte Motorräder und der Biergarten ist voller Ausflügler. Den beim Anstieg verworfenen Plan, auch noch auf den Brocken zu fahren Stelle ich beim Anblick des Berges von hier aus noch mal zu Disposition und Rolle irgendwie erholt hinab nach Braunlage auf 550 m. ü. d. M. Auf der Uhr einer Bank steht die Anzeige auf kurz vor vierzehn Uhr die Anfahrt auf den Brocken wird wieder festes Ziel des Tages. Maximal bis sechzehn Uhr bin ich oben.

Auf dem Weg von Braunlage über Elend nach Schierke am Brocken wird die Wetterprognose Realität und es fängt an zu regnen. Ich erwische den ersten Schauer nur so halb und kriege mehr Feuchtigkeit von der nassen Straße unten als vom Himmel ab. Die Schuhe sind fast durch aber obenrum ist noch alles trocken. In Schierke wird klar, daß die Bauarbeiten am Belag der Brockenstraße noch nicht abgeschlossen sind. Vor etwa zwei Jahren haben die begonnen und ich hab insgeheim gehofft … leider vergebens. Am Ortsausgang Schierke – zehn Kilometer bis auf den Gipfel – ist die Straße trocken. Noch ein kurzer Stopp für einen Riegel, der fünfte des Tages, langsam hab ich es satt, einen großen Schluck Iso und einen kleinen Cola, und mit dem Vers Keine weiße Fahne, kein fauler Kompromiss // es gibt nur eine Regel, sie heißt: alles oder nichts! im Kopf geht es bergan. Ich weiß nicht, wie oft ich den Brocken schon gefahren bin, aber immer bequem MTB, nie mit dem Rennrad und noch nie mit über 120 Kilometer in den Beinen und auch noch nie so zeitig im Jahr. Die ersten drei Kilometer gehen locker, noch einer weiter hinter einem Bahnübergang über die Brockenbahn endet der sanierte Teil der Straße. Ganz gleichmäßig und mit größter Vorsicht nehm ich die fiesen Rampen. Am zweiten Bahnübergang muß ich anhalten, weil ein Zug von oben durch gedampft kommt. Ohne Krämpfe geht es wieder in Tritt und im Höhenrausch gehen auch die letzten zweihundert Höhenmeter vorbei. Endlich angekommen und wieder einen Punkt abgehakt!

Ich war da und es war anstrengend

Ich war da und es war anstrengend

 

 

Auf dem Plateau ist nicht viel los, es ist noch nicht halb vier und die meisten Wanderer und Bahnreisenden sind wohl schon wieder runter vom Berg oder es ist noch zu früh in der Saison, keine Ahnung … ich freu mich auf was zum Essen, Kaffee, ein alkoholfreies Weißbier. Leider hat das auf Massenabfertigung ausgelegte und treffenderweise so bezeichnete Bergrestaurant »Touristensaal« mit Verweis auf eine Großveranstaltung und die Alternativen Café Hexenklause im Brockenhotel oder Bahnhofsgaststätte geschlossen. Als abgekämpfter Biker ist mir das Café zu fein und ich zieh die Bahnhofskneipe vor.

Das Brockenhotel

Das Brockenhotel

 

 

Ein Teller Nudeln mit Tomatensoße und Wurst sowie ein Erdinger und ein Kaffee bilden hier die energetische Grundlage für die letzten dreißig Kilometer zurück nach Wernigerode. Während des Essens berichten einströmende Wanderer vom beginnenden Regen. Ich denke, die steile Abfahrt auf der schlechten Straße und dann noch naß … aber es könnte ja auch schneien, also halb so schlimm und noch sind plus 13°C.

Die Reste vom Winter

Die Reste vom Winter

Draußen befindet sich jetzt eine Gruppe von vier oder fünf ebenfalls Rennradfahrern und schaut nach der Abfahrt des nächsten Zuges. Ich mach mich derweil auf eigenen Rädern zur Abfahrt. Es ist ziemlich ungemütlich und ich bereue die winddichte Softshell-Jacke kein Stück. Mit fallenden Höhenmetern steigt die Temperatur, aber auch die Intensität des Regens. Da eh alles durch ist spielt es aber keine Rolle mehr. Kurz vor Drei Annen Hohne kommt von hinten die Gruppe Rennradfahrer vom Brocken, fährt ein Stück mit mir mit und zieht dann das Tempo an, ich freu mich, im Windschatten bequem weiter zu kommen. Nach kurzer Zeit müssen sie das Tempo rausnehmen, weil einer ihrer Kollegen verloren gegangen ist, ich fahr die letzten zehn Kilometer bis Wernigerode alleine weiter und sehe sie nie wieder …

 

Fazit des Tages: sehr schöne Tour, sehr intensiv und um es abzuschließen ein passendes Zitat:

»Keiner ist so verrückt, daß er nicht einen noch Verrückteren fände, der ihn versteht.« – Heinrich Heine Die Harzreise

Statistik:

160,06 km | ca. 2.400 Hm | 6:49:53 h | 23,43 km/h

Wetter: 10 – 22 °C, Vormittag Sonne, Nachmittag bedeckt, Schauer

3 Powerbar Ride Riegel
1 Powerbar Natural Energy Riegel
2 Allos Fruchtschnitten Riegel
1 Teller Nudeln / Tomatensoße / Wurst
2,25 Liter Xenofit Blutorange
2 Liter Mineralwasser
0,5 Liter Cola
0,5 Liter Erdinger Weißbier alkoholfrei
0,3 Liter Kaffee

Sylt mit zugefrorenem Wattenmeer

Sylt im Winter ist in meiner Norddeutschen Zeit eine MTB-Tour auf dieser Nordfriesischen Insel. Anreise ist klassisch mit der Bahn bis zum Bahnhof Morsum im Osten der Insel. Von hier aus wird eine aufgrund der charakteristischen Form der Insel nicht ganz einfache Inselrundfahrt begonnen. Zuerst geht es Richtung Süden zum Deich, auf welchem man nach Südwesten, am Rantumbecken vorbei, die Ortschaft Rantum erreicht.

Deich zwischen Rantumbecken und Wattenmeer (Das kleine Tor läßt sich öffnen)

Deich zwischen Rantumbecken und Wattenmeer (Das kleine Tor läßt sich öffnen)

Wenn man in Rantum den Wanderweg auf der ehemaligen Inselbahntrasse gefunden hat geht es auf diesem nach Hörnum ganz im Süden. Ich mach einen Abstecher über den Strand an der Ostseite der Insel. Wegen der Temperaturen im Frostbereich ist der Sand an der Wasserkante bretthart gefroren und es rollt wie auf Beton. Doch nicht nicht nur die Oberfläche des Strandes ist fest, auch das Wattenmeer besteht aus einer (brüchigen) Eisfläche. Weit und breit sind keine Fußgänger unterwegs und die schmalen Pfade am Ufer sind an diesem Tag ungestört zu befahren.

Zur Verpflegung kann in Hörnum der örtliche Edeka-Markt aufgesucht werden, denn Wind und Kälte entziehen dem Körper mehr Energie, als man zu glauben scheint und ein Hungerast fühlt sich im Winter nicht gut an. Zurück fährt man entweder den gleichen Weg auf der Inselbahntrasse (langweilig) oder entlang der Straße auf Asphalt (noch langweiliger).

Wanderweg auf der Inselbahntrasse Richtung Hörnum

Wanderweg auf der Inselbahntrasse Richtung Hörnum

 Ich nehm den Inselbahnweg zurück bis Rantum und ab da den Radweg an der Straße weiter nach Westerland.

Am Bahnhof Westerland / Sylt gibt es eine Konfrontation im dem massigen Dorf-Sheriff und seinem dürren Hilfs-Sheriff wegen Radfahrens auf dem Bahnsteig: Ich roll im Schritttempo auf das menschenleere Bahngelände und die beiden gelangweilten Gesetzeshüter springen sofort auf. Sie sehen hier einen schweren Eingriff in den Bahnverkehr und stehen in der Pflicht, diesen vereiteln. Der Dicke versperrt den Weg zum eigentlichen Bahnsteig und der Dünne sichert den möglichen Fluchtweg nach hinten ab. Da der Dicke nichts sagt möchte ich an ihm vorbeigehen und er spricht mich dann auf mein Vergehen an, zückt seinen Bußgeldzettel (»fünfzehn Euro!«) … leider kann er aber kein Ticket ausstellen, da ich den Personalausweis bzw. Führerschein nicht dabei habe. Ich zeig ihm zum Ausweisen die gültige BahnCard (»Auf der steht auch mein Name und es ist ein Foto drauf!«). Mein Akt des Entgegenkommens verblüfft ihn und nachdem ihm eingefallen ist, daß auf der BahnCard keine Wohnanschrift findet ist es ihm nicht möglich, einen Bußgeldbescheid auszufüllen und er beläßt es bei der kostenfreien Belehrung.

 Durch die Diskussion mit den Gesetzeshütern verringert sich die Wartezeit … die Nord-Ostsee-Bahn nach Hamburg-Altona fährt pünktlich.

 

 

 

 

 

 

 

 

Salzkammergut Mountainbike Trophy – 18. Juli 2009

Der Manu und der Jan waren am 18. Juli 2009 in Bad Goisern zur Salzkammergut Trophy auf der 114- bzw. 209-KM-Strecke am Start.

Schon am Anreisetag (Donnerstag, der Marathon ist am Sonnabend) erzählte die Wirtin der Ferienwohnung in Goisern von einem bevorstehenden Kälteeinbruch am Renntag. Angesichts der vorherrschenden 30°C wollte man das kaum glauben, auch wenn die Leute im Gebirge sich nie mit der Wettervorhersage irren. Also erstmal den Sommertag nutzen und mit Badezeug zum gegenüberliegenden Südufer des Hallstätter Sees geradelt und das Wasser angetestet. Es fühlte sich nach 18 bis 20 Grad an. Am Freitag wurde vormittags die Treppenabfahrt in Lauffen geübt und nachmittags der Badestrand aufgesucht. Am späten Nachmittag kamen dann die ersten Gewitterschauer mit Hagel doch abends und in der ersten Nachthälfte blieb es trocken. Kurz nach 03:00 Uhr, eine halbe Stunde vor dem Aufstehen begann der Regen.

Die Stimmung bei Gisele aus München vom Team „2radchaoten“, die auch in unserer Ferienwohnung wohnte und ebenfalls die A-Strecke fahren wollte und mir war entsprechend hoch. Nach ein paar Brötchen, Müsli und Pott Espresso machten wir uns schon in Regenjacke auf die wenigen hundert Meter zum Start. Hier versuchten sich die Starterinnen und Starter noch etwas im Festzelt oder unter den Regenschirmen ihrer Angehörigen trocken zu halten.

Nach dem Startschuß um 05:00 Uhr setzte sich das Feld um einiges langsamer als im Vorjahr in Bewegung und nahm den ersten Anstieg mit 1.000 Hm in Angriff. Aus der Kalten in die Wand ging letztes Jahr schon nicht gut und deswegen lies ich mich bei den Bedingungen nicht irritieren. Ungefähr nach der Hälfte kamen schon die ersten Fahrer zurück, die keinen Bock mehr hatten. Am Ende der Steigung auf dem Raschberg war es recht frisch aber ich dachte noch, es wird ja gleich Tag und etwas wärmer, wenn auch naß – ein fataler Irrtum – wie sich später herausstellte. Die 500 Meter Abfahrt vom Raschberg war noch auszuhalten, die langen Handschuhe, die Thermoknielinge und die Regenjacke funktionierten. Nur Oberschenkel und Waden waren kalt und beim folgenden 300 Meter Anstieg zur Hütteneckalm kam Freude auf. Ab der Hütteneckalm ging es 800 Meter runter bis ins Tal der Traun. Am Verpflegungspunkt hier in Weißenbach und nach den flachen zehn Kilometern bis Goisern zurück am Fluß entlang brachen viele das Rennen ab. Bei mir lief es noch gut, obwohl die Muskulatur immer noch nicht warm war. Der nächste Anstieg von 500 auf 1.000 Meter ging auch noch. In der Höhe, mittlerweile waren „schon“ 45 Kilometer geschafft fühlte es sich kälter an als morgens auf dem höheren Raschberg. Am Verpflegungspunkt bei KM 50 gaben wieder Leute ihre Zeitnahme-Chips ab und somit das Rennen auf. Weil ich den Trinkbecher noch ohne Zittern halten konnte und mich besser fühlte als jene aussahen kam dieser drastische Schritt noch nicht in Frage. Der folgende 300 Meter Anstieg ab Altaussee ging überraschend gut, er war so steil, daß die Beine tatsächlich warm wurden. Vielleicht war es auch nur Halluzination, denn die Abfahrt über die Blaa-Alm lies jedes Wohlgefühl verkommen. Der Regen bzw. das abfließende Wasser hatte alle Wege in Bäche verwandelt, die Kälte war in den Handschuhen angekommen und kontrolliertes Bremsen und Schalten nicht möglich. An der Rettenbachalm – KM 65 – dachte ich dann ernsthafter über einen Abbruch nach, doch lag der Punkt weitab der Zivilisation und es war sinnvoller, den Weg auf der Strecke ins nächste Dorf zu fahren. Dazwischen lag noch der 500 Meter Anstieg zur Tauernkreuzung. Hier gesellte sich zum „Wohlbefinden“ noch ein Krampf im rechten Oberschenkel hinzu. Das lag wohl kaum daran, daß ich zuviel geschwitzt und zu wenig getrunken habe. An der Stelle kamen A- und B-Strecke zusammen, die B-Fahrer sahen auch nicht gerade gesund aus, obwohl sie noch keine drei Stunden unterwegs waren.

Am Verspflegungspunkt am Tauern (1.108 m) beschloß ich dann aus Vernunftsgründen endgültig, im nächsten Ort auszusteigen, die Abfahrt dahin über den Trail am Rettenbach war auch recht grenzwertig. An Assistenzpunkt 7 – KM 85 -, vor dem zweiten Anstieg (von 500 auf 1.200 m) auf die Hütteneckalm fragte ich, wie ich am einfachsten nach Goisern zurückkomme. Der nette Mann erzählte was von geradeaus, rechts, Schule und aufwärmen, während er mit klammen Fingern den Chip vom Rahmen entfernte.

In der Schule von Bad Ischl hatte die Feuerwehr ein Depot eingerichtet und man konnte es sich in Decken gehüllt bei heißem Tee gemütlich machen. Über den Feuerwehrfunk konnte ich mithören, daß das Rennen mittlerweile abgebrochen wurde, weil auf über 800 m Schnee liegt. Nach zehn bis fünfzehn Minuten kam ein Rettungswagen und ich wurde gefragt, ob ich in die Klinik gebracht werden möchte. Ich lehnte das Angebot ab, da ich mich ganz gut fühlte. Ums Temperaturmessen kam ich aber nicht herum und das Fieberthermometer zeigte wieder 35,8°C an, also keine Unterkühlung. Jetzt ging es mit dem Feuerwehrbus zum Start zurück. Die Außentemperatur hier im Tal betrug 10°C.

In der Ferienwohnung war Manu auch gerade angekommen, er ist bis KM 55 auf der B-Strecke gefahren, als das Rennen abgebrochen wurde. Gisele fehlte noch, sie war auch nicht zu erreichen, da sie kein Telefon dabei hatte. Sie kam ein paar Stunden später. Mit geborgter dicker Jacke und Hose von der Bergrettung ist sie bis KM 127 gefahren und wurde als Siegerin auf der verkürzten Strecke gewertet. Nach ihr kamen noch zwei Frauen bis dahin. Insgesamt erreichten 101 von 545 Personen auf der A-Strecke das Ziel bei KM 127.

Am nächsten Tag war wieder Sommer und nach dem Zuschauen beim Einrad-Downhill sind wir die letzte Schleife der A-Strecke über 70 km und 2.500 Hm nachgefahren.

www.trophy.at

Diesen Bericht habe ich so auch bei www.biketeam-oberlausitz.de veröffentlicht.

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