Mit dem 10:00-Zug fahren wir ins benachbarte Colico.

Colico, Comer See

Colico, Comer See

Im dortigen Bahnhof bekommen wir nach einigem Hin und Her eine Bahnverbindung über Mailand, den Gotthard-Paß und Zürich nach Lindau am Bodensee zusammengestellt. Warum der kürzere Weg über Tirano und mit der Rhätischen Bahn weiter bis St. Moritz und von da nach Chur und Zürich nicht klappt können wir nicht klären. Der Zug ins 80 km südlichere Mailand geht erst am späten Nachmittag und so verbringen wir die Zeit im Café und am Strand. Bei 24°C Wassertemperatur ist der Alpensee mindestens fünf Grad wärmer die Ostsee an meinem Alltagsstrand in Eckernförde zu dieser Zeit. Ufernahe Strömungen am Comer See machen das Anlanden etwas spannend.

Colico, Comer See, Anlegestelle der örtlichen Schifffahrtsgesellschaft

Colico, Comer See, Anlegestelle der örtlichen Schifffahrtsgesellschaft

Die einzige sinnvolle Verbindung ist aber leider auch nicht durchgehend, in Lugano in der Schweiz geht es erst 05:17 Uhr weiter Richtung Deutschland. Zufällig findet an diesem Wochenende in der Stadt ein internationales Harley-Davidson-Treffen statt. Als einzige Bike ohne Motor mischen wir uns unter das Volk. Gegen Mitternacht enden die Festlichkeiten, eine norditalienische Rock-Combo spielt ihre letzten Lieder und wir suchen uns eine ruhige Bank im Stadtpark direkt am Ufer des Lugano-Sees um die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges abzusitzen. Die Nacht ist klar und es scheint trocken zu bleiben, am Abend hat es einige kräftige Gewitterschauer gegeben doch jetzt ist es friedlich.

04:00 brechen wir zum Bahnhof im oberen Teil der Stadt auf. Von der Zugfahrt bis Zürich bekomme ich wegen akuter Müdigkeit nicht viel mit. In Zürich frühstücken wir im Bahnhof, bevor es bis Lindau weiter geht. Ein Zugbegleiter macht etwas Stress, da wir keine Reservierungen für die Bikes haben, dazu hätte man die Reise aber spätestens zum Vortag buchen müssen und nicht kurz vor der Abfahrt.

Zum letzten Mal umsteigen müssen wir in Lindau am Bodensee. Hier sind nur noch milde 23°C, ca. 15 weniger als in Italien. Bis die Bahn nach Immenstadt im Allgäu abfährt ist etwas Zeit. In einem dem Bahnhof angeschlossenen Café gibt es eine Menge schwerer deutscher Kost. Nach einer Woche Alpen will ich mich nicht mit Variationen fettiger Wurst anfreunden und nehme einen Apfelstrudel, frisch aus der Tiefkühlung und in der Mikrowelle angetaut schmeckt er nach »Welcome to Germany!«.

Lindau am Bodensee: Mahlzeit und »Welcome to Germany!« :-(

Lindau am Bodensee: Mahlzeit und »Welcome to Germany!« :-(

Im Nachhinein betrachtet war diese Alpenüberquerung göttlich, alles gesund überstanden, Material hat gehalten und keinen Tropfen Regen oder gar eine Schneeüberraschung in der Höhe.