Nachdem mich die Gischtgeräusche vereinzelt auf der Straße vor dem Haus vorbeifahrender Auto geweckt hatten war mir klar, daß die Meteorologen sich doch nicht geirrt haben und ein Regentag ansteht. Kurz nachgedacht: Wann war die letzte Tour mit mehr als zweihundert Kilometern und Regen? — Noch nie! Ok, dann wird es heute eine neue Erfahrung geben. Vorsorglich habe ich die Steckschutzbleche eingepackt, damit – falls es stärker regnen sollte – man oben rum halbwegs sauber bleibt.

In Nortorf motivierte RSG-Mittelpunkt Vereinschef Bernd S. die dreißig bis vierzig Randonneure bei der Begrüßung mit der Erinnerung an diese Veranstaltung vor zwei Jahren und dem damals noch schlechterem Wetter.

Kurz vor dem Start begann es wieder zu tröpfeln, ich sortierte mich gleich zu Beginn vorne im Feld ein, um das Tempo an der Spitze anzutesten. Ziel war, keine Trödelei zu machen und bei dem Wetter möglichst schnell durchzukommen. Bis Kiel rollte es Dank des Rückenwindes recht bequem, der Nieselregen wurde zu richtigem Regen und es machte keinen Sinn mehr, den Pfützen auszuweichen, da die Schuhe bereits eine Viertelstunde nach dem Start durchnäßt waren.

Auf der Levensauer Hochbrücke löste sich die erste Gruppe, circa die Hälfte aller, kurz auf, fand aber wegen Unsicherheit bei der Kenntnis des Weges am ersten Abzweig nach der Brücke wieder zusammen. Bis nördlich des Bistensees ging es relativ unspektakulär gegen den Wind und mit kräftigem Regen voran. Hier raste die Gruppe an einer T-Kreuzung nach links in die falsche Richtung. Hermann P. – mit Navigationsgerät ausgerüstet und weiter hinten in der Gruppe – brüllte laut »Rechts herum!«, aber nur drei folgten ihm. Zu viert erreichten wir so den ersten Kontrollpunkt bei »Finisher-Sport« in Fockbek (KM 90) überraschend als erste.

Hier gab es Schnittchen, Kekse und ein süßes Heißgetränk. Die Pause zog sich in die Länge, weil Burkhard S. auf die andern warten wollte. Im Nachhinein ein taktischer Zug, weil man gegen den kräftigen Wind in dem offenen Gelände am Kanalufer südwestlich von Rendsburg als Einzelfahrer oder Kleinstgruppe sowieso eingeholt werden würde.

Um die fünfzehn Fahrer brachen also wieder vereint Richtung Albersdorf, dem zweiten Kontrollpunkt auf. Von oben war es trocken und der Wind trocknete die Straße auch recht schnell ab. Die Straße zwischen Nübbel und Breiholz hatte ich noch von einer Ausfahrt im Januar in schlechter Erinnerung, als mich der Wind mehrfach fast in den Graben geweht hat, trotz mindestens einem Meter Abstand nach rechts. Nun gab es wieder diesen Seitenwind, allerdings diesmal von schräg vorn statt schräg hinten.

In Albersdorf – mittlerweile Sonnenschein – fielen wir zum Stempeln in die Mühlen-Bäckerei im Zentrum ein, (KM 128). Mandarinen-Quark-Torte und Kaffee bildeten die Zwischenmahlzeit. Diese Pause fiel etwas kürzer aus und es ging mit deutlich höherem Tempo (weil Rückenwind) über die Grünentaler Hochbrücke und am Kanal zurück Richtung Osterrönfeld. Wegen dem überhasteten Aufbruch in Albersdorf und dem hohen Tempo dezimierte sich die Gruppe. Glücklicherweise konnte ich mich unter den ersten fünf bis sechs Fahrern halten.

Am Ortsausgang von Embühren gab es in der Gruppe eine Panne. Der Erste fuhr weiter, mit dem Zweiten und dem Dritten rollte ich langsam weiter, in Hamweddel holte uns Hermann mit dem Navi ein, wir fuhren mit ihm bis kurz hinter der Breiholzer Fähre, hier sagte er, wir müssen nicht auf ihn warten, er will sein Tempo fahren. Zu dritt erreichten wir Osterrönfeld, versuchten erst bei einem Imbiß einen Stempel zu bekommen, das funktionierte aber nicht. Hätte man gewußt, daß es bis zu der Shell-Tankstelle im Ort nur noch dreihundert Meter gewesen waren hätte man die auch gleich ansteuern können. Hier (KM 175) holte uns Hermann zum zweiten Mal ein. Er brach vor mir mit einem der Fahrer aus der Dreiergruppe vor der Kontrolle und einem weiteren Fahrer, der die Vorhut des Rests der »Albersdorfer Gruppe« war, auf. Zu zweit holten wir die drei nach einem Kilometer ein, fuhren noch ein Stück gemeinsam, doch als der Wind ab Bokelholm wieder frontal kam ließen sie abbreißen. Die letzten knapp fünfzehn Kilometer als Zweiergruppe hatten es noch mal richtig in sich und die Erleichterung war groß, als das Nortorfer Ortseingangsschild auftauschte.

Vor uns war erst ein Fahrer, der den offiziellen Weg genommen hat, im Ziel. Einige müssen irgendwo zwischen Albersdorf und O’rönfeld abgekürzt und den direkten Weg nach Nortorf eingeschlagen haben. Nach dem Duschen gab es eine Nudelsuppe zur Stärkung. Inzwischen traf auch der Rest der Albersdorfer Gruppe ein.

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