Kategorie: Alpencross 2010

Eine Woche mit dem MTB über die Alpen, Oberstdorf – Comersee.

Alpencross 2010 Tag 2: Durch das Verwallgebirge

Nach dem abgeteilten aber ausreichenden Frühstück ist 08:30 Aufsitzen. Die Abfahrt nach Dalaas geht zuerst über einen Fahrweg, allerdings nur bis zu einer etwas tiefer gelegenen Alm. Ab da ist ein paarhundert Höhenmeter schwerer Downhill angesagt. Der Gegenanstieg aus Dalaas auf den Kristbergsattel (1.479 m) über einen bequemen Fahrweg zieht sich dahin, immerhin ca. 700 Hm. Auf der Höhe machen wir im Gasthof Kristberg Mittag, es gibt Putensteak mit Sesamkruste und Bärlauchnudeln. Zwei Biker von der Freiberger Hütte rasten auch hier, dazu eine Gruppe Rentner, die von der Kristbergbahn herauf transportiert wurden und sich die etwas oberhalb des Gasthofes gelegene Kapelle anschauten.

In sengender Mittagshitze geht es auf gleicher Höhe weiter und später bergab ins Silbertal. Am Litz(bach) werden die Trinkflaschen aufgefüllt, bevor der Anstieg von 1.190 m auf 2.308 m zu bewältigen ist. Die ersten Meter aus dem Tal heraus verlaufen über eine breite Fahrstraße und sind sehr steil, der Schotter ist lose und die Hitze nahezu unerträglich. Nach drei Kilometern ist die erste Trinkflasche leer, das ist persönlicher „Rekord“. Etwas später ist der Fahrweg flacher und mit zunehmender Höhe fällt auch die Temperatur, was alles etwas angenehmer macht.

An der Oberen Freschalpe (1.890 m)

An der Oberen Freschalpe (1.890 m)

Hinter der Oberen Freschalpe (1.890 m) endet der Fahrweg, es folgt eine Stunde Schiebestrecke über das Silbertaler Winterjöchle (1.945 m) ins Schönverwalltal. Das Bike auf dem Rucksack abzulegen und zu tragen erweist sich als effizienter als es zu schieben, da man aufrecht gehen kann. Direkt vor uns verdunkelt sich der Himmel und ein Gewitter zieht auf. Ob wir das Tagesziel, die NEUE HEILBRONNER HÜTTE, trocken erreichen ist ungewiss.

Silbertaler Winterjöchle (1.945 m)

Silbertaler Winterjöchle (1.945 m)

Der Himmel ist schon extrem verdunkelt und das Gewitter scheint jeden Moment loszubrechen, als wir im Schönverwalltal ankommen. Einen Vorteil hat das Wetter, der Wind vor dem Regen „schiebt“ uns die Schönverwallpiste hinauf. An einer schmalen Brücke über den Rosanna-Bach endet der fahrbare Teil. Ab hier folgt laut Beschreibung eine Schiebestrecke von einer Stunde. An der Brücke treffen wir auf eine Fünfer-Gruppe älterer Herren, die wir auch von der FREIBURGER HÜTTE kannten. Sie sind gerade dabei, ihre Regenjacken anzuziehen. Matze und ich verzichten darauf, es regnet ja noch nicht und die Temperatur ist zweistellig. Mit den Bikes auf dem Kreuz steigen wir den Trail empor. Ziel ist es, vor den Alten auf der Hütte zu sein, weil wir nicht wissen, wie voll es dort ist.

Ziel Tag 2: Neue Heilbronner Hütte (2.320 m)

Ziel Tag 2: Neue Heilbronner Hütte (2.320 m)

Wir erreichen die NEUE HEILBRONNER HÜTTE (2.320 m) nur 35 Minuten nach dem Aufbruch an der Rosanna-Brücke im trockenen. Unsere Tragetechnik ist offenbar nicht schlecht. Kurz darauf bricht der Regen los. Wir bringen die Bikes in der dafür vorgesehenen Garage unter und beziehen ein Lager. Duschen ist hier ohne Aufschlag möglich und es gibt sogar einen Haartrockner. Der erste der Herren erreicht die Hütte, als wir mit duschen fertig sind, der letzte, als wir beim Essen sitzen. Sie wurden vom Regen voll erwischt. Die Tageswäsche hänge ich zum Trocknen in der Bike-Garage auf, draußen regnet es ja. Einen Wäschetrockner bastel ich dazu aus einem Montageständer und einem Kehrbesen – Not macht erfinderisch! Das Abendessen besteht aus zwei Wiener Schnitzel mit Pommes, zwei Erdinger alkoholfrei, einem halben Liter Schorle aus dem Saft Schwarzer Johannisbeeren und einem Pott Kaffee als Verdauer. Der Wirt lädt nach dem Essen zum Fernsehen des WM Final-Spiels ein. Alle Hüttengäste versammeln sich in einem kleinen Raum und verfolgen Niederlande gegen Spanien relativ emotionslos. Wer keinen Stuhl mehr gefunden hat hockt auf dem Boden oder steht an der Wand. Nachdem ich zweimal im Stehen eingenickt bin und mein Erdinger alkoholfrei alle ist suche ich während der Halbzeitpause das Bett auf. Matze guckt bis zum Schluß.

11.07.2010: 46,01 km | 5:20:25 h | 2.100 Hm

Alpencross 2010 Tag 1: Über die Allgäuer Alpen ins Lechquellengebirge

Kurz nach 05:00 brechen Matze und ich am Parkhaus in Immenstadt / Allgäu Richtung Oberstdorf auf. Eine Zeitungsausträgerin und ihren Mann fragen wir nach dem Einstieg auf den Iller-Radweg. Außer den beiden ist noch niemand im Ort unterwegs.

Oberstdorf erreichen wir eine reichliche Stunde später. Am Bahnhof hat der Bäcker schon offen und verkauft uns Kaffee für das Frühstück, bevor die Tour offiziell losgehen kann.

Aus Oberstdorf heraus geht die Route das Rappenalpe-Tal hinauf, erst noch flach und auf Asphalt, später steil auf Schotter und schließlich am Übergang über den Schrofenpaß (1.687 m) auf einem schmalen Pfad am Fels entlang mit Stahlseilen zum Anhalten und Alustegen über Abgründe. Drei andere Gruppen nehmen auch diesen Weg, dazu noch Wanderer zu Fuß, die hier schneller sind. In der Krummholzzone am Fuße der Felswand drückt die Hitze schon am Vormittag und gibt einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage. Mindestens 30°C soll das Thermometer in den niederen Lagen täglich erreichen. Die Abfahrt vom Schrofenpaß ins Österreichische erweist sich erst als schwerer Trail mit Schiebestücken, weiter im Tal rollt es einige Kilometer über Asphalt.

Radweg am Schrofenpaß (1.687 m)

Radweg am Schrofenpaß (1.687 m)

Unsere Mittagspause machen wir in Warth bei Brötchen & Wurst von der Autofahrt. Im Dorfladen besorge ich eine Cola, um der Müdigkeit aus der durchgemachten Nacht entgegen zukommen. Weiter geht es auf der Straße nach Lech und hier an einem unscheinbaren Abzweig auf einen Asphaltweg hinauf nach Zug. In Fahrtrichtung hinter Zug beginnt bald ein Schotterweg gemächlich hoch auf das Rauhe Joch mit der FREIBURGER HÜTTE (1.918 m ü. A.), unserem ersten Tagesziel.

Tagesziel erreicht: Freiburger Hütte (1.918 m)

Tagesziel erreicht: Freiburger Hütte (1.918 m)

Beim Wirt wird zuerst die Übernachtung klargemacht, ein 8 m² Zimmer mit Doppelstockbett ohne Leiter aber Seeblick. Im gemeinschaftlich Waschraum gibt es neben Kaltwasser am Waschbecken (das Kaltwasser ist im Gebirge kalt!) zwei Duschen mit Zeitschaltuhr für das Warmwasser. Für einen Duschvorgang hat man ca. drei Minuten warmes Wasser, die Hälfte der Zeit vergeht allerdings für das Einstellen einer gemäßigten Wassertemperatur. Nach dem Duschen ist das Waschen der Radwäsche mit Rei in der Tube angesagt, auf den heißen Steinen vor dem Haus trocknet alles bis abends. Dann findet bis zum Abendessen allgemeines Nichtstun statt. Abends gibt es Spaghetti all’arrabbiata mit Weißbier wegen der Mineralien. Langsam getrunken merkt der Körper den Alkohol auch nicht so. Gegen 22:00 Uhr vertreibt ein Gewitter alle von der Terrasse und wir suchen die Schlafstätten auf.
10.07.2010: 81,37 km | 5:59:15 h | 1.800 Hm

Alpencross Oberstdorf – Comer See

Als physische und psychische Entschlackung ist für Juli wieder ein Alpencross angedacht. Dieses Jahr wollen wir als Vierer-Gruppe starten, die beiden Männer vom letzten Mal und ein mir nur namentlich Bekannter. Leider erlitt einer der Herren einen Trainingsunfall und fällt aus, der unbekannte vierte Mann sagt darauf ab. Matze und ich entscheiden uns, die Reise trotzdem durchzuziehen. Schnell einigen wir uns auf eine Route: Nummer 5 (Oberstdorf – Comer See) aus dem Buch ALPENCROSS von Achim Zahn. Diese Route umfaßt sechs Fahrtage mit insgesamt 465 km und 12.500 Hm, der Tourencharakter ist mittel bis schwer, von den Parametern her ähnlich des Alpencrosses von 2009.

Der Anreiseort ist wieder Immenstadt im Allgäu, hier gibt es ein schönes Parkhaus am Bahnhof und der Ort ist per Bahn aus der Schweiz besser zu erreichen, als Oberstdorf, Endstation einer Bahnlinie. Bis Oberstdorf, dem offiziellen Enstiegsort dieser Route sind es reichlich 25 km, die man zum Wachwerden bequem an der Iller entlang radeln oder mit dem Regional-Zug zurücklegen kann.

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