An der Lausitzer Neiße gab es 2012 das letzte größere Hochwasser. Dabei wurde auch mindestens eine Brücke im Engtal zwischen Zittau und Ostritz weggespühlt und mehrere nicht mehr genutzte Brücke stauten den Fluß mit angeschwemmten Material auf. In den Jahren danach baute man in Folge dessen alle Brücken zurück, die nicht mehr benutzt werden sollten, teilweise aus Umgehung der Sanierung. Nun gibt es auf ungefähr 15 Kilometer Flußlänge abgesehen von Eisenbahnbrücken keine Querungsmöglichkeit – theoretisch.

Gebirgsblick bei Hirschfelde.

Beim Planen einer neiße-überschreitenden Rennradroute wird bei Hirschfelde plötzlich doch eine Flußquerung angeboten. Es handelt sich um eine Eisenbahnbrücke nördlich des Haltepunkts Hirschfelde. Auf Satellitenbildern erkennt man nicht viel, nur das die Zuwege zur Brücke sehr naturbelassen erscheinen. Trotzdem möchte ich erkunden, ob das Teil eine Option ist.

Auf geht’s via Cunewalde, Lawalde, Großschweidnitz und Großhennersdorf nach Hirschfelde. Der Zugang zur Brücke geht von der Neißgasse ab, die bis an der Fluß heran jedoch nicht mehr darüber führt. Vom Zustand her ist der Weg Pkw-Fahrspur auf Wiese. Direkt an der Brücke, eine klassische Fachwerkbrücke endet der Weg vor Steinblöcken. Neben der Gleisfahrbahn gibt es auf der Brücke rechts und links Gitterroste von ca. einem Meter Breite. Falls ein Zug kommt wird es eng. Da gerade eine Bahn von Görlitz nach Zittau passiert ist und das Streckensignal in die Gegenrichtung auf »rot« steht sollte die Wahrscheinlichkeit gering sein.

Neiße-Brücke Hirschfelde, Blick Nord-Süd.

Auf der polnischen Seite ist die Zuwegung nicht besser: direkt am Bahndamm Verblockung und dahinter Naturweg bis zum nächsten Bahnübergang über die Eisenbahnzufahrt zum Kraftwerk und Tagebau Turów. Im Dorf Lehde (poln. Trzciniec Dolny) gibt es wieder befestigten Grund unter die Reifen. Auf der von LKW-Verkehr stark befahrenen »Droga wojewódzka nr 354« geht es auf dem schmalen Grat zwischen Lausitzer Neiße und Tagebau nach Süden Richtung Zittau.

Im Hinterland der polnisch-tscheichischen Grenze bin ich auf der Suche nach einem Übergang, um ins Neiße-Tal abzufahren. Im Stadtteil Dönis (Donín) von Grottau (Hrádek nad Nisou) beginnt die Anfahrt auf den Weiler Paß (Horní Sedlo). Der Anstieg aus dem Neiße-Tal heraus auf den Kamm den Lausitzer Gebirges ist knapp fünf Kilometer lang und steigt um 250 m (STRAVA-Segment). Auf der Hälfte des Anstiegs gibt es ein Zwischenhoch im Ort Spittelgrund (Dolní Sedlo (=Nieder-Paß))

In Dolní Sedlo, Blick nach Osten.

Horní Sedlo

Paß ist eine kleine Siedlung auf dem Sudeten-Hauptkamm, die Aussicht ist durch Vegetation versperrt, eine in jüngerer Zeit restaurierte Kapelle direkt auf der 460 m Höhe des Gebirgsüberganges ist die einzige Sehenswürdigkeit. Nach kurzem Halt geht es daher direkt auf der Südseite hinab nach Ringelshain (Rynoltice).

Paß (Horní Sedlo): Barockkapelle der Heiligen Dreifaltigkeit und der Heiligen Familie 

Im Tal angekommen muß ein Stück die stark befahrene Fernverkehrsstraße  13  (Silnice I/13) benutzt werden, um wieder Richtung Westen zu kommen. Bei Gabel (Jablonné v Podještědí) geht es jedoch wieder auf eine ruhigere Nebenstraße und hinauf zum zweiten Übergang über den Sudeten-Kamm, dieses Mal der Wache-Paß bei Waltersdorf an der Lausche.

Wache-Aussicht nach Norden.

Der letzte Kilometer bis zum Wache-Paß ist immer etwas krampfig, weil von Touristen-Massen begangen, die es bis in erste böhmische Dorf zum billig Essen gehen schaffen. Aber das muß man ausblenden können!

Ohne groß Aufenthalt rolle ich oben angekommen die steile Rampe nach Waltersdorf hinein und die Passage über Schönlinde – Schluckenau – Sohland a. d. Spree nach Hause.

Mit mehr als 150 km und fast 2.000 m die gewaltigste Tour dieses Jahr. Langsam kommt die Fähigkeit zurück!

STRAVA-Aktivität

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