Das Wittighaus war in den letzten Jahren schon mehrfach Einkehr bei Touren im und ins Isergebirge. Es ist unkompliziert, im Modus eines Selbstbedienungsrestaurant hat man schnell was man braucht. Trotzdem ist die Qualität der Speisen makellos. Während der Corona-Krise mit zeitweisen Ausgangsbeschränkungen, geschlossenen Gastronomien und Grenzen freu ich mich besonders auf die Tour ins Isergebirge.

Abgesehen davon gab es für mich in diesem Jahr noch keine längere und bergige Tour, es bleibt interessant, wo man konditionell so steht.

Böhmisches Niederland

Der Hinweg soll durch den Schluckenauer Zipfel, am Nordrand des Zittauer Gebirges vorbei und das Tal der Lausitzer Neiße bis Reichenberg i. B. (Liberec) führen. Nichts Unbekanntes und mehrmals gefahren. Wie bestimmt schon geschrieben ist diese Streckenlegung angenehmer, als der direkte Weg Richtung Zittau.

Jeschken-Blick bei Machendorf (Machnín).
Jeschken-Blick bei Machendorf (Machnín).

Ab Reichenberg bzw. dessen nordlichem Stadtbezirk Alt Paulsdorf (Stare Pavlovice) beginnt der bergige Teil. Zunächst angehm kühl und moderat steil immer entlang der Schwarzen Neiße (Černá Nisa).

Friedrichswalder Paß

Bespickt mit einigen würzigen Rampen erreicht man irgendwann die Paßhöhe von Rudolfsthal (Rudolfov; ca. 655 m). Geradeaus käme man wieder zurück nach Reichenberg. Linksherum steigt man weiter bis zum Friedrichswalder Paß (Bedřichovské sedlo; 772 m). Hier ist wirklich erst einmal oben, links der Straße gibt es einen kleinen Kiosk namens Stánek Maliník.

Isermagistrale

Der zentrale Teil des Isergebirges hat einen Plateau-Charakter. Auf dieser »Fläche« hat sich seit Jahrzehnten der Skilanglaufsport etabliert: seit 1968 gibt es den Isergebirglauf, einen Skimarathon über fünfzig Kilometer auf einer Runde. Das Loipengebiet wird mit 170 bis 200 km Länge angegeben. Ein Teil davon ist im Sommer mit dem Rennrad zu befahren, die Oberfläche besteht aus Asphalt oder Beton / ~spurbahnen. Vom Friedrichswalder Paß aus ist die nächste Möglichkeit ins asphaltierte Wegenetz abzubiegen wenige hundert Meter bergab Richting Ortskern. Durch Befahrung der Isermagistrale (Jizerská magistrála) erspart man sich die Umfahrung des Gebiets über Friedrichswald (Bedřichov) / Josefsthal (Josefův Důl) / Tannwald (Tanvald) / Dessendorf (Desná) mit einigen Höhenmetern.

Horská stanice Knajpa.
Horská stanice Knajpa.

Entlang der Isermagistrale gibt es etliche kleine und größere Einkehrmöglichkeiten. Zu den kleineren zählt die Bergstation »Kneipe« (Horská stanice Knajpa; 990 m) [Map, komoot], benannt nach dem in der unmittelbaren Nähe befindlichen Gipfel des Berges Kneipe (Na Kneipě; 1.012 m) [Map, Info]. Der Name des Berges und somit der Hütte geht wohl auf eine andere Hütte zurück, die hier in der Nähe in den 1930er Jahren gestanden hat [CzechTourism].

Das Wittighaus ist nur wenige Kilometer und eine 270°-Kurve um den Siechhübel (Jizera; 1.122 m) herum entfernt, ich halte trotzdem hier und genieße das Flair sowie ein alkoholfreies Bier.

Wittighaus

Die Dreiviertelrunde um den Berg ist schnell gemacht und die Freude aufs Wittighaus groß. An der alten Terrasse an der Südseite wird gebaut und es steht ein provisorischer Biergarten an der Nordseite des Gebäudes zur Verfügung. Von Corona-Beschränkungen merkt man nichts. Zum Verzehr gibt es wieder das klassische Wittighaus-Gedeck, bestehend aus Kozel hell, Knödel mit Heidelbeerfüllung und einem Mokka.

Pivo - knedlíky - moka
Pivo – knedlíky – moka

Wittigtal

Das Essen ist kaum abgeschlossen bricht ein kräftiger Regenschauer los. Da es ringsum ziemlich hell aussieht wird es nicht lange dauern, bis es vorbei ist. Wegen des Regens ist der obere Teil der Wittig-Abfahrt etwas naß und rutschig, je tiefer man ins Tal kommt, desto entspannter wird die Situation. Zügig geht es auf bekannter Strecke mehr oder weniger das Wittigtal entlang über Friedland i. B. (Frýdlant v Čechách) bis zur Gemeinde Engelsdorf (Andělka). Hier verläßt man das Wittigtal und fährt über den Andělka-Paß ins Tal der Lausitzer Neiße. Was spektakulär und nach einer kaum bekannten Anhöhe im Tibet klingt hat nur 313 m. Der Andělka-Paß markiert die Staatsgrenze zwischen Tschechien im Osten und Polen im Westen, die Ostanfahrt vom Typ fester Sandweg, die polnische Westabfahrt asphaltiert aber in schlechtem Zustand.

Rest

Die Lausitzer Neiße wird bei Ostritz gequert, außer über die 15%-Rampe am Ortsausgang Richtung Westen besteht die Tour nur noch aus moderat welligem Gelände. Es gibt bei Bernstadt auf dem Eigen und Löbau kaum Windschatten, zum Glück weht der Wind aus Süden und stört nicht besonders.

STRAVA-Aktivität

✯✯✯