1. »Wir gehen weiter!« im oberen Elbtal

10. März 2018: Zum ersten Mal findet ein Event der Marke MEGAMARSCH in Dresden statt. MEGAMARSCH gibt seit einigen Jahren der klassischen Langstreckenwanderung ein modernes Antlitz. Die 1.000 Tickets für die 50-km-Strecke von Dresden nach Bad Schandau verkaufen sich im Vorfeld rasch aus. Mit einer kleinen Abordnung vom BIKETEAM OBERLAUSITZ (Gerald, Rico) geht es an die Challenge »fünfzig Kilometer in unter zwölf Stunden«.

Dresden: Altstadtblick (vom Start-Bereich aus gesehen).

Dresden: Altstadtblick (vom Start-Bereich aus gesehen).

Ein ähnliches Event von teilnehmermäßig geringerem Umfang war meine Teilnahme an der Wanderung auf dem Dichter-Musiker-Maler-Weg (DMM-Weg) von Dresden in das Elbsandsteingebirge im Jahre 2003. Damals erging ich die »Silber«-Distanz über 50 km von Dresden Loschwitz bis zur Brandbaude bei Hohnstein (»Gold« wäre mit Ziel auf dem Großen Winterberg zu erreichen gewesen).

Zur Vorbereitung für 2018 auf einer anderen, flacheren Route als 2003 ging ich fünf Vorbereitungsmärsche mit insgesamt 155 km Distanz und knapp 5.000 Hm im Anstieg.

Startblock 1 auf dem Elberadweg.

Startblock 1 auf dem Elberadweg.

Gerald und ich reisen gemeinsam an und wollen Rico im Start-Bereich treffen. Ob gemeinsam MARSCHiert wird oder jeder in seinem Tempo ist nicht festgelegt. Im Start-Bereich ist ein Start-Block für ca. zweihundert Teilnehmende eingerichtet, Gerald und ich sind halb acht da und wir kommen in der ersten Starter-Welle unter und los. Rico verpassen wir und hoffen zunächst auf ein Treffen am ersten Versorgungspunkt.

Punkt acht Uhr geht es los, der Block setzt sich bei dunstigem Wetter mit fünfzig Prozent Regenwahrscheinlichkeit in Bewegung. Langsamer als bei meinen Vorbereitungsmärschen aber schneller als Spaziergangstempo geht es auf dem rechtselbischen Teil des Elberadweg entlang, das Feld zieht sich nicht auseinander, fast schon beengt geht es zu, in den Wohngegenden von Loschwitz. Erste Höhenmeter kommen südöstlich des Körnerplatzes hinzu. An einigen Engstellen staut sich der Marsch.

Versorgungspunkt 1  (KM 11) beim Elbhangtreff Niederpoyritz lassen wir aus, kein Bedarf. Danach wird es lockerer auf der Strecke, da doch einige Teilnehmende in das etwas abseits der Strecke liegende Vereinshaus abgebogen sind.

Höhenmeter bei Pillnitz.

Höhenmeter bei Pillnitz.

Bei Pillnitz wird die dichte Bebauung verlassen, oberhalb der Weinberge eröffnet sich der unverbaute Blick über das Elbtal.

Pillnitz, Leitenweg, unten Weinbergkirche.

Pillnitz, Leitenweg, unten Weinbergkirche.

Bei Versorgungspunkt 2 (KM 18) an der Freiwilligen Feuerwehr Graupa kehren wir ein, rasten aber nur kurz. Der nächste Abschnitt mit Wechsel des Elbeufers über die Stadtbrücke in Pirna und Marsch über den linkselbischen Radweg verläuft sehr flach und nur auf Asphalt. Man wünscht sich hier mal etwas Abwechslung zur Entspannung der Füße, wie Treppenstufen, natürlicher Untergrund etc.

Blick von Pirna-Copitz über die Elbe zum Stadtzentrum.

Blick von Pirna-Copitz über die Elbe zum Stadtzentrum.

Pirna: Blick von der Stadtbrücke elbeaufwärts.

Pirna: Blick von der Stadtbrücke elbeaufwärts.

Bei KM 30 ist im Biergarten des Gasthof Obervogelgesang Versorgungspunkt 3 eingerichtet. Es ist sonnig und quasi Biergartenwetter, wir bleiben etwas länger, auf ein alkoholfreies Weizen und eine Bockwurst. Letzteres ist eine willkommene Abwechslung zum auf »süß & fruchtig« ausgelegten Büffet des Veranstalters. Erste Ausfallerscheinungen bei den Mitmarschierenden lassen sich ausmachen, Füße massieren, Blasen versorgen, allgemeine Mattheit. Bei uns sieht es bis auf eine gewisse Pflastermüdigkeit gut aus, nach ein paarhundert Metern Anlaufschwierigkeit finden wir bald unseren Rhythmus wieder.

Biergarten »Gasthof Obervogelgesang«.

Biergarten »Gasthof Obervogelgesang«.

In der Nachmittagssonne geht es ruhig weiter, das Elbeufer steigt immer steiler an und wir befindenen uns in den nördlichen Ausläufern des Elbsandsteingebirges. Bei Stadt Wehlen gibt es zur Entspannung der Füße endlich mal einen weichen Wiesenpfad, nicht auszumalen zwar, was hier für eine Schlammschlacht abginge, wenn der angekündigte Regen tatsächlich eingetreten wäre.

Blick auf Stadt Wehlen.

Blick auf Stadt Wehlen.

Letzte ganz kurze Pause bei KM 40, Kurort Rathen, Steiner-Hof, Trinkflasche auffüllen und etwas Knabberzeug mitnehmen für das letzte Viertel. Von Rico lesen wir, daß er wegen kaputten Füßen raus muß.

Letzter Versorgungspunkt und noch ca. 11 km bis ins Ziel.

Letzter Versorgungspunkt und noch ca. 11 km bis ins Ziel.

Kurz nach Sonnenuntergang erreichen wir die Fähre Königstein, KM 44, das Boot fährt uns quasi vor der Nase weg, weil nur fünfzig Fahrgäste zulässig sind und wir Fahrgast 53 und 54 sind. Damit stirbt der Plan, unter zehn Stunden in Bad Schandau anzukommen. Auf der Fähre feiern erste Mitmarschierende sieben Kilometer vor dem Ziel den Tag, einige bei Pilsener vom ehemals königlich sächsischen Hoflieferanten, andere mit Schnaps der Marke Hubertustropfen.

Festung Königstein.

Festung Königstein.

Der Antritt nach der Warterei aufs Boot und dem Sitzen auf dem Boot läuft zunächst schleppend, viel ist nicht mehr zu erwarten und die Menschen sehnen sich dem Ziel entgegen. Gerade noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir den Ziel-Bereich am Elbestrand neben dem Bahnhof Bad Schandau. An der Rückmeldung hat sich eine längere Warteschlange gebildet, um den Finisher-Stempel in den Wanderpaß und anschließend Medaille und Urkunde überreicht zu bekommen. Im Nachgang werden auf der Facebook-Seite des Events Stimmen laut, es hätte zu lange gedauert. Ich finde es nicht so schlimm und genieße in der Wartezeit vom Sponsor VIER VOGEL PILS aus Dresden Neustadt bereitgestelltes Bier.

Ziel fast erreicht - auf den letzten Kilometer!

Ziel fast erreicht – auf den letzten Kilometer!

FINISHED!

FINISHED!

Fazit

Rundum zufrieden mit der Veranstaltung, ich habe nichts vermißt, hätte die Strecke aber etwas mehr abseits des Elberadweges bzw. der Bebauung gelegt, um mehr offroadige Wegbeschaffenheit zu erreichen, zum Beispiel durch eine Fährüberfahrt in Rathen statt in Königstein. Zwischen Rathen und Königstein ist der rechtselbische Weg nur ein schmaler Pfad mit mehr Höhenmetern, dadurch wäre man weniger pflastermüde. Die Kritik in den sozialen Medien, der Empfang im Ziel und die Nachbetreuung wäre der erbrachten Leistung nicht würdig genug gewesen, sprich, man hätte mehr Anerkennung und mehr Luxus erwartet, kann ich nicht nachvollziehen.

Im Vorfeld hatten wir uns über die richtige Schuhwahl unterhalten und kamen überein, Crosslaufschuhe wären perfekt. Im Nachgang hätte auch ein gut gedämpfter Straßenlaufschuh gereicht. Bergstiefel, die bei einigen Mitmarschierenden Verwendung fanden, sind hier völlig übertrieben.

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