Der Rügener Radmarathon. Meine erste Teilnahme bei der achten Ausgabe des Radmarathons ganz im Nordosten. Start / Ziel ist publikumswirksam direkt an der berühmten Seebrücke an der Strandpromenade im Ostseebad Binz. Gestartet wird 08:30 Uhr im Verband, um die Fahrer sicher aus dem verwinkelten Dorf nach draußen zu geleiten, doch nicht nur das, zur Überraschung einiger ist die gesamte Veranstaltung als Fahrt im geschlossenen Verband mit Führungs- und Schlußfahrzeug ausgelegt. Bedenkenlos hatte ich mich für die Gruppe 1 »sportlich (29 – 35 km/h)« eingeschrieben, um einfach mitzufahren und ggf. abreißen zu lassen und den eigenen Stiefel zu fahren, wie sonst auch immer. Dieses Mal wird nun die klare Tagesaufgabe, nicht aus der Gruppe zu fliegen.

Sommerliches Wetter bis 26°C und maximal Wind der Stärke 2, ideale Bedingungen für das Event.

Sommerliches Wetter bis 26°C und maximal Wind der Stärke 2, ideale Bedingungen für das Event.

Bis zum Start sind noch gut anderhalb Stunden und es wird erstmal gemütlich zweites Frühstück mit Lachsbrötchen bei einem Bäcker in der Hauptstraße abgehalten. Nach und nach beginnt das Leben und die Mitstreiter treffen ein. Mein Magengefühl wird flau ob der bis in jede einzelne Haarspitze austrainierten Athleten. Langsam wird in der Startaufstellung Position bezogen, die Anmoderation übernimmt ein alter Hase des Radsports, nach großen Worten und zum Fanfaren-Klang der Internationalen Friedensfahrt geht es hinter dem Polizeiwagen mit Blaulicht im Pulk von ca. dreißig Leuten auf die Strecke.

Das Tempo ist anfangs angenehm und im Mittelfeld läßt es sich gemütlich mitrollen. Doch bereits nach zwanzig Kilometern an den Steigungen auf der Halbinsel Jasmund zerlegt sich die Gruppe, die erste Hälfte hat es geschafft, am Führungsfahrzeug dran zu bleiben, der Rest eben nicht. Ich kann mich glücklich zur ersten Hälfte zählen. Am höchsten Punkt am Abzweig Stubbenkammer des kleinen Gebirges wird jedoch auf den Rest gewartet – und auch auf einen Mitstreiter, der am Berg offensichtlich seinen Antrieb überstrapaziert hat.

Jasmund: allgemeines Sammeln und Warten wegen Panne.

Jasmund: allgemeines Sammeln und Warten wegen Panne.

Etwas Schrauberei an der Achse aber leider wird das Bike nicht mehr flott und der Mann gibt auf. Bei der darauffolgenden Abfahrt macht sich Unmut über das Führungsfahrzeug breit, das bei übersichtlichen Stellen, wo man einfach rollen könnte künstlich ausbremst, was zu einer gewissen Inhomogenität in der Gruppe führt. Der Ärger findet seinen Höhepunkt, als das Führungsfahrzeug bei Nipmerow (KM 26) in einen falschen Weg einbiegt. Dadurch ist die Gruppe einige Zeit führungslos und zerlegt sich vollends.

Wenig später beim ersten Verpflegungspunkt bei KM 35 am Fuße des Tempelberg (60 m) bei Bobbin kann sich der Peloton wieder sammeln.

Verpflegungspunkt am Tempelberg Bobbin.

Verpflegungspunkt am Tempelberg Bobbin.

Ab jetzt recht homogen geht es über die Nehrung Schaabe zur Halbinsel Wittow, offenbar hat jemand gesagt, welche Geschwindigkeit und welchen Abstand das Führungsfahrzeug halten soll.

Zweiter VP ist bei KM 73 auf dem Bug, einem schmalen Sandhaken an der Halbinsel Wittow.

Bug: Hiddensee-Blick.

Bug: Hiddensee-Blick.

In straffem Tempo geht es nach der großzügigen Pause vom Bug zurück und zur Wittower Fähre, um aufs Rügener Hauptland zu gelangen. Dank Polizeieskorte können wir an dem kilometerlangem Stau an der Wittower Fähre vorbeifahren und das nächste Boot nehmen.

Vor der Wittower Fähre - Warten aufs Boot.

Vor der Wittower Fähre – Warten aufs Boot.

Wittower Fährfahrt.

Wittower Fährfahrt.

Auf südlichem Kurs geht es weiter durch den westlichen Teil Rügens, bei KM 117 in Dreschvitz gibt es den nächsten VP. Wieder auf der Strecke meldet der Körper etwas Unzufriedenheit mit dem Umstand, ständig in der ersten bis fünften Reihe fahren zu müssen und ob es nicht besser wäre, sich mit Blick auf die verbleibenden 85 km Strecke und der Zielerreichung zurück zu nehmen. Nicht ganz hinten, um nicht dem Ziehharmonika-Effekt geschuldete Energieverschwendung zu erleiden fahre ich erstmal nur noch mit. Um KM 140 herum scheint das Tief überwunden zu sein und es läuft wieder.

Am VP im Hafen von Lauterbach (KM 150) dauert es etwas länger, weil noch ein paar Abreißer aufschließen müssen. Generell ist die Stimmung im Team gut und alle freuen sich, den Großteil geschafft zu haben.

Lauterbach: Hafen.

Lauterbach: Hafen.

Lauterbach: Rustikales Reisegefährt der Marke Dnepr.

Lauterbach: Rustikales Reisegefährt der Marke Dnepr.

Mit unvermindertem Tempo geht es auf die letzten reichlich fünfzig Kilometer, mit einem kurzen Stopp am VP Lietzow (KM 185) auf der Landverbindung zwischen Kleinem und Großem Jasmunder Bodden.

Auf der Einflugschneiße nach Ostseebad Binz wird dann noch mal richtig geballert und die letzten Körner werden sinnlos verschossen. Im Ortsgebiet bremst der Polizeiwagen wieder ein, um in den mondänen Badeort nicht einzufallen, wie einst die hunnischen Heere.

Nach der Zieleinfahrt Dank / Verabschiedung von den Mitstreitern, sehr gelungene Veranstaltung, bis auf einige Anlaufprobleme bei der Gruppenfahrt zu Beginn. Danach Aufsuchen der Umkleide- / Duschmöglichkeit in der Grundschulturnhalle und Essen am Kurplatz mit musikalischer Untermalung einer »Cash-über-Elvis-bis-Santjano-und-Westernhagen-Coverband«.

Fahrdaten (netto)

208,28 k | 6:02:12 h | 34,50 Ø

STRAVA-Aktivität

17-02-60

Presse-Echo