8. Tharandter Rad-Marathon »ERZtaler« (230 km / 3.300 Hm)

Der »ERZtaler« ab Kurort Hartha (Ortsteil der Stadt Tharandt, südwestlich von Dresden) ist zusätzlich zur geografischen Herausforderung der üppig bemessenen Höhenmeter auch immer eine klimatische Herausforderung. Zwischen dem Lockwitzgrund im milden Dresdner Kessel mit dem tiefsten Punkt der Tour und der rauen Kammlinie des Erzgebirges liegen ungefähr 700 Höhenmeter mit entsprechend großem Temperaturintervall. Zwischen Vorfrühling und Hochsommer ist hier Ende Mai alles vertreten.

Für den Tag der diesjährigen Ausgabe ist schwülwarm mit Unwetter am Nachmittag angesagt. Früh um fünf Uhr zu Hause ist es neblig und schon ausreichend drückend, auf der Autobahn Richtung Dresden kommt Nieselregen und ab dem Elbtal schließlich starker Regen dazu. Die Stimmung kippt auf Ich fahre wieder nach Hause! Im vergangenen Jahr begann der ERZtaler im Regen und ich kann mich noch zu gut an die Kälte auf dem Kamm erinnern. Zu testen, ob das auch in diesem Jahr auszuhalten ist habe ich wenig Ambitionen. Trotzdem fahre ich weiter Richtung Start, wenn man einmal zeitig aufgestanden ist. In Kurort Hartha regnet es bei Ankunft nicht. Der Himmel sieht auch gut aus und der Regen sollte ja bereits über Nacht abgezogen sein. Also doch: Fertigmachen für die Tour!

Geparkt wird in Hartha wie immer auf einer Koppel der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, wie immer ist diese schlammig und steht Wacken in nichts nach.

Die Wetteraussicht und die Entschlossenheit der anderen Teilnehmer ermutigt zu Nachmeldung und Abholung der Startnummer. Eine kurze Einweisung der Veranstalter (Vorsicht vor Geröllspülungen auf den Straßen im Gebirge aufgrund von Starkregen in der Nacht) und pünktlich sieben Uhr werden die beiden Marathon-Distanzen (200 / 230 KM) auf die Strecke geschickt. Die Straße ist satt naß, mit höher steigender Sonne (Sonne!!!) beginnt die prognostizierte Schwüle. Es wird mit der Zeit unangenehm in der Windjacke, so daß sie am Kontrollpunkt 1 / Kilometer 30 in Frauenstein ins CamelBak wandert. Von hier sind es weitere fünfzehn Kilometer bis zum Erzgebirgskamm, die Schwüle verfliegt mit steigender Höhe und oben ist es frisch, aber nicht kalt.

Ruine Burg Frauenstein

Ruine Burg Frauenstein

Auf der steilen, serpentinenartigen Abfahrt hinab nach Hrob (deutsch Klostergrab) sind die vom Veranstalter eingangs erwähnten Geröllspülungen präsent.

Eisenbahnviadukt von Hrob (Klostergrab)

Eisenbahnviadukt von Hrob (Klostergrab)

Ab Hrob geht es weiter leicht bergab bis Krupka (Graupen) und von hier wieder hinauf auf den Erzgebirgskamm. Im Ort ist zunächst eine steile Wand zu bezwingen, am Ende der Bebauung verläuft die Straße jedoch serpentinenartig, was etwas Schärfe im Anstieg nimmt. Die Gesamtstrecke bis zum Gipfel des Mückenberges (Komáří hůrka (807,5 m)) mit dem regional bekannten Bergrestaurant Mückentürmchen beträgt nur ca. sechs Kilometer, es sind aber über fünfhundert Höhenmeter und Rampen mit bis zu 15% Steigung zu bewältigen.

Mückenberg und Mückentürmchen

Mückenberg und Mückentürmchen

Am Mückentürmchen ist wieder Kontrollpunkt 2 (KM 70) eingerichtet. Hier oben lohnt es sich, etwas länger zu verweilen und den Blick ins Umland schweifen zu lassen, ist dies ja der höchste Punkt des Osterzgebirges und dieses Radmarathons.

Aussicht vom Mückenberg ins Böhmische Becken.

Aussicht vom Mückenberg ins Böhmische Becken.

Ohne allzu viele Höhenmeter zu vernichten geht es auf dem Kamm entlang Richtung Zinnwald mit Grenzübergang, durch die Bergstadt Altenberg und hinab nach Schmiedeberg im Tal der Roten Weißeritz. Ungefähr bei KM 100 wurde hier in Schmiedeberg der KP 3 aufgemacht. Das Buffet bietet alles – inklusive frisch gebrühtem Bohnenkaffee – für die Kaffeesachsen ein unabdingbarer Standard.

Landschaft auf dem Erzgebirgskamm

Landschaft auf dem Erzgebirgskamm

Nach kurzer Pause geht es weiter auf die nächste, verhältnismäßig lange Etappe bis Schlottwitz im Müglitztal bei KM 155. Zwischendurch lohnt es sich zur Selbstverpflegung. Mit einigen kurzen Gegenanstiegen geht es tendenziell bergab bis an den Stadtrand von Dresden. Bereits zehn Kilometer nach Schmiedeberg treffe ich auf einen Fahrer mit Trikot vom RV Rostock (Peter von Rostock). Peter schließt sich, weil ortsunkundig, an und wir fahren bis KP 4 / KM 155 in Schlottwitz gemeinsam. Hier gibt es wieder die Warmverpflegung, eine große Portion Nudeln mit Hackfleischsauce.

Mit vollem Bauch geht es weiter auf der leicht aber stetig ansteigenden Müglitztalstraße Richtung Geising und Altenberg. Über dem Gebirge, in welches wir hineinfahren türmen sich erste Gewitterwolken auf und uns erwischt ein auch ein erster leichter Schauer. Zehn Kilometer hinter Schlottwitz trenn ich mich von der Gruppe (wir sind mittlerweile zu dritt), da das Tempo nicht ganz paßt und das dicke Ende des Tales erst noch bevorsteht. Ca. fünf Kilometer vor dem Erzgebirgskamm die lange Rampe von Geising nach Zinnwald hat es in sich, besonders, wenn man die letzten dreißig der bisher 175 Kilometer bergan gefahren ist und schon zweimal den Erzgebirgskamm in den Beinen hat.

Die letzten vier Kilometer sind wie zu erwarten war heftig, aber schließlich ist man irgendwann oben und grinst, da nicht mehr viel kommt. Bei KM 180 ist das schlimmste geschafft. In Zinnwald treffe ich auch Peter v. Rostock wieder, etwas angeschlagen von der gerade bewältigten Steigung.

Es geht weiter auf der gewohnten Strecke bergab bis KP 5 / KM 195 Schmiedeberg II. Dahin regnet es etwas, keine Spur allerdings von den angesagten Unwettern. In Schmiedeberg gibt’s noch einen Kaffee und was Süßes. Nach kurzem Aufenthalt geht es weiter hinab das Tal der Roten Weißeritz bis an Talsperre Malter vorbei und über zwei, drei Hügelketten ins Tal der Wilden Weißeritz.

Talsperre Malter, Blick Richtung Staumauer und Ostufer

Talsperre Malter, Blick Richtung Staumauer und Ostufer

Durchs Tal der Wilden Weißeritz geht es bergab bis Tharandt und von da einen allerletzten ca. drei Kilometer langen Anstieg hinauf nach Hartha ins Ziel.

Wie schon in den vergangen Jahren der recht jungen Geschichte dieses Events gibt es nur lobenswertes zu sagen. Herzlichen Dank an das sympathische Radteam Tharandter Wald!

224,54 k | 3.500 Hm | 8:30:41 h | 26,38 Ø

16-01-55

http://www.radfahren-in-mittelsachsen.de

 

1 Kommentar

  1. jan2sch

    1. Juni 2016 um 15:42 Uhr

    selbst gerfunden
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