Spätsommerliche MTB-Tour ins Lausitzer Gebirge, jenes waldreichen, dünn besiedelten Höhenzuges in Nordböhmen, direkt an und hinter der sächsischen Grenze. Ein konkretes Ziel ist nicht gesetzt, es geht vielmehr um die Erkundung in der Fläche, d. h. mal paar neue Wege ausprobieren.

Blick zum Tannenberg / Jedlová (774 m) von einer Anhöhe bei Schönlinde / Krásná Lípa.

Blick zum Tannenberg / Jedlová (774 m) von einer Anhöhe bei Schönlinde / Krásná Lípa.

Die Anreise über Schluckenau / Šluknov, Schönlinde / Krásná Lípa und Teichstatt / Rybniště erfolgt auf bekannten Wegen und Straßen. Dann, an der Ostflanke des Kleinen Schöber nicht mehr #3013 folgend, sondern kurzer steiler Downhill mit Überquerung der Böhmischen Nordbahn ins Tal des Kreibitz-Baches. Auf der Talsohle angekommen wollte ich dem Bachlauf bis zur Kreibitzer Talsperre folgen, doch kurz vor jener wird der Forstweg von einem stählernen Tor versperrt. Auf einem Schild steht meinen dünnen Tschechisch-Kenntnissen nach irgendwas von »Achtung!« und »Areal kameraüberwacht«, ich teste nicht aus, ob man trotzdem weiterkommt… Also ein Stück des Weges zurück, eine Brücke über den Bach nehmend steil bergan. Der Weg ist nicht vielversprechend, verjüngt sich zur Rückegasse und schließlich zum Pfad. Auf dem Boden ist eine maximal achtundvierzig Stunden alte Spur eines Enduro-Motorrades auszumachen, an deren Verlauf ich mich halte; durch Buchenbestand geht es schiebend weiter bergan, laut Karte müßte in dieser Richtung bald ein Weg kommen. Auf einer Kante in der Steigung ist ein kleiner Bunker der Grenzbefestigung aus den 1930er Jahren (Schöberlinie) auszumachen und dahinter – oh Glück – ein markierter Wanderweg (E3 – Europäischer Fernwanderweg Iberische Halbinsel ⇔ Schwarzes Meer).

Leichter Bunker der Grenzbefestigung der Tschechoslowakai gegenüber Nazideutschland am Nordhang des Velká Tisová / Großer Eibenberg (692 m). Heute Basis für einen Jagdhochsitz.

Leichter Bunker der Grenzbefestigung der Tschechoslowakai gegenüber Nazideutschland am Nordhang des Velká Tisová / Großer Eibenberg (692 m). Heute Basis für einen Jagdhochsitz.

Noch mal Blick auf die Karte, wir befinden uns am Nordhang des Großen Eibenberges, der Weg führt nach Westen zum Kleinen Eibenberg oder nach Osten zur Bahnstation Tannenberg. Ich schlage die Richtung Tannenberg ein, mit Ziel des selbigen Berggipfels. Auf halber Strecke zwischen Bahnstation und Gipfel kommt mir ein Pärchen auf einem Straßenmotorrad entgegengeschlingert, man hat sich trotz elektischem Navigationsinstument verfahren und ist auf dem losen Schotteruntergrund ganz sicher mit dem falschen Material unterwegs. Ich bin hier nur Gast, kann ihnen aber trotzdem dank Papierkarte den Weg in die gewünschte Richtung zeigen. Die weitere Zufahrt zum Tannenberg wird gegen Ende ziemlich steil (>25%), die Sonne legt sich zudem gegen den auf der Südseite befindlichen Weg, man kommt ins Schwitzen.

Tannenberg / Jedlová (774 m): Bergbaude und Aussichtsturm.

Tannenberg / Jedlová (774 m): Bergbaude und Aussichtsturm.

Oben, am kleinen Berghotel ist noch Biergarten-Saison, das Halbe für 30 Tschechische Kronen oder einen Euro ein unschlagbar verbraucherfreundliches Angebot! Nach kurzer Erfrischung geht’s talwärts. Freaks nehmen den Skihang, ich den Fußweg in nordwestliche Richtung und auf halber Bergeshöhe die Trasse des Skilifts bis zur Talstation Rozhled (Ortsteil von Jiřetín pod Jedlovou, Georgenthal).

Tannenberg / Jedlová (774 m): Weg nach Rozhled.

Tannenberg / Jedlová (774 m): Weg nach Rozhled.

Der Rückweg von hier erfolgt ob der fortgeschrittenen Tageszeit wieder auf zivilisationsnahen Pisten.

108,33 k | 3400 Hm | 6:06:06 h | 17,75 Ø