Der Erzgebirgs-Bike-Marathon oder kurz EBM nennt sich mit stolz geschwellter Brust Deutschlands ältester MTB-Marathon und wird zum 21.  Mal in und um Seiffen im Erzgebirge ausgetragen.  In den letzten Jahren passte er mir terminlich nicht, dieses Jahr bin ich aber schon lange bevor an Radfahren zu denken ist darauf fixiert und zur Long-Distanz über rund 100 km angemeldet.  Mit drei erfahrenen EBM-Teilnehmern aus dem Biketeam-Oberlausitz und einer Begleiterin treffen wir uns einen Tag vorher auf dem Zeltplatz auf einem Hügel vor dem Dorf. Meine Anreise wäre ungefähr zwei Stunden von zu Hause, beim Start um 09:00 hätte man auch noch genügend Zeit zum Startunterlagen abholen gehabt, aber zelten ist auch mal wieder interessant. Das letzte Mal liegt über zwanzig Jahre zurück …

Zum Abendessen wird zünftig gegrillt, es ist von allem zu viel da aber man braucht für den nächsten Tag Energie. Gegen 22:00 schauen wir auf dem Veranstaltungsgelände vorbei, die Musik ist leider schon aus aber einige Leute hocken noch vor dem Bierzelt. Aus Respekt vor dem Rennen verzichte ich auf Bier! Gegen Mitternacht ist Nachtruhe. Irgendwann kurz vor dem Morgengrauen muß ich mal raus, über uns freier Sternenhimmel aber ringsherum Gewitter. Ein schöner Anblick!

06:00 Uhr klingelt der Wecker. Die Qualität des Schlafes ist irgendwo zwischen Unter freiem Himmel und Matratzenlager in Berghütte auf 2.800 m Höhe einzuordnen. 06:10 stehen wir beim Frühstück im Bierzelt. Der örtliche Bäcker macht als offizieller Frühstückslieferant den umsatzstärksten Tag des Jahres. Nach dem Frühstück geht’s wieder zum Zeltplatz und alles wird vorbereitet. 08:10 stehe ich im Startblock III für Neue und alle, die nicht unter den ersten 60% des Vorjahres gefinished haben.

Die Sonne knallt schon mehr, als es sein muß. Neun Uhr dann der Start in die ca. zwölf Kilometer Einführungsrunde durchs Dorf, bevor es auf die dreimal knapp dreißig Kilometer Rennrunde geht. Da ich den Kurs nicht kenne und eh fast hinten starte laß ich es ruhig angehen.

Auf der ersten Runde ist es sehr eng, alle Streckenwertungen, vierzig, siebzig und einhundert Kilometer starten zur gleichen Zeit . Trotzdem geht es ziemlich fair zu und es ergibt sich nur eine kritische Situation, als direkt vor mir jemand an einer leichten Steigung stürzt. Mit der Zeit wird mir bewußt, was der Kollege mit »es gibt auf der Runde keine stellen zum Ausruhen« meinte: die Strecke verläuft zwar weitestgehend auf  breiteren Waldwegen, die Beschaffenheit ist aber sehr grobschlächtig. Durch die lange Hitze ist der Lehmboden steinhart, dazu viel grober und loser Schotter. In der Hälfte der Runde gibt es einen Verpflegungspunkt, schnell wird viel getrunken, die Hitze macht zu schaffen. Kurz vor Ende der Runde hat der Veranstalter das Up-hill-Highlight Alpe de Wettin – eine mehr als 20%-Steigung zur Wettiner Höhe eingebaut. Die Strecke ist hier von Zuschauern gesäumt und oben brüllt ein Moderator ins Mikrofon. Sehr tolle Stimmung, jetzt nur gut aussehen. Danach rollte es Richtung Start / Ziel und zum zweiten Verpflegungspunkt, zwei Becher Cola, Banane, Flasche auffüllen, weiter.

Die zweite Runde ist menschenmäßig wesentlich entspannter. Dafür wird die Hitze brutal. Man leidet sich so durch, die innere Motivation paßt noch und solange der Kopf kann, kann der Rest auch.  Alpe de Wettin ist immer noch fahrbar, in Start / Ziel ist die Cola alle – eine mittlere Katastrophe! Wie soll ich die letzte Runde überleben?! Es wird sportlich!

Fünf Kilometer weiter verfinstert sich der Himmel, die Hitze läßt nach, es regnet erst leicht, dann heftig. Die zuvor staubtrockene Piste verwandelt sich in eine glitschige Schlammspur. Bei KM 81 gibt der Tacho den Dienst auf, zuviel Wasser beim Starkregen zwischen Tacho und Halterung am Lenker, altes Problem. Es ist einsam geworden auf der Strecke, nur vereinzelte Fahrer treffe ich noch an, die sich so wie ich ins Ziel schleppen. Immer wieder krampfen die Beine, eigentlich kenne ich das so gar nicht! Dann zum vierten und letzten Mal die Alpe de Wettin Rampe. Der Moderator brüllt meinen Namen und meine Startnummer, nebenher rennt ein junges Mädchen den Berg rauf. Jetzt müssen die Beine noch halten, nur keinen fiesen Krampf und vom Rad kippen. Es klappt, perfekt! Ab ins Ziel, ein Kollege wartet.

Ergebnis

100 km | 2.600 Hm | 06:41:38 h | Platz 188

 http://www.ebm100.de