Die Wettervorhersage für das Wochenende war günstig, um zum Ende des Sommers noch einmal eine Tagestour im Gebirge zu fahren. Start und Ziel ist wie so oft Wernigerode, von Norden her schnell zu erreichen, mit einem günstigen, ganztägig geöffneten Parkhaus und einer anspruchsvollen Restaurantkultur, um nach der Tour gut zu essen.

Wernigerode, das Rathaus

Wernigerode, das Rathaus

Diese Tour orientiert sich unbewußt an den Grenzen des 2006 gegründeten Nationalparks Harz und führt im entgegen gesetzen Uhrzeigersinn einmal weitläufig um das Brockenmassiv inklusive Erklimmung des Brockengipfels herum. Erstes Teilstück ist die relativ flach verlaufende Strecke von Wernigerode über Ilsenburg und Bad Harzburg nach Oker, dem östlichen Stadtteil von Goslar. Ab Oker steigt die Straße im namensgebenden Flußtal an und nach einigen Kilometern der Bergfahrt erreicht man die Okertalsperre. Um den motorisierten Verkehr der Straße zu entgehen und mehr von der Natur mitzubekommen fahre ich über die Staumauer und den Forstweg am Ostufer des Sees entlang. Ob man bis zur Straße auf Asphalt durchkommt ist mir zum dem Zeitpunkt noch unbewußt aber probieren geht über studieren. Später stellt sich heraus, daß es auf der Wikipedia-Seite zur Okertalsperre tatsächlich einen Hinweis darauf gibt. Wie der Weg zum Inline-Skaten empfohlen werden kann möchte ich nicht nachvollziehen, der Weg ist zwar asphaltiert, aber von moderner Waldbewirtschaftung in Mitleidenschafft gezogen. Obendrein wußte ich nicht, daß bis in 2013 hinein die Weißwasserbrücke über den Stausee wegen Sanierungsarbeiten gesperrt ist, ein weiterer Grund, der für die Nebenstrecke spricht.

Okertalsperre mit der in der Rekonstruktion befindlichen Weißwasserbrücke

Okertalsperre mit der in der Rekonstruktion befindlichen Weißwasserbrücke

Während eines Foto-Stopps am Seeufer überholen mich hier drei Rennradfahrer, deren Trikots auf Hamburger Jungs schließen lassen (siehe hier und da). Die Jungs sind nicht schnell unterwegs und ich fahre ein bisschen mit, über die Mauer des Vorstaus führt der Weg wieder zur Straße und in die Bergstadt Altenau hinein. Von hier geht es neun Kilometer bergan auf die Paßhöhe von Torfhaus, Höhenunterschied dabei ca. 400 m. In Altenau sind sich die Hamburger Jungs unschlüssig über ihre Route, ich fahre vorbei, werde aber nach zwei Kilometer von einem aus der Gruppe überholt. Ein zweiter kommt nach der Hälfte der Strecke von hinten vorbei, bricht aber einen Kilometer vor oben ein. Der dritte Mann wart nie wieder gesehen.

Anfahrt nach Torfhaus

Anfahrt nach Torfhaus

Torfhaus ist wie immer bei schönem Wetter von allerlei Touristen bevölkert, die größte Gruppe nehmen Motorrad-Fans ein, gefolgt von Wanderern und Mountainbikern. Auf der Uhr stehen 55 km und die Sonne steht genau im Süden, Zeit etwas zu essen. Zur Auswahl stehen zwei Restaurants, nördlich des Nationalpark Infozentrums die Bavaria Alm, schon bekannt von einem vergangenen Besuch und südlich eine Imbissbude, im Angebot alles, was man in einer Fritteuse herstellen kann. Ich entschließe mich wieder für die Alm. Zum a-freien Weißbier einen Kaiserschmarren, schmeckt leider so, wie Kaiserschmarren in Niedersachsen halt so schmeckt … zu viel Fett und zu lange erhitzt. Egal, Hauptsache der Energiespeicher ist wieder gefüllt!

Brocken-Blick von Torfhaus

Brocken-Blick von Torfhaus

Von Torfhaus geht es weiter über die Hochlage des Harzes zur Talsperre Oderteich und weiter über Sonnenberg nach St. Andreasberg. Vom Namen Sonnenberg bleibt heute nur das -Berg, die Sonne hat sich für den Rest des Tages hinter der Wolkendecke verzogen, die Temperatur geht besonders hier auf der Höhe in den Keller und die Wahl der Bekleidung ist mit Winter die bessere gewesen. St. Andreasberg wirkt wie ausgestorben, daher schau ich nur mal kurz, wie es weiter geht und rolle hinab nach Bad Lauterberg, vernichtete Höhenmeter etwa 500.

Odertalsperre bei Bad Lauterberg i. H.

Odertalsperre bei Bad Lauterberg i. H.

Ab Bad Lauterberg geht es wieder bergan, erst auf die Höhe der Odertalsperre, dann am Ufer flach und schließlich weiter hoch bis zum Schloßkopf bei Braunlage. Der Ort Braunlage selbst liegt wieder etwas tiefer zwei Kilometer nördlich des Passes an der Bundesstraße 27. Aus Braunlage geht es weiter bergab über die zu Erinnerungszwecken gekennzeichnete ehemalige innerdeutsche Grenze und ins Örtchen Elend. Als wäre der Name Programm beginnt in Elend der finale Anstieg zum Brockengipfel. Dieser zieht sich von hier über fast zwanzig Kilometer und ca. 650 Höhenmeter. Am Ortsausgang von Schierke am Brocken durchfließt ein Bach die Brockenstraße, meine Chance die leere Trinkflasche zu befüllen. Wenn das Wasser hier nicht sauber ist – wo dann??? Die zehn Kilometer Brockenstraße läuft besser, als bei meinem Brocken-Rennrad-Debüt in 2011. Hier jetzt noch sechs Mountainbiker im up-hill zu kassieren, stimmt fröhlich.

4 : 0 und 5 : 0 - die Bergradfahrer können ihren technischen Vorteil nicht verwandeln!

4 : 0 und 5 : 0 – die Bergradfahrer können ihren technischen Vorteil nicht verwandeln!

Auf dem Berg ist es wie immer frisch, aber heute verhältnismäßig windstill und 9°C am Brockenhaus ablesbar. Im Biergarten sitzen nur ein paar ganz harte Wanderer, Touristen und Biker tummeln sich drinnen. Zur Stärkung hole ich eine Portion Nudeln mit Wurstgulasch und noch ein Erdinger alkoholfrei.

Die letzten Höhenmeter ...

Die letzten Höhenmeter …

Eine Dreiviertelstunde später ist die Temperatur spürbar gefallen, im Wald wird es dunkel und ich fahr besser mit Licht die letzten knapp dreißig Kilometer hinab nach Wernigerode. Seit ein paar Wochen ist auch das obere Stück der Brockenstraße neu asphaltiert und der down-hill ist angstfrei zu schaffen.

Brockenbahn zwischen Drei Annen Hohne und Schierke

Brockenbahn zwischen Drei Annen Hohne und Schierke

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146,96 k | 2.500 Hm | 5:53:56 h | 24,91 Ø