Schlei-Fjord bei Schleswig mit Schleswiger Dom

Schlei bei Schleswig mit Schleswiger Dom

Den Radmarathon in Schleswig gibt es noch nicht so lange, erst seit ca. 2008. Dieses Jahr bin ich zum ersten Mal dabei. Wettermäßig hat sich der Sommer durchgesetzt, es ist aber mit kräftigen Schauern und Gewittern zu rechnen. Morgens sind die Straßen in Schleswig zwar naß, es scheint aber die Sonne.

Vom Start weg geht es durch die Stadt Richtung Südwesten in die Hüttener Berge. An den ersten kleinen Steigungen zerlegt sich der Pulk wie bei einer Veranstaltung im Gebirge, findet sich am zeitig gelegten Kontrollpunkt 1 in Hummelfeld (KM 22) wieder.

Ab Hummelfeld komm ich allein los, es findet sich aber wenig später eine Vierergruppe und an einer Steigung am Wittensee wächst diese auf ca. zwanzig Leute an. Obwohl es zeitig auf der Tour ist fahren die ersten bereits hier unkonzentriert und jemand berührt mich am Hinterrad und kommt nach rechts von der Straße ab. Einen Sturz gibt es zum Glück nicht.

An der längeren Steigung in Brekendorf und danach im Ortsteil Tirol zerlegt sich die 20er Gruppe komplett. Ich fahre mit vier Leuten an der Spitze hoch und auch nach einer kurzen Pinkelpause findet sich der Rest nicht oben ein. Die abgeschlagenen treffe ich auch bei der zweiten Kontrolle in Hummelfeld nicht wieder. Dafür die schnellen Fahrer der RTF. Ab hier fühlt sich die Tour nicht mehr wie ein Marathon, sondern wie eine 150er bzw. eher 120er RTF an. Es wird unstetig wie in einem Rennen gefahren, trotz großen Gruppen oft  Einerreihe. Der auffrischende Wind und das hügelige Gelände tut sein übriges.

In Stubbe gibt es am Kontrollpunkt 3 kalten Milchreis und auf Wunsch mit Cocktail-Früchten aus der Dose sowie Zimt-Zucker. Ein Becher reicht mir, denke ich, noch ein Stück frische Melone und weiter. Am Südufer der Schlei staut sich der Verkehr an der historischen Lindaunisbrücke über das Gewässer. Das Besondere daran ist, Eisenbahn und Straßen teilen sich eine Fahrbahn. Wenn ein Zug kommt ruht der Straßenverkehr. Die Bahn von Kiel nach Flensburg ist durch, die Schranke hoch, die Ampel aber immer noch auf rot. Einige rasen trotzdem auf die Brücke und kommen wenig später zurück – der Verkehr aus dem Norden hat Vorrang!

Der Betrieb an der Brücke hat uns gefühlt zehn Minuten aufgehalten, entsprechend groß ist das zusammen gestaute Radlerfeld aus Marathoni und RTF-Fahrern. Nette Gruppe von mind. einhundert Leuten könnte man meinen, ist es aber nicht. Es gibt kein einheitliches Tempo und kein geordnetes Fahren in Zweierreihe, wie es bei den Windverhältnissen sinnig wäre. Auf der anschließenden ca. Dreißig-Kilometer-Runde zurück nach Stubbe ist angeblich ein Richtungspfeil verdreht, der Fahrfehler wird vom Feld spät bemerkt und bringt sieben Kilometer zusätzlich auf die Uhr (Zu Hause seh ich auf der Landkarte, daß man hätte ohne Bonus-Kilometer zu reißen einfach weiter fahren können …). Beim zweiten Erreichen von Stubbe ist der Milchreis fast alle, es gibt nur noch halbe Becher. Ich nehm einen. Vor der Lindaunis-Brücke staut es wieder, dieses Mal wird der Gegenverkehr abgewartet. Zehn Kilometer nach der Brücke teilt sich das Feld, RTF links, Marathoni geradeaus. Ein orientierungsloser RTF-Fahrer bemerkt zu spät, wo er hingehört und bügelt mich fast um, als er ohne Gucken & Anzeigen von rechs nach links zieht. Nach dem Streckenteiler sind wir vier Leute alleine, Gegen den Wind. Mir paßt das Tempo nicht und weitere zehn Kilometer später laß ich mich aus der Gruppe rausfallen.

Kurz vor dem Hungerast befindlich zieh ich mir ein Not-Gel und fahr ruhig weiter. Die bisherige Ernährung bestehend aus Bananenstücken, Melonenstücken und dem Milchreis war zuwenig. Sonst gab es immer belegte Brote mit Wurst und Käse, die ich gebraucht hätte. Im Energiesparmodus geht es weiter bis zur fünften Kontrolle, ca. KM 170. Hier gibt es zu meiner Überraschung was Solides zum Essen: Wiener Würstchen mit Vollkorn-Toast. Ich nehm zwei und fahr mit acht Leuten die letzten knapp vierzig Kilometer Richtung Schleswig. Der Wind kommt aus verschiedenen Richtungen und die letzten zwanzig Kilometer wieder direkt von vorn. Man merkt jetzt deutlich, daß alle mehr oder weniger am Ende sind.

Die erschwerten Umstände aus viele Hügel, viel Wind, sinnlose Raserei mit RTF-Gruppen und dürftige Verpflegung ließen mir diesen Marathon zu einem der anstrengensten der letzten Zeit erscheinen.

Im Ziel das Übliche: einpacken, duschen, Bratwurst, Kuchen, schwatzen – dann Aufbruch und Zwischenstopp am Ostseestrand in Eckernförde. Es ist Midsommer und bestes Strandwetter, also noch etwas Chillen am Strand!

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