2012 soll der Einstieg in den Straßenradsport mit dem 200-Kilometer-Brevet der »Audax Randonneurs Allemagne (ARA) Org. Schleswig-Holstein« in Kiel werden.

In meine Jahresplanung paßt der Termin gut und das Wetter wird an dem Samstag Mitte März auch passabel sein, sehr hohe Niederschlagsunwahrscheinlichkeit und morgens um halb sechs beim Aufstehen sind auch schon fünfeinhalb Grad. Im Laufe des Tages soll sich dieser Wert noch verdoppeln.

Der Startort des Events ist ein Kanu-Sportheim im Südosten von Kiel, direkt am Fluß Schwentine, zwanzig Meter tief unter der Brücke einer Bundesstraße über dieses Tal gelegen. Im Internet steht Hausnummer 4, am Gebäude ist es dann aber die zehn, offenbar hat sich die Bebauung hier jüngst verändert.

Auf dem Parkplatz neben dem Gelände sind schon einige TeilnehmerInnen da und fummeln ihr Material zurecht, Ortsansässige, gefühlt die Hälfte der rund zwanzig Leute reisen klassisch mit dem Rad an. Ich melde mich an, frühstücke zwei Brötchen, eine Banane und eine Fritz-Kola … wie immer und roll dann zum Start an der Treppe neben dem Hauseingang. Auf der Straße dreht jemand zum Warmfahren ein paar Runden hin und her. Mein Kollege Daniel erscheint, er hat mich kurzfristig zu dem Event eingeladen, als Kieler auch mit dem Rad.

Ohne viel Gerede geht es kurz nach acht Uhr los. Schon innerhalb Kiels sortiert sich das Feld in eine erste Gruppe von reichlich zehn Leuten und den Rest. Daniel verliere ich bereits hier. Eigentlich fahren die vorne gar nicht so schnell und so steig ich mit ein.

Es geht schnurstracks nach Süden zum ersten Kontrollpunkt an der Oil-Tankstelle in Trappenkamp, KM 49,8. Mit knapp zehn Fahrern brechen wir nach minimalem Stempel-Stopp auf, ein oder zwei bleiben auf einen Kaffee zurück. Jetzt mit Rückenwind und Kurs Osten rollt es noch besser. Hinter Trappenkamp entbricht im Feld eine Diskussion über den Pinkelstopp. Es wird geflucht und moniert, warum der den Zeitpunkt des Pinkelstopps bestimmt, der gar nicht pinkeln muß. Schließlich darf er doch stattfinden.

Je weiter es nach Osten geht desto hügeliger wird es. Langsam aber stetig zerstört sich die Gruppe und nach 80 km sind wir noch gefährliche sechs. Von Energiesparen durch Windschatten ist keine Rede mehr. Zwei Tage vorher sagte Daniel noch, bezüglich meines Trainingsstandes, »Da kannst du locker mitrollen!«. Das Locker-mitrollen ist nur noch ein Mitrollen und es kommen Zweifel auf, ob das Team aus Typen mit Paris-Brest-Paris-Erfahrung und einem Race-Around-Austria-Finisher nicht eine Spur zu herb für mich ist. Aber wie ein junger Hirsch muß man immer alles mitgehen … Bei KM 101 gibt es noch einen Pinkelstopp und dann die zweite Kontrolle bei KM 118 in Grömitz. An der Shell-Tanke kauf ich ein Wasser und füll die Trinkflaschen nach. Riegel, Gels etc. hab ich dieses Mal genug aus dem Bestand von 2011 dabei. Der Tacho zeigt hier 32,5 km / h Schnitt.

Ab Grömitz geht es direkt in den Wind und bei KM 122 wird aus dem Mitrollen ein Rollen. Das erhoffte ruhiger Tempo in der Gegenwindpassage zurück nach Kiel stellte sich wider erwarten nicht ein und ich laß die fünf Anderen ziehen. Ohne Ortskenntnis bin ich auf das Papier-Roadbook angewiesen und orientiere mich in Manhagen. Die Strecke ist recht leicht zu finden: erst ein Stück nach Norden bis Oldenburg in Holstein und von da Kurs West-Nordwest nach Hohwacht (Ostsee) direkt an der gleichnamigen Bucht. Hier ist Kontrollpunkt 3 bei KM 162. Tanke gibts keine und ich wähle den EDEKA mit angeschlossenem Bäcker. Vor paar Jahren war ich schon mal hier und der Kaffee war gut. Die junge Frau am Backwarenstand freut sich, mit dem Abstempeln des Wertungspasses großen Radsport zu unterstützen. Sie verrät mir noch, daß die Anderen ca. zehn Minuten vorher da waren. Das holt keiner mehr ein und ich bestelle einen großen Kaffee mit einem Berliner, gefüllt mit Erdbeermarmelade, obendrauf Guß. Das Teil hat 300 kcal und rettet mich über die nächste halbe Stunde.

Mittlerweile ist sogar die Sonne draußen, der Wind hat nicht nachgelassen und so stemme ich mich gegen diesen die letzten fünfzig Kilometer westwärts nach Kiel. Irgendwo muß ich einen Abzweig verpaßt haben und komm etwas anders in die Stadt, als es der Original-Track vorgab, egal, die Kontrollpunkte sind ordnungsgemäß angesteuert wurden und das schöne an den Brevets ist, man kann die Strecke dazwischen frei wählen. 15:40 bin ich am Wassersportheim, zwei aus der ersten Gruppe warten vor der Tür und geben 15:13 als Ankunftszeit an. Wenig später erscheint jemand mit dem Schlüssel und man kann Duschen. Danach gibt es eine Hühnersuppe und was zu trinken.

Track bei bikemap.net (der Startpunkt stimmt nicht!)

Route 200er Brevet Kiel 2012

Route 200er Brevet Kiel 2012