Wieder im Zeitrahmen, langer Ritt über die Forcellina di Montozzo (2.613 m) ins Val di Sole (Sulztal), Autonome Provinz Trient.

Das persönliche Befinden ist besser als am Morgen zuvor aber noch nicht optimal. Der Appetit ist wieder da und ein umfangreiches Frühstück aus Müsli, mehreren Brötchen und unzähligen Keksen wird verputzt. An der Bar des Café ganz den Einheimischen gleich ein Espresso und der Tag beginnt. Himmel bedeckt, 12°C.
Ein Blick ins Roadbook und Höhenprofil verrät, daß es gleich zur Sache geht: von 1.400 m hinauf zur Forcellina di Montozzo (2.613 m). In Pezzo, einem kleinen Dorf, daß sich mit steilen Gassen an das Bergmassiv schmiegt fragen wir zwei ältere Damen nach dem richtigen Weg, da der Einstieg etwas unklar ist.

Ponte di Legno: Orsteil Case di Viso (1.753 m), kleine Steinhäuschen in einem abgelegenen Gebiet.

Ponte di Legno: Orsteil Case di Viso (1.753 m), kleine Steinhäuschen in einem abgelegenen Gebiet.

Der untere Teil des Anstieges ist noch relativ flach, doch ich merke schon, daß der Matze heute den besseren Tag hat. An einem Brunnen fassen wir noch mal Wasser und dann geht es in fast überall fahrbaren Serpentinen den steilen Schotterweg nach oben. Wunderschön ist der Blick zurück und schier endlos der Weg vor einem.

Endlos zieht sich der Anstieg zur Forcellina di Montozzo hin

Endlos zieht sich der Anstieg zur Forcellina di Montozzo hin

Ab der Baumgrenze ist Matze meinen Augen entschwunden aber ich bin sicher, daß er oben am Rifugio wartet. Ziemlich geschlaucht erreiche ich auch das Rifugio Bozzi al Montozzo (2.478 m).
Das Haus ist ein altes Militärgebäude, einem Schild zufolge war hier im ersten Weltkrieg eine Artillerie-Einheit stationiert. Betrieben wird die Hütte heute von einem lebhaften, witzigen Nepalesen. Drinnen ist es mollig war dank zweier Öfen mit Holzfeuerung. Wir setzen uns zu einer Grupper deutscher Alpencrosser aus Erfurt. Sie sind kurz vor uns eingetroffen, Matze konnte den letzten sogar noch kassieren. Im Delirium bestell ich auch eine Portion Pasta mit Fleischsoße, eine Dose Cola und hinterher zwei Schalen Tee – letzteres ganz wie in der Heimat des Hüttenwirts.

Rifugio A. Bozzi (2.478 m)

Rifugio A. Bozzi (2.478 m)

Wieder aufgewärmt und die Klamotten am Ofen getrocknet schieben wir die letzten Höhenmeter bis zum Paß.

Die letzten Meter zur Forcellina di Montozzo, 40% Steigung und loses Geröll.

Die letzten Meter zur Forcellina di Montozzo, 40% Steigung und loses Geröll.

Hier oben ist auch eine restaurierte Stellung des Gebirgskrieges, es ist recht frisch und aus den Wolken fallen ein paar Schneeflocken.

Forcellina di Montozzo (2.613) - höchster off-road Paß der Reise!

Forcellina di Montozzo (2.613) - höchster off-road Paß der Reise!

Die Trail-Abfahrt Richtung Lago di Pian Palu (1.830 m) und Pejo (1.418 m) ist im oberen Teil gut fahrbar, in der Krummholzzone eher nicht mehr.

Downhill von der Forcellina di Montozzo: wo ein Wille ist ist auch ein Weg.

Downhill von der Forcellina di Montozzo: wo ein Wille ist ist auch ein Weg.

Ob überhaupt oder nur wegen meiner Erkältung schlaucht der Abstieg genauso wie der Aufstieg und am See ist dringend eine Rast notwendig. Zwei Riegel und ein Gel können den Hungerast noch mal abwenden. Am Rundweg um den Lago treffen wir wieder auf andere Menschen. Die Ignoranz der Fußgänger ist auf der Alpensüdseite nicht anders als in Deutschland und um sich Respekt und Platz zu verschaffen hilft die Trillerpfeife bei der Abfahrt von der Staumauer des Lago ins Val di Sole sehr.
In Mezzana (940 m) suche ich dann doch die Apotheke auf, um was gegen den Infekt zu unternehmen. Meine Lieblingsdroge für solche Anlässe — Wick DayMed — haben sie nicht, aber ein vergleichbares Produkt. Bis Dimaro (806 m) rollen wir bequem. Auf der Höhe ist es wieder angenehm mild und trotz Bewölkung wird es heute keinen Regen mehr geben. Damit haben wir den ersten komplett regenfreien Tag geschafft. Im erstbesten Hotel der Gemeinde sehen wir die Erfurter Truppe vom Rif. Bozzi. Wir fahren weiter ins Zentrum und finden ein neu errichtetes Hotel mit Wäsche- und Bike-Service, wie in der Schweiz. Ein eigenes Restaurant haben sie leider nicht, es findet sich aber eine Pizzeria einige hundert Meter weiter auf der gleichen Straße.

Bike-putzen in Dimaro

Bike-putzen in Dimaro

Endlich kann man mal unbeschwert und ohne zu frieren draußen sitzen, wir genießen daß noch eine Weile in einem Café / Cocktailbar gegenüber des Restaurants und beobachten die Leute. Die Kopfschmerzen bekomme ich mit dem Medikament in den Griff und – pure Vernunft darf niemals siegen – bestell ich einen Scotch & Soda als Absacker. Was kommt ist nicht einfach Whiskey mit Sprudelwasser, sondern ein fruchtig-herber Cocktail, der zusätzlich Limettensaft und Prosecco enthält. Keine Ahnung, wie der genannt wird, aber er ist super erfrischend und der Knaller bleibt aus.

[50,44 km | 4:32:47 | 1.900 Hm]