Naß-kalte Abfahrt ins Paznaun, über den wieder schneefreien Fimberpaß und ins sommerlich warme Engadin.
Nur die Harten kommen weiter und von denen auch nur zehn Prozent! Dieser Motivation-Mantra des Hütten-Chefs am Morgen soll Motto der Route werden. Es regnet gerade nicht, doch bei 1°C wird die Abfahrt auf den nassen Wegen die wahre Freude. Am kurzen Gegenanstieg zum Kops-Stausee ist zu merken, daß die Beine noch nicht wach sind.
Bis Ischgl (1.377 m) wird es wärmer und nach einem kurzen Einkauf zur Verpflegung auf dem Berg nehmen wir den steilen Anstieg vom Zentrum des Ortes zur Mittelstation der Fimba-Seilbahn.
Danach beginnt Schotter und Piste bis zur Heidelberger Hütte (2.264 m). Eine Drei-Mann-Gruppe können wir auf dem Weg mit einigen Bachdurchfahrten hinter uns lassen. An der Heidelberger Hütte sind 11°C und Sonnenschein, in Erinnerung an die großen Kaffee-Portionen vom letzten Jahr halten wir dafür kurz inne und quatschen mit anderen Alpen-Crossern, die eben in dem Moment eintreffen.
Von der Heidelberger Hütte aus heißt es eine Stunde schieben auf den Fimberpaß (2.608 m).
Etwas abseits in einer windegeschützten Ecke machen wir kurz Pause. Anschließend folgt der lange Downhill mit einigen Schiebestücken ins Engadin.
In Scoul suchen wir einen Bike-Shop auf: Matze hat einen Speichenbruch zu verzeichnen und meine zweite Trinkflasche steht entweder auf dem Fimberpaß oder ist auf dem Downhill danach verloren gegangen. Außerdem nehme ich noch einen zweiten Ersatzschlauch mit. Großzügigerweise können wir vor dem Laden die Räder abspritzen. Im Engadin haben wir zum ersten Mal sommerliche Temperaturen, sonst sind hier um diese Zeit zwar mindestens 30°C, aber etwas über zwanzig ist im Vergleich zu den Werten am Vortag gut genug. Südlich der hohen Inn-Brücke von Scuol (1.250 m) geht es ins Seitental Val S-charl zuerst über Asphalt, dann auf Naturstraße hinauf in die ehemalige Bergarbeitersiedlung S-charl (1.810 m). Wir checken im Hotel Crusch Alba ein sehr wertig eingerichteter Alpengasthof mit allem drum und dran. Sehr praktisch ist der hier angebotene Wäscheservice: am nächsten Tag in frisch gewaschene Radklamotten einsteigen ist ein Traum. Als Souvenier gibt es eine Radtrinkflasche, auf den Einkauf in Scuol hätte ich verzichten können. Nach dem umfangreichen Fünf-Gänge-Nachtessen (der Schweizer verwendet hier nicht den Begriff Abendbrot) unternehmen wir noch einen kurzen Verdauungsspaziergang, bevor es wieder mit Regen anfängt.
[82,68 km | 2.200 Hm | 6:32:36 h]
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