Seit 2006 bietet die »RSG Mittelpunkt Nortorf« im Frühjahr eine Langstreckentour an. Wie im vergangenen Jahr ist auch 2010 das Motto dieses Radmarathons Fischbrötchen essen in einer Norddeutschen Küstenstadt, nach Husum an der Nordsee in 2009 nun dieses Jahr Kappeln an dem Ostsee-Fjord Schlei.

Die äußeren Bedingungen waren für Anfang / Mitte April passabel, kein Schnee, kein Regen, morgens um sieben schon fünf Grad Celsius und ein frischer Wind aus Nord-West. Ja und intern hätte es etwas mehr Schlaf gewesen sein können, aber ich hatte da noch einen Termin bei der Kapelle TURBOSTAAT im Flensburger Volxbad, ansonsten aufgrund des langen Winters oder auch der Eiszeit zwanzig-zehn gerade mal 675 Radkilometer in den Beinen, davon 128 per Velo. In guten Jahren war es um die Jahreszeit das Vierfache. ALSO konnte ja nix schiefgehen … nein mal ehrlich, die Arroganz der letzten Jahre, 200 Kilometer auf dem Rad gehen immer! war irgendwie verflogen, ja, ich habe wieder Respekt davor!

Acht Uhr sollte Start sein und die Norddeutschen sind pünktlich. Fünf Uhr dreißig klingelte der Wecker, erstmal Wetter testen auf dem Balkon – keine Frage, lange Hose und Windstopper-Jacke, kurze Handschuhe müßten gehen, ist ja kein Frost! Dann schnell duschen, zwei Schalen Müsli, drei Espresso, Trinkflaschen aufgefüllt, Zeug in die Klappkiste geschmissen, Velo ins Auto, Kiste ins Auto, Rucksack mit Zivilsachen und Duschutensilien ins Auto und los!

Acht Uhr war Start, mindestens fünfzig Damen und Herren Randonneure waren anwesend und nach kurzer Ansprache des Nortorfer Vereinspräsidenten setzte sich der Pulk aus der Stadt heraus Richtung Norden in Gang. Anders als üblich blieb der Verband bei gemütlichen 30 bis 35 km / h zusammen, mehr als die Hälfte des Feldes erreichte sogar gemeinsam die Fähre Sehestedt am Nord-Ostsee-Kanal. Fünf Kilometer vor Sehestedt überholte ein Traktor, nur zwei Fahrer ließen sich davon provozieren und hängten sich in den Windschatten. Ich hielt das für unnötig.

Auf die Fähre mußte gewartet werden, da sie gerade am gegenüberliegenden Ufer anlag. Diese kostbaren Minuten wurden für eine Pinkelpause und einen kleinen Snack aus der Jackentasche genutzt. An Deck der Fähre gab es etwas Streß mit dem überaus freundlichen Personal. Daß nicht alle der dreißig Radfahrer Platz auf dem für sie vorgesehenen Bereich fanden oder finden wollten verletzte die Autorität des Kanalfährenkapitäns so sehr, daß er per Lautsprecheransage von der Brücke mitteilte, erst abzulegen, wenn alle von der Fahrbahn runter sind. Unten murmelte jemand, „Wir schicken den Jens hoch, der ist schon in Stimmung wegen seines neuen Sattels“. Dies war dann doch nicht erforderlich, das Boot legte irgendwann ab.

Nördlich des Kanals wurde weiter in der Gruppe durch den Naturpark Hüttener Berge Richtung Schleswig gerollt. An den Steigungen blieb das Tempo moderat, niemand versuchte die Chance zu nutzen und nach vorne auszubrechen.

Zwischen Schleswig und Kappeln am Nordufer der Schlei entlang wehte der Wind mehr von hinten und das Tempo ging zeitweise über die 40 hinaus. In der Mitte des Feldes stürzten ca. zehn Kilometer vor Kappeln zwei Fahrer, genauere Umstände sind mir nicht bekannt, zum Glück konnten sie aber die Fahrt nach kurzer Unterbrechung mit solidarischem Warten fast aller fortsetzen.

In Kappeln (KM 108) löste sich der Verband auf, es bildeten sich Kleingruppen, die verschiedene Lokalitäten zur Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme aufsuchten. Ich wich vom Thema Fischbrötchen ab und präferierte den Klassiker Tankstelle mit Wasser, Snickers, Cola und Kaffee. Um den Kaffee schnell runter zu kriegen lohnt sich das Kühlen mit stillem Wasser, der Geschmack wird zwar nicht besser, aber das Koffein bleibt ja erhalten!

Nach der Pause bestand „meine“ Gruppe noch aus sechs Leuten. Es wurde gemütlich weitergefahren. Einen Zwangsstopp wegen einer Reifenpanne mußten wir im Ostseebad Damp (KM 126) einlegen. Eine andere Gruppe überholte während der Reparatur.

In Eckernförde (KM 146) hatten wir einen Teil von denen wieder überholt, weil sie im Hafen eine Pause einlegten. Dies ließen wir aus und fuhren die letzten fünfzig Kilometer bis Nortorf durch – ohne Konflikt bei der Kanalfähre in Landwehr. Während des Wartens vergrößerte sich die Gruppe noch um einen Fahrer und erreichte gemeinsam Nortorf um fünfzehn Uhr eins, siebenundzwanzig Minuten nach den ersten Ankömmling und sechs sowie drei Minuten nach zwei Zweier-Teams.

Ach so, der als die Wand am Westensee bekannte Anstieg bei KM 185 sorgte noch kurz für Begeisterung …

Nach dem Duschen gab es Nudeln mit Hühnerfleisch, Würstchen, Kuchen, Kaffee und alkoholfreies Weißbier in der Gemeinschaftsschule Nortorf.

Statistik:

198,86 | 6:22:10 | 31,22

2 Bananen
4 Erdnuß-Karamell-Riegel
1 PB-Gel
2 Liter Xenofit Blutorange
0,5 Liter Cola
0,2 Liter Kaffee

http://www.rsg-mittelpunkt.de/200er-brevet