Bundestagsrede eines Politikers der faschistischen Partei zum Thema Fahrrad- und Fußgängerverkehr. Im bekannten zynischen Tonfall seines Milieus versucht er — untermauert mit ein paar Zahlen aus der Bundesstatistik — die Verwendung des Fahrrads im Alltag ad absurdum zu verreißen.

Ein paar Highlights aus der Rede

Quelle ist das Plenarprotokoll 19/141 (17.01.2020)

Radfahrer sind die Hauptunfallverursacher im Straßenverkehr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes werden ungefähr 5,5-mal so viele Unfälle mit Personenschaden durch Radfahrer verursacht im Verhältnis zu Unfällen durch Autofahrer. Die durch Radfahrer verursachten Unfallzahlen steigen Jahr für Jahr um 6 Prozent, und die Zahlen bei Autofahrern sinken.

Die Zahlenlage mag richtig sein und beweist einmal mehr, daß mehr für die Sicherheit des Radverkehrs besonders in Städten und Gemeinden getan werden muß. Speziell in meiner Kreisstadt gibt es seit der Wende kein Konzept für den Fahrradverkehr.

Wer sein Kind auf dem Fahrrad transportiert, setzt es einem 25-mal höheren Verletzungsrisiko aus als Eltern, die ihre Kinder im Auto transportieren. […] Das Propagieren von Kindertransport auf Fahrrädern in der Stadt ist, objektiv betrachtet, fahrlässiger Umgang mit der Gesundheit Schutzbedürftiger. […] Nüchtern betrachtet sind Fahrräder in hohem Maße unpraktisch und gefährlich.

Ohne Worte — ideologisch verblendet und realitätsfern!

Ja, Fahrräder erfüllen die sichere und komfortable Transportaufgabe bestenfalls bei schönem Wetter und in ebenem Gelände.
Kurz zur Einordnung: 3 Prozent der Personenkilometer werden auf dem Fahrrad zurückgelegt, 75 Prozent im Auto. Das Fahrrad bedient im Wesentlichen Verkehrsstrecken von durchschnittlich 9 Kilometern pro Tag und das Auto Strecken von 39 Kilometern pro Tag. Damit ist klar: Das Fahrrad ist vor allen Dingen das Verkehrsmittel der städtischen Boheme. […] Das Automobil ist das Verkehrsmittel der arbeitenden Bevölkerung, vor allen Dingen derer, die zur Arbeit pendeln.

Ich interessiere mich nicht für die Grenze der Komfortzone des Redners und des durch ihn vertretenen Klientels, muß aber fest stellen »schönes Wetter« ist eine extrem subjektive Kenngröße. Es ist schlimm, wenn man Statistiken lesen aber nicht verstehen kann: Genau die Kurzstrecke ist es, wo das Fahrrad Vorteile bietet und genau das muß gefördert werden.

»Städtische Boheme« — oh ja, ich werde mich wieder als Bohémien fühlen, wenn ich das nächste Mal mit dem Rad zur Arbeit fahre, über Land, nicht ebenes Gelände, 35 Kilometer, einfache Richtung. #FCKAFD