Besuch an einem Ort, dessen Ende beschlossen ist. Mühlrose (hsb.
Miłoraz) im so genannten Lausitzer Braunkohlerevier.

Ortseingang aus Richtung Schleife.
Ortseingang aus Richtung Schleife.

Am 01.02.2019 legt die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung (»Kohlekommission«) ihren Abschlußbericht vor. Bedeutendster Punkt ist der Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland im Jahr 2038. Manchen sind die kommenden zwanzig Jahre ein zu langer Zeitraum. Ich kann nicht einschätzen, was für dieses Programm ein geeigneter, möglichst kurzer Zeitraum, für den Übergang zu modernen Methoden der Stromerzeugung ist. Darum soll es auch nicht gehen. Nicht nachvollziehbar und absurd ist jetzt der Fakt, daß wenige Wochen nach dem Beschluß zum Ausstieg noch ein Dorf umgesiedelt und abgebaggert werden soll, um an die darunterliegende Braunkohle zu gelangen: am 28.03.2019 ist der »Umsiedlungsvertrag« zwischen der Gemeindeverwaltung Trebendorf und der LEAG unterschrieben. In fünf Jahren wird der Ort verschunden sein, daher möchte ich jetzt, im belebten Zustand noch mal hin. Im Sommer 2017 bin ich bereits einmal da gewesen. Der kleine Ort wirkte sehr gepflegt, keine heruntergekommenen, aufgegebenen Grundstücke, an einigen Häusern Transparente gegen die Kohle und gegen die Politik.

Der Hinweg verläuft über Neschwitz und Groß Särchen sowie die erst 2018 fertiggestellte Ostumfahrung von Hoyerswerda. Mühlrose liegt auf einer schmalen Landzunge, von drei Seiten umgeben von Tagebaugebiet und ist nur von Nordwesten aus zu erreichen. Wie 2017 ist alles gepflegt, die Dorfgaststätte ist geschlossen aber sonst wirkt der Ort nicht tot. Am Waldweg hinter dem Wildtiergehege komme ich mit einem Motorradfahrer von auswärts ins Gespräch, der hier eine Pause macht. Unverständnis über das Schicksals dieses Landstriches im kleinen und den Umgang mit diesem Planeten im großen auch von seiner Seite. Nach dem Gespräch fahre ich den Waldweg weiter und befinde mich plötzlich auf Betriebsgelände mit einem Bahngleis. Das muß die in den 1990ern aufgegebene Kohleverladestelle Mühlrose sein. Der Weg führt weiter vom Nochtener Weg – der ehemaligen Verbindungsstraße Mühlrose – Nochten – die jetzt im Tagebau endet. Nach ein paarhundert Metern steh ich an der Schranke, die das Gelände gegen unbefugtes Befahren absperrt, inklusive Kamera mit Blick nach außen. Ich bin aber drinnen, gehe um die Schranke und fahre zum Ort Dorf zurück. Noch ein Foto vom Ortseingang auf der Südostseite und etwas schwermütig auf die Heimfahrt.

Über Boxberg und am Bärwalder See vorbei geht es zurück. Das Wetter ist toll, viele Menschen auf dem Seerundweg, die Gastronomie hält aber noch Winterschlaf. Entang der B 156 geht es gegen den Wind bis Großdubrau und weiter am Stausee nach Bautzen.

Impressionen

Bauernhof eines Widerständlers am Ortseingang aus Richtung Schleife.
Bauernhof eines Widerständlers am Ortseingang aus Richtung Schleife.
Protest, Details.
Protest, Details.
Ortseingang Nochtener Seite.
Ortseingang Nochtener Seite.
Straße nach Schleife.
Straße nach Schleife.
Schrotholzkirche Sprey.
Schrotholzkirche Sprey.
Bärwalder See, Nordufer.
Bärwalder See, Nordufer.
Bautzen-Blick bei Großdubrau.
Bautzen-Blick bei Großdubrau.

STRAVA-Aktivität