Der bergige Radmarathon im Vogtland darf zu Saisonende auch wieder auf dem Programm stehen. Drei Tage zuvor hat sich das Wetter von hochsommerlich auf Herbst umgestellt, der Event-Tag startet mit ungewohnter Kühle und viel Feuchtigkeit in der Luft. Einige Spontan-Teilnehmer hat das Wetter verschreckt und so begiebt sich bei der kleinen Veranstaltung ein Starterfeld von nur etwas über vierzig Menschen auf die 200er Distanz.

Start bei herbstlichen Bedingungen im Waldpark Grünheide zu Auerbach/V.

Start bei herbstlichen Bedingungen im Waldpark Grünheide zu Auerbach/V.

Wie gewohnt geht es die ersten acht Kilometer bergab neutralisiert bis ins Zentrum von Auerbach. Am ersten und am zweiten Berg aus Auerbach hinaus zerlegt sich das Feld in mehrere Grüppchen, wobei ich mich im zweiten, bestehend aus vier Leuten der Thüringer Bergziegen und einem fünften Mann, ein. Am Ansteig hinter der Göltzschtalbrücke schließt Gruppe drei auf und gemeinsam geht es bis zum ersten Verpflegungspunkt bei KM 60 in Theuma.

Hier verliere ich die Gruppe, weil der Kaffee im Becher noch heiß und nicht hinterkippbar ist, der Rückstand beträgt ca. dreißig Sekunden doch wegen eines zusätzlichen Orientierungsstopps an einer Baustelle in Theuma (Pfeil sagt rechts, Track sagt geradeaus durch die Baustelle) ist meine Gruppe entgültig weg. Das ist nicht weiter schlimm, da bei dem bergigen Profil größtenteils eh das eigene Tempo gefahren werden sollte und eine Gruppe nicht viel bringt.

Etwas schwergängig weil neblig und frisch, die Beine gehen noch nicht so richtig, geht es über einen Höhenzug bei der Talsperre Muldenberg Klingenthal entgegen. Hier ist bei KM 95 der zweite Verpflegungspunkt. Als ich ankomme sind keine weiteren Teilnehmer hier, kurz vorm Aufbrechen erscheint eine kleine Gruppe, die aus Teilen meiner Gruppe vom Beginn besteht. Ich fahre vor ihnen ab und sehe sie auch erst im Ziel wieder. Bis zum Ziel ist es noch weit, zunächst kommt der lange und ansträngende Teil bis zum Fichtelberg, einmal die Pultscholle Erzgebirge an der steilen Kante hinauf. Der Abschnitt ist mir von der ersten Teilnahme in 2013 noch bitter in Erinnerung. Bis zum dritten Verpflegungspunkt auf dem Fichtelberg sind es nur fünfzig Kilometer, die haben es aber in sich und ohne Zwischenverpflegung aus der Tasche reicht es nicht, soviel ist aus 2013 gelernt.

Erzgebirgskamm Südseite, Nähe »NSG Hochmoor Sauersack« (NPR Rolavská vrchoviště).

Erzgebirgskamm Südseite, Nähe »NSG Hochmoor Sauersack« (NPR Rolavská vrchoviště).

Der lange Anstieg beginnt bei südöstlich von Graslitz (Kraslice), wo das Tal der Zwota verlassen wird und ein Höhenzug bei Heinrichsgrün (Jindřichovice) zu überwinden ist, bevor es wieder bergab nach Neudek (Nejdek) geht. Kurz vor der Abfahrt nach Neudek gibt es einen Riegel aus der Tasche, um nicht bis zum Fichtelberg zu verhungern. In Neudek steht zur Einstimmung »Boží Dar, 17 KM«. Gottesgab (Boží Dar) liegt drei Kilometer vor dem Fichtelberggipfel, heißt zwanzig Kilometer Bergstrecke mit zwei, drei kurzen Zwischenabfahrten. Der tiefste Punkt des Abschnittes ist die Rohlau-Brücke / Karlsbader Straße (Karlovarská) in Neudek mit ca. 555 m, der Fichtelberg liegt auf 1.215 m.

Was folgt ist ein sieben Kilometer Anstieg auf einen Sattel zwischen den Bergen Plattenberg (Perninský vrch, 1.000 m) und Drachenfelsen (Dračí skála, 953 m). An dieser Stelle würde sich ein Verpflegungspunkt anbieten. So bleibts bei einem kurzen Halt, dann Höhenmeter vernichten hinab nach Bärringen (Pernink). Unstetig geht es weiter bergauf, immer wieder kleine Wellen im Gelände, auffrischender Wind auf dem Kamm des Erzgebirges und zuletzt rauher Asphalt. Auf 1.083 m ist die Staatsgrenze erreicht.

Gefühlt dreihundert Meter Strecke, zwei Höhenmeter und einen Fahrer vor mir in der nicht existierenden Platzierung kann ich durch Abkürzung in den gepflasteten Fußweg direkt hinter dem ehemaligen Zollgebäude einsparen. Dann, nach einem taktischen Gel, um nicht womöglich vor den Augen der Touristen direkt im Schlußanstieg des Fichtelberges wegzuplatzen geht es in eben diesen.

Fichtelberg-Gipfel mit Fichtelberg-Haus und Bergstation der Fichtelberg-Schwebebahn.

Fichtelberg-Gipfel mit Fichtelberg-Haus und Bergstation der Fichtelberg-Schwebebahn.

Oben ist es frisch und windig aber nicht wie letztes Jahr mit strömendem Regen. Nach Kaffee & Kuchen geht es wieder hinab, voller angespannter Erwartung des neuen restlichen Streckenabschnitts, der nicht mehr ins Böhmische führt und (dem Veranstalter sei Dank‘!) den miserablen Asphalt auf der Abfahrt bis Bergstadt Platten (Horní Blatná). Es geht jetzt über Tellerhäuser, Rittersgrün, Breitenbrunn und Erlabrunn mit einem Verpflegungspunkt dreißig Kilometer vor Schluß in Erlabrunn und fünfhundert Höhenmeter zusätzlich.

Als böser Schlußanstieg wird die Straße von Wildenthal nach Carlsfeld zur Paßhöhe Hefekloß (894 m) vorangekündigt, ganz so schlimm wie erwartet werden die drei Kilometer mit rund einhundertfünfzig Höhenmeter aber nicht. Carlsfeld kommt mir bekannt vor, der neue Zwischenabschnitt wurde kurz zuvor bei Johanngeorgenstadt OT Neustadt mit der Altstrecke zusammengeführt. Von der Paßhöhe über Carlsfeld geht es neun Kilometer bergab durchs Tal der Wilzsch bis zu ihrem Zusammenfluß mit der Zwickauer Mulde in Wilzschhaus. Über schmale asphalierte Forststraßen und Nebensträßchen sind noch genau zehn Kilometer bis Grünheide zu überwinden. Diese gehen leicht wellig bergan, typisch für dieses Event wird einem bis zum Schluß nichts geschenkt.

Dafür gibt es im Ziel eine Warmverpflegung, ein Freigetränk aus dem Hause Wernesgrüner und eine Massage. Dieses kleine, recht junge Event steht den großen etablierten in nichts nach.

Fotos vom Veranstalter.

Fotos vom Veranstalter.

Medien

www.grenzland-radmarathon.de
FB
Strecke / gpsies.com
www.radsportteam-reichenbach.de

Fahrdaten (netto)

201,37 km | 7:27:49 h | 26,97 Ø | 2.678 Hm

STRAVA-Aktivität

17-03-61