Meine zweite Teilnahme am Grenzland Radmarathon im Vogtland; 2013 fand die erste statt und mir sind noch ziemlich viele Höhenmeter in Erinnerung.

Göltzschtalbrücke

Göltzschtalbrücke von 1851 – »größte Ziegelsteinbrücke der Welt«

Ausgangspunkt ist wieder der Waldpark Grünheide (»Ganzjährig geöffnete, großzügig angelegte Ferien- und Freizeitanlage mitten in der Natur«) in der Nähe der Stadt Auerbach im Vogtland. Die Anreise ins ablegene Waldeck klappt problemlos, ebenso die Registrierung dank Voranmeldung.

Nach ein paar einführenden Worten geht es hinter einem Führungsfahrzeug auf die Strecke, erst einmal wieder hinab ins Tal nach Auerbach. In den vergangenen drei Jahren hat hier der Landkreis Geld in die Hand genommen: der Zufahrtweg zum Waldpark ist neu asphaltiert. Ab Auerbach ist die Strecke vom Führungsfahrzeug freigegeben und das Feld zieht sich auseinander. Es geht nach Nordwesten, vorbei an Sehenswürdigkeiten der Region, wie die Göltzschtalbrücke und die Talsperre Pöhl. Kontrollpunkt 1 ist nach ca. 60 km in Theuma, da das Nachbardorf von Auerbach eine Brauerei besitzt hat man jene als Unterstützer der Veranstaltung gewinnen können und es gibt an allen Kontrollpunkten alkoholfreies Bier aus Wernesgrün. Der Wert dessen ist viel höher als übliche Limonaden, Früchtetees oder Iso-Getränke, die keiner kennt. Außerdem konnte ein regionaler Bäcker als Sponsor gewonnen werden und stellt Kuchen zur Verfügung, dazu Kaffee vom Veranstalter. Das heißt, man verbringt den ganzen Tag damit, Kaffee & Kuchen zu genießen und Bier zu trinken. Dazwischen immer mal zwei Stunden Radfahren.

Weiter geht’s Richtung Klingenthal, einmal über einen Höhenzug des Vogtlandes vorbei an der Talsperre Muldenberg. KP 2 / KM 95 in Klingenthal, direkt an der Grenze zu Tschechien gilt es wahrzunehmen, da ab hier bis zum nächsten Kontrollpunkt und Höhepunkt des Marathons direkt auf dem Gipfel des Fichtelberges mehr als fünfzig Kilometer größtenteils bergan gefahren wird – einmal das Erzgebirge von hinten hoch. Einziger größerer Ort auf tschechischer Seite ist die Stadt Nejdek (deutsch Neudek). Ihr Zentrum liegt auf ca. 560 m, ab hier ist es noch 25 Kilometer weit bis zum Fichtelberg (1.214 m). Der Grenzübergang vom Böhmischen ins Wettinische liegt auf einem Sattel zwischen Fichtelberg und Klínovec (Keilberg, 1.244 m – höchste Erhebung des Erzgebirges) an der Straße zwischen Boží Dar (Gottesgab) und Oberwiesenthal. Ab hier fängt es heute leicht an zu regnen. Kaum sind die letzten zwei Kilometer bis zum Fichtelberg-Gipfel (KP 3 / KM 150) geschafft fängt es richtig an zu schütten.

Fichtelberg (1214 m): Die letzten Meter zum Gipfel.

Fichtelberg (1214 m): Die letzten Meter zum Gipfel.   © GRM2016-Team

Die Veranstalter retten den Kuchen aus dem Regen und einige Teilnehmer denken ans abbrechen, da es von Westen her nicht nach einer Wetterbesserung aussieht. Bis zum Ziel sind es noch mindestens fünfzig Kilometer. Ich zieh meine Regenjacke an, spüle eins zwei Stücken Kuchen mit einem Wernesgrüner runter – Kaffee ist alle – und rollen den Fichtelberg wieder runter.

Kontrollpunkt Fichtelberg.

Kontrollpunkt Fichtelberg.

Kontrollpunkt Fichtelberg.

Kontrollpunkt Fichtelberg und Fichtelberghaus.

Die Bremsen funktionieren noch zu gefühlt weniger als zehn Prozent und vor den Kurven wird es spannend. Im Regen geht es ca. zehn Kilometer weiter, bei Horní Blatná (Bergstadt Platten) ist es wieder von oben trocken. Kurz nach dem Grenzübergang in Johanngeorgenstadt geht es wieder in den Anstieg. Oben in der Stadt am Markt ist der letzte Verpflegungspunkt (Nummer 4 / KM 175) eingerichtet. Die Betreuer wissen was von dreißig Kilometer bis ins Ziel – es können aber auch mehr sein. Es sind mehr, mittlerweile im Sonnenschein und bis auf den letzten Anstieg zum Waldpark Grünheide und fehlende Richtungsschilder und einen korrupten GPS-Track auf dem Garmin eines Mitfahrers ab Carlsfeld verläuft der letzte Abschnitt (vierzig Kilometer) ganz gut.

Im Zielbereich gibt es im Festzelt noch eine warme Mahlzeit, wahlweise Bratwurst (heißt im Vogtland Röster (oder Roster, der Dialekt ist hart ;-))) oder Wiegefleisch. Letzteres habe ich nie gehört, es sah aus und schmeckte wie warmer Leberkäse. Dazu noch ein Wernesgrüner, müsste das fünfte oder sechste des Tages gewesen sein, man kann sich auch daran gewöhnen!

Fazit: schöne kleine Veranstaltung, liebevoll gemacht. Die Recht langen Passagen zwischen den Verpflegungspunkten sollte man bedenken und eventuell entsprechend Energie mitführen.

217,13 km | 8:34:25 h | 25,32 Ø | 3.150 Hm

16-04-58

 

www.grenzland-radmarathon.dewww.facebook.com/GrenzlandRadmarathon | GPS-Track (offiziell)

Artikel Freie Presse, Vogtland
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