Persönliche Erstbefahrung (PEB) des Studenec (deutsch Kaltenberg, 736 m), sechshöchste Erhebung im Lausitzer Gebirge.

Studenec (Kaltenberg, 736 m)

Studenec (Kaltenberg, 736 m)

In der Literatur ist der Kaltenberg als dominate Erhebung im westlichen Lausitzer Gebirge, als steiler Basaltkegel mit urbewaldeten Hängen und ausgestattet mit einem 2009 nach grundhafter Sanierung wiedereröffnetem eisernem Aussichtsturm beschrieben. Gastronomie gibt es keine mehr. Von der ehemaligen Kinsky-Baude existiert nur noch ein Teil des Untergeschosses. Die Anfahrt erfolgt auf bekannten Wegen relativ direkt über Sohland an der Spree, Schluckenau, Zeidler, údolí Vlčí potok (Wolfsbachtal) (Radweg 3033), Khaatal (Oberlauf der Kirnitzsch) (Radweg 3032) und Daubitz zum Dorfe Studený (Kaltenbach) westlich des Berges. Hier soll der ca. 4,5 km lange Anstieg zum Gipfel beginnen, etwa 400 Hm sind dabei zu überwinden.

Obwohl die Temperatur nicht allzu hoch ist liegt eine drückende Schwüle über dem Land und besonders in den Tälern der östlichen Böhmischen Schweiz. Das Vorankommen ist schleppend. Den Einstieg am Fuße des Berges findet man in dem kleinen Örtchen Kaltenbach recht schnell, die weitere Ausschilderung Roter Balken ist wegen des Europäischen Fernwanderweges E3 bzw. EB (Eisenach – Budapest) hervorragend. 

Blick zum Kaltenberg von Westen.

Blick zum Kaltenberg von Westen.

Recht schnell wird auch klar, daß es sich beim Anstieg um keinen Radweg handelt, schmale Wurzelwege, ausgespülte Holwege, glatte Steine, Schlammlöcher, umgestürzte, wegen dem Naturschutz nicht beräumte Bäume charakterisieren den Weg, es ist Fußmarsch angesagt und ob genannter Schwüle eine ziemliche Schinderei. Zu Zeiten der jungen Tschechoslowakei war der Berg in die Grenzbefestigung integriert, leichte Bunker aus den 1930er Jahren lassen sich am Wegesrand ausmachen. ½ Kilometer entfernt des Gipfels zweigt der Zugang vom Hauptweg ab, Markierung Rotes Dreieck. Der Untergrund ist das historische Basaltpflaster aus dem Jahr 1890.

Anstieg, steil.

Anstieg, steil.

Leichter Bunker der Tschechoslowakischen Grenzbefestigung gegenüber Nazideutschland.

Leichter Bunker der Tschechoslowakischen Grenzbefestigung gegenüber Nazideutschland.

Zugang zum Kaltenberg-Gipfel aus Basaltpflaster.

Zugang zum Kaltenberg-Gipfel 1890 gefertigt aus Basaltpflaster.

Blick vom Kaltenberg nach Westen.

Blick vom Kaltenberg nach Westen.

Kaltenberg-Aussichtsturm.

Kaltenberg-Aussichtsturm.

Oben angekommen wird der Aussichtsturm (genietete Eisenkonstruktion mit Wendeltreppe aus Eisenguß, Höhe ca. 17 m) erklommen. Viel Aussicht ist nicht, da einige der Bäume auf dem Gipfel den Turm überragen. Wer die Aussicht genießen möchte sollte in der laublosen Zeit hier sein. Die Abfahrt erfolgt den Pflasterweg hinab zurück zum Hauptweg, über den Kaltenberg-Sattel (610 m) und Richtung Líska (Hasel). Zweites Tagesziel ist der Tannenberg (Jedlová, 774 m), ungefähr 13 km vom Kaltenberg-Gipfel entfernt in nordöstlicher Richtung. Die Route dahin läuft weiterhin über den E3. Die Bodenbeschaffenheit ist ab Líska durch die forstwirtschaftliche Nutzung recht angegriffen, ab dem Sattel U Křížového buku (An der Kreuzbuche, 537 m) wird der Weg gut fahrbar und man kann Richtung Bahnhof Jedlová  (544 m) vor dem Gipfelanstieg Strecke machen.

Velký Jedlovský rybník (Großer Tannenteich, Stausee am Kamnitzbach)

Velký Jedlovský rybník (Großer Tannenteich, Stausee am Kamnitzbach)

Blick zum Tannenberg aus Südosten.

Blick zum Tannenberg aus Südosten.

Mittlerweile hat sich das Wetter geändert und es ist nicht mehr so schwül. Es läuft. Der Gipfel des Tannenbergs ist angenehm fahrbar, der Untergrund wechselt zwischen grobem Schotter und festem gesplittetem Weg. An den steilen Rampen kurz vor oben existiert sogar Asphalt. Im Biergarten der Bergbaude sitzen einige Wanderer, ich ordere im Restaurant ein Nealkoholické pivo, welches draußen im Stehen genossen wird.

Stehbier vor der Tannenberg-Baude.

Stehbier vor der Tannenberg-Baude.

Aussichtsturm auf dem Tannenberg.

Aussichtsturm auf dem Tannenberg.

Blick vom Tannenberg nach Südwesten.

Blick vom Tannenberg nach Südwesten.

Mit Blick auf die zunehmend dichtere Wolkendecke (es wird Regen geben) trete ich unverzüglich die Heimreise über die Abfahrt nach Nordwesten und Orientierung zum Radweg 3013 an der Nordostflanke des Malý Stožec (Kleiner Schöber, 659 m). Bei Rybniště (Teichstatt) trifft 3013 auf 211, welcher direkt zum Grenzübergang Rožany (Rosenhain) – Sohland führt. Nennenswerte Anstiege bis dahin sind Široký vrch (Steingeschütte, 586 m), Skřivánčí Pole (Neu Lerchenfeld, Wüstung nach 1945, jetzt die namenlose Anhöhe zwischen Krásná Lípa (Schönlinde, im Kirnitzschtal) und Staré Křečany (Alt Ehrenberg, im Tal der Mandau) sowie der Vlčice (Šluknovská pahorkatina) (Wildschütz im Lausitzer Bergland, 512 m). Der prognostizierte Regen erwischt mich an letztgenanntem Berg und läßt erst in Sohland wieder nach, die letzten 15 Kilometer können wieder trocken von oben gefahren werden.

111,68 k | 2.500 Hm | 6:18:12 h | 17,71 Ø