Mit dem Spreewald-Radmarathon als Saison-Start im Kopf geht’s frohen Mutes zum ERZtaler im Osterzgebirge. Traditionell gab es Tags vor dem Event Regen im Tharandter Wald und ist der Wiesenparkplatz in Hartha ein Schlammloch, dieses Jahr aber zum Glück wieder ohne Kuhsch***e :-) Bis zum Start um sieben ist noch genügend Zeit die Startnummer zu holen und das Vorbereitungsritual zu zelebrieren. Kurz vor dem Start ist vom Vereinspräsidenten des Radteam Tharandter Wald zu erfahren, daß es wegen eines Automobilrennens auf einem Teil der Strecke auf tschechischer Seite eine kleine Streckenumlegung geben mußte, man hat von dem Rennen erst einen Tag zuvor erfahren und schnell eine Umleitung ausgeschildert.

Dann geht’s los, über größtenteils trockene Straßen und in einer gemütlichen Gruppe von knapp zehn Fahrern. Die Gruppe hält bis zum ersten Kontrollpunkt in Frauenstein, KM 25. Wie letztes Jahr gibt es wieder allerlei Leckereien und Kaffee.

Weiter geht’s alleine, immer schön hoch bis auf den Erzgebirgskamm mit Grenzübergang nach Tschechien und auf längerer Abfahrt hinab in Böhmische Becken. Hier scheint es in den letzten Tagen etwas mehr geregnet zu haben, die Straßen sind mit öfter mit Sediment überspült. In Dubí (deutsch Eichwald/Erzgebirge) zweigt besagte Umleitung ab: statt bis nach Krupka (deutsch Graupen) zu fahren müssen wir über die auf deutscher Seite als B 170 bezeichnete Fernverkehrsstraße Dresden – Teplitz. Das Verkehrsaufkommen ist erträglich und die meisten Autos überholen mit großem Abstand. Nach ein paar Kilometern darf diese Straße wieder verlassen werden und bis zum zweiten Kontrollpunkt in der Nähe des Mückentürmchens wird über einen ruhigen Waldweg gefahren. Am Kontrollpunkt (KM 70) wird diskutiert, ob man weiter zum Passübergang am Mückentürmchen fährt, was nicht so gerne gesehen wird, da der Parkplatz und die Straße davor als Fahrerlager des Autorennens ist. Alternativ müßte man zurück zur Fernverkehrsstraße und von da hinauf auf den Kamm beim Grenzübergang Zinnwald. Mit einer Handvoll Abtrünnigen versuche ich den Vorstoß nach vorn. Wir kommen problemlos an dem Renngeschehen vorbei und sind wieder auf der Originalstrecke Richtung Zinnwald und Altenberg in Sachsen.

Wieder allein geht’s hinab zum dritten Kontrollpunkt in Schmiedeberg, ungefähr KM 100. Der Verpflegungspunkt hier hat wieder Vollausstattung vorrätig. Gestärkt geht’s in die relativ lange 50-KM-Etappe bis zum vierten Kontrollpunkt in Schlottwitz (KM 150). Hier gibt’s Warmverpflegung – Spaghetti Bolognese wie schon im Vorjahr. Das persönliche Befinden ist hier nach zwei Dritteln der Distanz gut, bisher keine Fehler gemacht. Mit vollem Bauch ist weiter das Müglitztal hinauf zu fahren, dreißig Kilometer noch bis zum dritten Mal auf dem Erzgebirgskamm. Aus dem letzten Jahr erinnere ich mich an die besonders anspruchsvollen letzten drei Kilometer vor dem Kamm, von Geising nach Zinnwald und zieh mir am Ortseingang von Geising ein taktisches Gel rein. Es zündet rechtzeitig für den letzten Anstieg.

Ab Zinnwald verläuft die Strecke bis zum Kontrollpunkt Schmiedeberg II auf gleichem Weg, wie bei der ersten Ansteuerung Schmiedebergs. Bisher war es den ganzen Tag sonnig und angenehm warm, jetzt zieht es zu und sieht von Westen her nach Regen aus. Am Kontrollpunkt in Schmiedeberg II (KM 200) fragt noch ein Teilnehmer »Ohne Regen geht’s bei Euch wohl gar nicht?!« und erhält die trockene Antwort eines Betreuers »DAS ist das Erzgebirge!«. Dabei tröpfelt es nur leicht. Zwei Kilometer weiter ändert sich das schlagartig. Der Nieselregen wird zu Starkregen. Einige versuchen den Regen in Bushaltestellen oder unter Bäumen aus zu sitzen. Am Horizont sieht es leider nicht nach Milderung aus und ich entscheide mich zur Regenjacke, um nicht zu erfrieren. Zu dritt geht es durch die Wassermassen über die letzten reichlich zwanzig Kilometer zurück nach Tharandt und Hartha. Aus den Medien ist später zu entnehmen, daß mit mehr als vierzig Liter pro Quadratmeter fast der gesamte Monatsniederschlag für Mai gefallen ist. Im Ziel drückt mir jemand ein Bier in die Hand, das ich natürlich nicht ausschlagen kann. Der Bratwurstgrill ist leider abgesoffen, die Bratwürste sind Brühwürste und die Steaks sind Kochfleisch. Es wird also nichts mit der Tradition nach dem Event noch was vom Grill zu essen, stattdessen geht’s gleich nach Hause, leider auch ohne Duschen, da – der einzige Fehler des Tages – das Handtuch vergessen wurde …

Bis auf das Wetterereignis am Ende ist es jedoch ein sehr schönes Event gewesen und wenn meine persönliche Zählung stimmt, der fünfzigste Radmarathon seit April 2007.

228,01 k | 3.300 Hm | 8:22:09 h | 27,24 Ø

14-02-50