In 2010 hieß der ERZtaler noch »Rad-Marathon zur Augustusburg« und kann nun aufgrund von Behördenwillkür eines sächsisches Landkreises nicht mehr über dessen Hoheitsgebiet geführt werden. Das Radteam Tharandter Wald mußte sich daher eine komplett neue Streckenführung zusammenbauen und heraus kam dabei eine Route, die mehr südlich ausgerichtet ist und dreimal auf den Kamm des Erzgebirges hinauf führt. Mehrere Kilometer verlaufen durch die Tschechische Republik, die Genehmigung dafür war einfacher einzuholen, als für den Nachbarlandkreis!

Meine Anmeldung erfolgt zum spätest-möglichen Termin am Montag vor dem am Samstag ausgetragenen Event. Die Wetteraussichten sind nicht berauschend: maximal 10°C und Regen. Letzteres wird in den Tagen davor noch mehrmals gänzlich verworfen und wechselt von ganztags über nur vor mittags auf nur nachmittags. Es bleibt als spannend. Bei der 90 km Anreise beginnt der Regen direkt nach der Wetterscheide Elbe. Am Startort, Kurort Hartha, Stadtteil von Tharandt, ist es trocken von oben. Der Parkplatz ist der beschissenste, den ich je gesehen haben: vor drei Jahren wurde die Wiese noch maschinell gemäht, jetzt hat man diese Kühe abfressen lassen, mit den entsprechenden Hinterlassenschaften. Als ich ankomme ist es Punkt sieben Uhr und die meisten starten auf die 200 und 230 km Marathonrunden.

Ich fahre ca. eine Viertelstunde später los, Gruppen sind im Gebirge eh sinnlos und ich will bzw. muß mein eigenes Tempo fahren. Nach zehn Kilometern, der Wald liegt im dichten Nebel, die Straße ist klitsch-naß habe ich eigentlich keinen Bock mehr, Hose und Schuhe sind durch, oben rum hält die Regenjacke noch dicht.

Bei KM 25 in Frauenstein lockert die Stimmung auf: es gibt ein reichhaltiges Büffet und echten, heißen Bohnenkaffee. Toll bei der Temperatur von sechs Grad. Außerdem treffe ich noch eine Gesandtschaft der Kattenberger, alte Bekannte von früher, die den Radmarathon Cup Deutschland 2013 fahren. Dafür genügt die 200er Runde.

Bei KM 40 ist man zum ersten Mal auf dem Erzgebirgskamm im tschechischen Moldava (deutsch Moldau). Es folgt eine längere, anfangs serpentinen-artige, Abfahrt bis nach Krupka (deutsch Graupen). Es ist auch recht frisch aber trocken mit einem Hauch von Fernsicht. In Krupka beginnt der Gegenanstieg auf den Kamm, bei Komáří hůrka (deutsch Mückenberg), KM 72, ist man wieder oben und wird von einem kleinen Verpflegungspunkt am Mückentürmchen empfangen. Kaffee gibt es nur als Instant aus der Dose.

Die nächsten Kilometer verlaufen hügelig auf dem Kamm entlang, der Wind steht ungünstig, selbst bei Abfahrten rollt es nicht. Ab Altenberg auf sächsischem Gebiet beginnt eine längere Abfahrt mit kurzem Gegenanstieg und führt zum zweiten Kontrollpunkt bei KM 99 in Schmiedeberg. Es gibt wieder echten Kaffee und es die Wolkendecke reißt auf, Sonne, was für ein Glück. Noch ein knackiger Anstieg, dann mehr oder weniger bergab bis Dresden. Unterwegs gabele ich eine Achter-Gruppe auf, für die Anstiege und den Gegenwind sind einige schon zu angeschlagen und ich kann sie hinter mir lassen. Ab Dohna geht es das gesamte Müglitz-Tal hinauf. In Schlottwitz bei Glashütte, KM 147, gibt es den nächsten Kontrollpunkt und eine warme Mahlzeit (Spaghetti Bolognese). Beim Essen treffe ich die Gruppe wieder, fahre aber eher los und sehe sie nicht wieder. Das Wetter ist noch okay, die Sonne scheint aber von Westen schiebt sich der nächste Regen ins Tal. Es nieselt kurz.

Bis Geising, KM 171 ist der Anstieg nicht schlimm, doch die drei Kilometer nach Zinnwald und noch einer im Ort sind böse. Auf dem Kamm steht der Wind jetzt aber aus günstiger Richtung und schiebt den kurzen Anstieg in Altenberg. Am höchsten Punkt, etwas nördlich von Altenberg, KM 180, zieh ich die Regenjacke wieder an und plötzlich ergießt sich ein heftiger Schauer. Erst kurz vor dem zweiten Mal Schmiedeberg läßt es nach. Alles ist naß, zum Glück hält aber die Jacke auch das ab. In Schmiedeberg II wieder einen Kaffee und Kuchen, es ist ja an der Zeit und nur noch 30 KM nach Hause, das meiste davon bergab, nur die letzten drei hinauf nach Kurort Hartha bedeuten nochmals drücken.

Im Depot, der Grundschule des Ortes, gibt es Gegrilltes, Kuchen, Weißbier und eine warme Dusche. Auf der Heimfahrt, kaum im Auto, wieder Regen!

220,92 k | 3.300 Hm | 8:35:49 h | 25,69 Ø

→ www.radteam-tharandterwald.de