Der Rostocker Radmarathon wird zum neunten Mal ausgetragen und ist dieses Jahr zum ersten Mal als Teil der NordCup-Serie ausgeschrieben. Gegen Ende der Saison 2012 kommuniziert das NordCup-Management, Rostock ist eine Joker-Veranstaltung und nächstes Jahr nicht mehr Event der Serie. Ich bin alle NordCup-Läufe der letzten fünf-sechs Jahre mindestens einmal gefahren und möchte mit Rostock den letzten weißen Flecken auf meiner Liste ausfüllen.

Die Wettervorhersage kann für Anfang September nicht besser sein: es wurde ein heißer (Spät-)Sommertag prognostiziert. Mein Trainingszustand bereitet mir dagegen Sorgen. Die Grundlagenausdauer steht zwar, Tempohärte fehlt aber aufgrund nicht möglicher Trainingseinheiten ab Mitte Juli und im August. Getreu dem Motto solange der Kopf kann können die Beine erfolgt schließlich zum letztmöglichen Anmeldetag die Nennung.

Rostock ist laut Google zweieinhalb Stunden entfernt, ich plane etwas großzügiger und starte vier Uhr, um sieben Uhr da zu sein und einen Parkplatz zu finden sowie das Rad aufzubauen. Das Autothermometer zeigt angenehme zehn Grad, zum Wachwerden und den Puls hoch kriegen hilft der dichte Nebel in Ostseenähe, immer wie tauchen wie aus dem Nichts die schwach glimmenden Rücklichter anderer Wagen auf.

Zehn vor sechs bin ich in Rostock an der Sportstätte des PSV Rostock. Auf dem Gelände ist noch nichts los, vor dem Zaun stehen Autos und Wohnanhänger von Bekannten aus der Szene, die schon am Vortag angereist sind. Ich park drinnen und warte auf die Veranstalter. Kurz nach sechs treffen sie ein und als erster Teilnehmer an der Anmeldung gibt’s die Nummer 1. Bald ist auch der Imbiss geöffnet, also noch einen Kaffee zum Brötchen, dann eine halbe Stunde Schläfchen, bis gegen halb acht der Start erfolgt ist noch viel Zeit.

Frühzeitiges Erscheinen sichert die besten Startnummern.

Frühzeitiges Erscheinen sichert die besten Startnummern.

Vom Start weg sind wir zuerst eine kleine Fünfergruppe. Nach ein paar Kilometern holt uns ein großes Feld ein und wir brettern mit dreißig-vierzig Leuten durch das nebelverhangene Umland südlich Rostocks. Der Nebel ist so dicht, daß sich die Feuchtigkeit am Rad und an der Bekleidung niederschlägt sowie in Kombination mit der Geschwindigkeit Richtungspfeile übersehen oder zu spät erkannt werden. Immer wieder heikle Situation mit Berührungen und Beinahe-Crashs. Der Marathon hat Renncharakter, von Einerreihe bis Ausnutzung der gesamten Straßenbreite ist alles dabei. Maßgeblich wird dies durch echte Rennfahrer aus der Region beeinflußt. Dafür sind die Pausen an den Kontrollpunkten sehr ausgiebig und ich finde zweimal wieder Anschluß an die Gruppe, obwohl ich abreißen lassen mußte.

Das Tempo ist hoch, beim Kontrollpunkt bei KM 90 stell ich einen 35er Schnitt fest, eigentlich zu viel für ruhig angehen lassen, aber es läuft ja. Aus der Führungsarbeit halte ich mich schmarotzerhaft fein raus und bei Seitenwind wähl ich auch die geschützte Seite, schön assig aber zweckdienlich.

Verträgliche Gruppenfahrt.

Verträgliche Gruppenfahrt.
Foto © H-F-S

An der Kühlung bei KM 110 ist aber endgültig Schluß mit der Gruppenfahrt. Die Ortskenntlichen verschärfen bei hässlichem Seitenwind und den Steigungen der Kühlung das Tempo und zerlegen das Feld. Bei der Kontrolle an KM 140 finde ich sie wieder, fahr aber nach der Suppenmahlzeit (und einem Stück Kuchen), die hier gereicht wird, alleine weiter, aus Sicherheitsgründen. Von hier an wird es mit dem Wind ein Problem, kilometerlange Alleen, windanfällige offene Landschaften und teilweise rauer Asphalt, auf dem es nicht rollen will lassen den  Marathon mental werden. Noch sechzig Kilometer bis ins, Ziel, dreißig bis zum nächsten Kontrollpunkt. Am letzten Kontrollpunkt gibt es endlich Cola. Der Abgeordnete am Verpflegungstisch tut etwas überrascht, als ich einen zweiten Becher haben möchte. Haben die etwa zu eng kalkuliert? Allgemein ist die Verpflegung in Ordnung, was fehlt sind Brotscheiben mit Salami, ob wegen er Hitze oder generell nicht ergründe ich nicht.

Vom letzten Kontrollpunkt weg fahre ich die knapp dreißig Kilometer ins Ziel auch alleine, anfangs ist ein kurzes Stück mit Rückenwind – was für eine Wohltat!

Im Ziel wird gegrillt, die Steaks sind gut und das Bier läuft.

Dann duschen und Rückreise.

NC Rostock, offizieller Track bei bikemap.net

NC Rostock, offizieller Track bei bikemap.net

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