Der Bungsberg in der Holsteinischen Schweiz ist mit seinen 166 Metern die höchste Erhebung des Bundeslandes. Da gewesen bin ich in den letzten drei Jahren noch nicht und so sah ich den Brevet ab Norderstedt als willkommenen Anlaß, dies jetzt nachzuholen. Veranstaltet wurde der Brevet am 05. April vom Audaxclub-SH und der BSG der Firma Ethicon, deren Betriebsgelände in Norderstedt auch als Start- und Zielort genutzt wurde. Wie schon vor einer Woche in Nortorf war wieder Regen angesagt und es kostete etwas Überwindung, am Sonnabend zeitig wie in der Woche aufzustehen, um dann bei fünf Grad Außentemperatur acht Stunden im Nassen Radzufahren. Beim Veranstalter abzusagen war mir allerdings zu blöde, gab es doch keinen akzeptablen Grund. Lustlosigkeit zählt nicht – also ging es los.

Am Start waren sechsunddreißig Leute, wegen der Nähe zu Hamburg hätte ich mehr erwartet. Wie angesagt regnete es und sah auch nicht so aus, als wenn sich das die nächste Zeit ändern würde. Doch gefehlt – der Regen wurde stärker.

Auf den ersten Kilometern blieb das Feld noch zusammen doch außerhalb von Norderstedt bildeteten sich die ersten Grüppchen vorne waren wir neun und fuhren in Zweierreihe und regelmäßig wechselnder Führungsarbeit recht flott bis nach Wahlstedt, wo die erste Kontrolle in einer Tankstelle (KM 52) stattfand.

Der zweite Streckenabschnitt bis Schönwalde am Bungsberg war bergiger, was ich begrüßte, da dadurch langsamer gefahren wurde. Bis Eutin sind aus der Gruppe zwei ausgestiegen, hier in Eutin, wo an mehreren Ampeln gewartet werden mußte kam ein Liegeradfahrer hinzu. Bergab und auf der Graden war er etwas schneller, in den Steigungen ließ er aber immer nach.

In Schönwalde stempelten wir wieder an einer Tankstelle (KM 110), da die anderen sich auch etwas Zeit ließen bestellte ich einen Kaffee und nahm eine Cola für die Not mit. Dieses mal hatte ich die Regenjacke nicht nur mit sondern auch gleich vor dem Start angezogen. Darunter war noch alles trocken. Außentaschen hat sie leider keine bis eine kleine Tasche auf dem Ärmel, worin ich den Riegelbedarf für eine Etappe verstaut habe. Der Reißverschluß funktionierte wegen dem Sand und den vom Regen steifen Fingern auf der zweiten Hälfte der Tour nicht mehr und weil es wie geschrieben sonst keine Verstaufächer gab hatte ich keine Möglichkeit, während der Fahrt was zu essen.

An der Tankstelle in Schönwalde fuhren wir zu fünft und mit dem Liegeradfahrer los. Ich mußte noch mal kurz halten, weil ich mir nicht sicher war, ob das CamelBak richtig zu war und brauchte dann zwei Kilometer, bis ich wieder an der Gruppe dran war. Das Gelände war wieder flacher und das Tempo hoch wie auf der ersten Etappe. Bei Kilometer 136 haben wir uns an der B207 verfahren, nach ein bis zwei Kilometern wurde dies aber zum Glück bemerkt und wir hatten nur dieses Stück zurückzufahren. Bei Kilometer 150 in Curau holten wir eine andere Gruppe ein, ich hängte mich bei denen rein, weil mir die anderen nun doch zu schnell waren. Bald merkte ich, daß diese Gruppe gar nichts mit dem Brevet zu tun hatte, sie fuhren mit einem anderen Verein nach Hamburg-Hamm. Meine Gruppe einzuholen war es jetzt zu spät, sie waren bereits aus dem Sichtfeld.

Also erstmal angehalten, Cola getrunken und auf dem Kartenmaterial nachgeguckt, wo man denn genau ist und wie es weiter geht. Bei dem Regen die Wegbeschreibung in den Händen halten machte es nicht gerade einfacher, hier muß fürs nächste Mal noch eine Lösung geschaffen werden.

An der B207 am Abzweig Reinsbek kam mir Burkhards Gruppe bestehend aus neun Fahrern entgegen. Knut K., der zu Beginn mit in der ersten Gruppe fuhr sagte, die hätten einen anderen Weg gefunden, um das Stück B206 zu minimieren. Mit dieser Gruppe erreichte ich bald den dritten Kontrollpunkt, das Restaurant »Forsthaus Bolande« in Reinfeld / Holst. (KM 171)

Burkhard fragte die Bedienung, ob es auch Kuchen gäbe und ob wir uns so naß und dreckig setzen dürfen. Sie hatte nichts dagegen und nachdem ich mich auf der Toilette den Umständen entsprechend tafelfein hergestellt hatte stand feinster Erdbeerkuchen mit Schlagsahne und ein Kännchen Kaffee am Platz.

Nach der Pause, die paarundzwanzig Minuten gedauert hatte, kam ich nicht mehr recht in Gang, es regnete zwar nicht mehr, aber alles war naß oder wenigstens klamm. Wir fuhren zu fünft los, zwei Fahrer aus Dänemark und ein dritter Mann wechselten sich vorne ab und Burkhard gab von hinten die Richtungsangaben. Unterwegs holten wir noch Knut K. und Ludger F. ein, die schon vor uns am Restaurant langsam losgefahren waren, sie blieben aber nicht dran.

Nach offiziellen acht Stunden fünfundzwanzig und zweihundertneunzehn Kilometern rollten wir beim Haupteingang von Ethicon bei Sonnenschein fuhr, danach ging es unter die heiße Dusche, wer mochte konnte noch eine Sauna nehmen. In der Turnhalle der Firma standen Kesselgulasch, Schnittchen, Gemüse und Nascherei bereit, um die Tour kulinarisch ausklingen zu lassen. Einige bedauerten jetzt, daß es wieder keine hundert Prozent Regen gab. Hundertsiebzig von zweihundertzwanzig Kilometer im Dauerregen fahren war m. E. aber ausreichend.

Meine Gruppe im Ziel (Foto: Audaxclub S-H)

Meine Gruppe im Ziel (Foto: Audax-Club S-H)

[220,11 / 8:23:28]

Bericht von Burkhard